Albert Speer junior: Leidenschaftlicher Stadtplaner
16. September 2017
Während sein Vater Monumentalbauten für die Nazis errichtete, wollte Albert Speer junior Städte für Mensch und Umwelt nachhaltig gestalten. Der weltweit gefragte Architekt starb am 16.09. mit 83 Jahren.
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Albert Speer Junior: zwischen Frankfurt und Shanghai
Nur Architekt, das wollte er nicht sein. Albert Speer Junior hat sich immer schon als Städteplaner gesehen. Dennoch ist er einer der berühmtesten deutschen Architekten und hat weltweit seine Spuren hinterlassen.
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Für umweltverträgliche Stadtplanung
Albert Speer Junior prägte den Begriff der "intelligenten Stadt". Nicht nur ökologisch sollte sie sein, sondern auch das Wohnen und Arbeiten enger verknüpfen. So wie in diesem Büro- und Wohngebäude "Oval" am Baseler Platz in Frankfurt von 2004. In Deutschland gestaltete er Innenstädte neu, in China schuf er ganze Satellitenstädte. Speer junior starb am 16. September 2017 nach einem Sturz.
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Der Brücken- und Bankenbauer
In seiner Wahlheimat Frankfurt am Main erhielt Albert Speer 1972 den ersten großen Achitekturauftrag von der DG Bank. Später war er dort auch beteiligt am Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB). Überhaupt ist sein Name eng mit Frankfurt verbunden. So gestaltete er in den 80er Jahren das Museumsufer und baute den Holbeinsteg, eine Fußgängerbrücke als Verbindung zur Innenstadt.
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Große Pläne oder Luftschlösser?
1999 präsentiert Albert Speer in Frankfurt sein Modell vom "Urban Entertainment Center", einem Einkaufs- und Naherholungsgebiet. Als "Luftschlösser" bezeichnete die Presse das Ensemble 2004. Da hatte das Projekt bereits mehr als 50 Millionen Euro verschlungen. Mittlerweile ist der ehemalige Güterbahnhof ein grünes Wohnquartier. Viele Ideen von Albert Speer blieben allerdings auf der Strecke.
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Gerichtskomplex in Saudi Arabien
Wo immer er baute, hat sich Albert Speer erst einmal mit dem Klima und der Topografie auseinandergesetzt. Er plante energieeffizient auf möglichst kleiner Fläche, wie bei diesem Gerichtskomplex in Saudi Arabien. Auch wenn er sich in seiner Architektur nicht verewigen wollte, mit diesem Monument dürfte es ihm gelungen sein. Dass er nicht nur für Demokratien arbeitete, wurde ihm oft vorgeworfen.
Bild: Albert Speer & Partners
Weimar in Shanghai
Westlich von Shanghai liegt diese Fachwerkhaussiedlung. Dort, wo früher Äcker und Felder bewirtschaftet wurden, entwarf Albert Speer eine Kleinstadt für 30 000 Einwohner. Die Häuser im deutschen Fachwerkstil sind der Stadt Weimar nachempfunden. Insgesamt gibt es sieben solcher Satellitenstädte um Shanghai, von verschiedenen Architekten jeweils im Stil einer europäischen Nation konzipiert.
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Deutscher Look in China
Der "German Look" ist in China beliebt. Immer wieder hat Albert Speer Junior in China gebaut. Wolkenkratzer gibt es in seiner Satellitenstadt vor Shanghai nicht, denn ihm ging es darum, Städte für Mensch und Umwelt verträglich und nachhaltig zu gestalten. In China, aber auch in Saudi-Arabien, Libyen und Nepal konnte er das verwirklichen, was ihm als "Idealstadt" vorschwebte.
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Der Rheinboulevard in Köln
Weniger Autos, kürzere Wege, lebendige Innenstädte, das waren immer wieder die großen Ziele von Albert Speer. In Köln legte er 2008 einen Masterplan für die Neugestaltung der Innenstadt vor mit Museumsinsel, Grünflächen und einem Rheinboulevard. Wie in vielen anderen Städten auch läuft längst nicht alles nach Speers Plänen. Immerhin ist die Neugestaltung des Kölner Rheinufer abgeschlossen.
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Albert Speer junior setzte sich für umweltverträgliche Stadtplanung ein, mit Grünflächen und kurzen Wegen zwischen Arbeit und Wohnort. Er schuf lieber nachhaltige Bauten statt monumentaler Wolkenkratzer. Am vergangenen Freitag starb der berühmte Architekt. Einen Sturz in seiner Wohnung hat er trotz anschließender Operation nicht überlebt.
Albert Speer war mit seinem Büro AS & Partner weltweit aktiv und der bedeutendste Stadtplaner seiner Generation. Auch global versuchte er, seine Philosophie von einer nachhaltigen Stadtentwicklung umzusetzen. Dazu gehörten für ihn energieeffiziente Gebäude auf möglichst kleiner Fläche. Ob in Europa, Asien oder Afrika - nach Speers Ansicht konnte überall "intelligent" gebaut werden.
Seiner Wahlheimat Frankfurt war er in vielen Projekten verbunden. Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann betonte, Speer sei ein Querdenker gewesen. "Er hat Frankfurt geprägt", sagte Feldmann und verweis auf die Entstehung des bekannten Museumsufers am Main.
Im Schatten seines Vaters
Speer war sehr daran gelegen, in Medien und Öffentlichkeit nicht mit seinem Vater - dem gleichnamigen Chefarchitekten und Rüstungsminister des NS-Diktators Adolf Hitler - in Verbindung gebracht zu werden. Dennoch konnte er dem Schatten seines Vaters kaum entrinnen.
Dabei stellte sich Speer junior stets seiner Familiengeschichte. Zusammen mit zwei Geschwistern beteiligte er sich etwa an Heinrich Breloers dreiteiligem Doku-Drama über den NS-Großbaumeister, den die ARD 2005 ausstrahlte.
Speer wurde 1934 als ältestes von sechs Kindern in Berlin geboren. Nach dem Krieg entwickelte er als Schüler ein Stotter-Syndrom, das er im Erwachsenenalter überwand, indem er sich wiederholt Redesituationen auslieferte. Er absolvierte zunächst eine Schreinerlehre, machte das Abitur nach und studierte dann in München Architektur.
Projekte in der ganzen Welt
Anfang der 60er Jahre arbeitete er in einem namhaften Architekturbüro in Frankfurt. 1964 gründete er sein eigenes Büro. Speer gewann mehrere Wettbewerbe, darunter 1966 den Deubau-Preis. Außergewöhnlich war damals seine Zusammenarbeit mit Soziologen im Städtebau.
Heute hat die Frankfurter Firma AS&P (Albert Speer und Partner) rund 200 Mitarbeiter weltweit und eine Tochtergesellschaft in Shanghai. Das Architektenbüro war unter anderem an der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover und am Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main beteiligt.
Es beriet aber auch die algerische Regierung und hatte Projekte in Saudi-Arabien. Die Verbindung von traditionellem Städtebau mit modernster Infrastrukturtechnologie machte im arabischen Raum Schule. Immer wieder wurde Speer allerdings vorgehalten, dass er für undemokratische Regime wie in Saudi-Arabien und Algerien arbeite. Er selbst wollte leit eigener Aussage dabei auch zur sozialen Entwicklung der Länder und damit hin zur Demokratie beitragen.