Alcatraz: Wird die Touristenattraktion wieder zum Gefängnis?
6. Mai 2025
Einst wurden in Alcatraz die berüchtigtsten Kriminellen der USA weg gesperrt - jetzt soll die legendäre Gefängnisinsel im Bundesstaat Kalifornien eine neue Ära erleben. US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass er Alcatraz wieder als Gefängnis nutzen wolle: Er habe die Behörden angewiesen, das Gebäude zu modernisieren und wieder zu eröffnen.
In der derzeit als Touristenattraktion genutzten Anlage in der Bucht von San Francisco sollen dann "Amerikas gefährlichste und gewalttätigste Kriminelle" untergebracht werden. "Als wir noch eine ernsthafte Nation waren, haben wir nicht gezögert, die gefährlichsten Kriminellen einzusperren und sie weit weg von allen zu halten, denen sie schaden könnten", erklärte Trump auf seiner Onlineplattform Truth Social und fügte hinzu: "So sollte es auch sein."
Sein Vorschlag stieß auf heftige Kritik. Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, bezeichnete den Vorschlag als "nicht ernst gemeint". Der kalifornische Senator Scott Wiener nannte die Idee "tief verstörend" sowie einen "Angriff auf den Rechtsstaat".
Mythos Alcatraz: Das Gefängnis von Al Capone
Mit diesem Vorstoß hat sich Trump eines der berühmtesten Gefängnisse der Welt vorgenommen - bekannt für seine Gefangenen, ihren spektakulären Fluchtversuchen und dem imposanten Äußeren. Die Gefängnisanlage ist rund 1,5 Kilometer vom Festland entfernt und besteht aus massiven Betonbauten, errichtet auf einem steilen Felsen. Ursprünglich als Militärfestung in den 1850er Jahren errichtet, wurde sie später zum Hochsicherheitsgefängnis für etwa 330 Insassen umfunktioniert.
Von 1934 bis 1963 waren in Alcatraz die berüchtigtsten Verbrecher der USA inhaftiert. Dazu gehörten der Mafiaboss Al Capone, der von 1934 bis 1939 wegen Steuerhinterziehung in Alcatraz eingesperrt war, obwohl er auch mit zahlreichen anderen Verbrechen in Verbindung gebracht wurde.
Auch George "Machine Gun" Kelly gehörte zu den Insassen. Nachdem er mehrfach einen Ausbruch aus einem anderen Gefängnis ankündigte, wurde er schließlich 1934 ins Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz verlegt. Dort verbüßte er bis 1951 seine Strafe.
Extrem ausbruchssicher, oder?
Alcatraz galt vor allem aufgrund der Strömungen und eisigen Gewässer rund um die Insel als nahezu ausbruchsicher. Dennoch versuchten insgesamt 36 Häftlinge während der 29-jährigen Betriebszeit des Gefängnisses zu fliehen. Während einige gefasst wurden und andere bei ihren Versuchen ums Leben kamen, gibt es auch Ausbrecher, deren Schicksal bis heute ein Rätsel bleibt.
Besonders berühmt ist der Fluchtversuch von Frank Morris und den Anglin-Brüdern im Jahr 1962. Ob sie ihr Ziel erreichten oder in den Tiefen der Bucht verschwanden, konnte nie aufgeklärt werden. Ihre Geschichte war später jedoch Vorlage für den Roman "Flucht von Alcatraz" und den gleichnamigen Film mit Schauspieler Clint Eastwood in der Hauptrolle. Es ist einer von vielen Filmen rund um Alcatraz.
Warum wurde Alcatraz geschlossen?
1963 wurde Alcatraz offiziell aufgrund hoher Betriebskosten geschlossen. Die Versorgung der Insel mit Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff musste per Boot erfolgen; die Kosten schnellten damit in die Höhe. Das raue Kima auf der Insel hatte den Gebäuden zudem stark zugesetzt, die Mauern waren porös geworden.
Aber auch der politische Wandel in den 1960er Jahre spielte eine Rolle. Der Strafvollzug sollte moderner werden; Gefängnisse sollten nicht nur zur Bestrafung, sondern auch zur Resozialisierung dienen - ein Ansatz, der sich mit den kleinen dunklen Zellen von Alcatraz und dem Isolationstrakt für besonders aufmüpfige Insassen nur schwer vereinbaren ließ.
Wie wahrscheinlich wäre eine Wiedereröffnung?
Fachleute äußern deshalb große Zweifel an einer möglichen Wiedereröffnung. Es würde enorm viel Geld kosten, Alcatraz wieder in ein funktionierendes Gefängnis umzuwandeln, sagte Professor Gabriel Jack Chin von der Davis School of Law an der University of California gegenüber der BBC.
Und es sei aus seiner Sicht auch gar nicht notwendig. In den bestehenden Gefängnissen gebe es viele leere Betten, so Chin. "Es ist also nicht klar, ob ein neues Gefängnis benötigt wird." Die Zahl der Inhaftierten hat sich laut der Statistik-Plattform Statista seit der Jahrtausendwende kaum verändert und gehört im weltweiten Vergleich zu den höchsten der Welt.
Für Chin ist der Vorstoß vor allem Symbolpolitik. Der Präsident wolle damit die Botschaft vermitteln, dass seine Regierung hart gegen Verbrechen vorgehen werde - eines der Hauptziele in seiner Amtszeit. Izzy Gardon, Sprecher des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom, wies in der New York Times darauf hin, dass es viele Jahre dauern würde, Alcatraz wieder in ein Gefängnis umzuwandeln. Die Bundesregierung müsste viel Geld in einer Zeit investieren, in der Trump die Ausgaben kürzen will.
Vom Denkmal zum Gefängnis?
Auch rechtlich gesehen ist die Umsetzbarkeit fraglich. Alcatraz steht heute unter Denkmalschutz und dient als Museum, verwaltet vom National Park Service. 1986 wurde es zum Nationalen Historischen Wahrzeichen erklärt. Jährlich kommen etwa 1,2 Millionen Touristen zu Besuch.
Alle baulichen Veränderungen unterliegen damit strengen Vorschriften. Die Auszeichnung als Historisches Wahrzeichen kann jedoch auf Antrag des Eigentümers oder auf Initiative des US-Innenministeriums wieder zurück genommen werden. Wieviel Widerstand aufkommen wird, ist unklar. Das Bureau of Prisons, die für die Verwaltung der Bundesgefängnisse zuständige Behörde des Justizministeriums, erklärte bereits, "alle Anordnungen des Präsidenten befolgen" zu wollen.