Den Lebensmittelhändler Lidl zieht es wie den Erzrivalen Aldi zunehmend in die Innenstädte. Auch im Ausland liefern sich die Konkurrenten einen harten Wettbewerb.
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Ausgerechnet auf der Düsseldorfer Luxus-Einkaufsmeile Königsallee ("Kö") hat der Discounter Lidl an diesem Donnerstag einen Markt eröffnet. Das Unternehmen zielt mit seiner vergleichsweise kleinen Filiale mit nur 700 Quadratmetern Verkaufsfläche vor allem auf den schnellen Einkauf im "Vorbeigehen". Und auf den Konkurrenten Aldi, der auf der anderen Straßenseite schon seit einiger Zeit einen Markt betreibt.
Dabei hat Lidl neben den Anwohnern auch die Mittagspause der zahlreichen Büroangestellten im Umfeld im Fokus. Für die kommenden Jahre plant Lidl nach eigenen Angaben, neue Standorte in ganz Deutschland zu erschließen. Potenzial sehe man insbesondere in den Metropolen, aber auch im ländlichen Bereich.
Derzeit umfasst das Filialnetz rund 3200 Märkte. Für die neue Filiale auf der "Kö" gebe es keine Schließung an anderer Stelle. Nach Daten des EHI Retail Institute beträgt die durchschnittliche Verkaufsfläche der Lidl-Märkte knapp 900 Quadratmeter mit einer steigenden Tendenz.
Aldi als Vorreiter
Aldi Süd hatte bereits vor fünf Jahren einen Markt auf der "Kö" eröffnet und damals darauf verwiesen, dass die Nobeladresse selbst nur ein Nebeneffekt sei. Passend zum alten Händlerspruch "Wettbewerb belebt das Geschäft" sieht Lidl die unmittelbare Konkurrenz auf der "Kö" zu dem nur wenige Meter entfernten Aldi-Markt sportlich: "Mehr Händler bedeuten eher, dass die Anziehungskraft dieses Standortes insgesamt noch weiter steigt", erklärte ein Lidl-Sprecher im Vorfeld.
Beide Discount-Ketten stehen unter erheblichem Druck. Denn nach einer Marktanalyse der Gesellschaft für Konsumforschung verloren die Billiganbieter insgesamt in den ersten sechs Monaten spürbar Marktanteile an die großen Supermarktketten wie Edeka oder Rewe. "Während die Super- und Verbrauchermärkte ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2019 um gut zwei Prozent, die Drogeriemärkte sogar um knapp drei Prozent steigern konnten, müssen sich die Discounter um eine 'schwarze Null' bemühen", berichtet die GfK.
Expansion ins Ausland
Da zu Hause die Möglichkeiten wegen des dichten Netzes von Supermärkten, Drogerien und Discountern begrenzt sind, expandieren Aldi und Lidl seit Jahrzehnten ins Ausland. Filialen der Unternehmen sind mittlerweile in fast allen Ländern Europas, in weiten Teilen der USA sowie in Australien zu finden. Im Frühjahr 2017 erfolgte der Markteintritt von Aldi Süd in China. Ausgewählte Produkte wurden zunächst ausschließlich über eine chinesische Plattform angeboten. Die erste Filiale eröffnete im Juni dieses Jahres in Schanghai. Komplett ausgespart wurden bisher Aktivitäten in Südamerika und Afrika.
Aldi Nord und Süd kommen sich im Ausland nicht in die Quere, denn wie in Deutschland haben sich die beiden Konzerne die Welt aufgeteilt. Was jedoch in vielen Ländern auffällt, ist die direkte Konkurrenz zwischen Lidl und Aldi Süd.
Aldi und Lidl rocken Großbritannien
Oft liefern sie sich knallharte Duelle um die Gunst der Kundschaft. Dabei purzeln oftmals die Preise, was auch der einheimischen Konkurrenz das Leben schwer macht. So kamen die beiden deutschen Discounter beispielsweise 2016 in Großbritannien auf einen Marktanteil von etwas mehr als 10 Prozent - zu Lasten der so genannten "Big Four", der vier großen Supermarktketten Tesco, Sainsbury's, Asda und Morrison. Bis 2022 will allein Aldi das Vereinigte Königreich mir 1000 Filialen beglücken.
ul/hb (dpa)
11 nützliche Tipps für den deutschen Supermarkt
Wo liegen die Eier? Warum sind die Einkaufswagen aneinander gekettet? Die folgenden Hürden müssen nach Deutschland Zugezogene beim ersten Besuch in einem deutschen Supermarkt überwinden.
Bild: DW/E. Grenier
Kenne Dein Ziel
Die Lebensmittelgeschäfte in Deutschland sind kategorisiert, was Neuankömmlinge verwirren kann. Einige Ketten sind Supermärkte, andere heißen Discounter. Hinzu kommen Bio-Märkte, die nur Bio-Lebensmittel verkaufen. Für Rezepte aus dem Nahen Osten empfehlen sich türkische und arabische Märkte, für die asiatische Küche der, na? Asiamarkt! Ist doch gar nicht so schwer, wenn man weiß, was man will.
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Vielfalt gegen Preis
Während typische Supermärkte eine größere Auswahl an Produkten anbieten, bieten Discount-Ketten weniger Marken und Waren an, was die Suche frustrierend enden lassen kann. Trotzdem hat sich der Sparfuchs-Ansatz der deutschen Discounter zum Exportschlager entwickelt. Lidl und Aldi haben Filialen in der ganzen Welt eröffnet.
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Ohne Kleingeld kein Einkaufswagen!
Viele Auswanderer amüsieren sich über die aneinander geketteten Einkaufswagen. 50 Cent, ein oder zwei Euro sind zum Entsperren notwendig - und könnten wohl niemanden ernsthaft vom Diebstahl abhalten. Darum geht es aber nicht: Der Pfand soll die Kunden motivieren, die Wagen nach ihrem Gebrauch ordentlich zurückzustellen. Erst, wenn der Wagen wieder angeschlossen ist, wird die Münze freigegeben.
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Verblüffe Deine Heimat mit billigen Preisen
Ein Pudding in einem Discounter sorgte für einen diplomatischen Aufruhr, als ein Israeli auf der inzwischen gelöschten Facebook-Seite Olim L'Berlin ("Lasst uns nach Berlin ziehen") seinen Kassenbon als Beleg für die unschlagbar günstigen Lebenshaltungskosten in der deutschen Hauptstadt postete. Israelische Politiker reagierten wütend, weil die Menschen "Israel für einen Pudding verlassen" könnten.
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Eier liegen nicht in der Kühltheke
Jeder Nordamerikaner würde auf der Suche nach Eiern das Kühlregal ansteuern. In Deutschland liegen sie im ganz normalen Regal. Warum? Um Salmonellen zu verhindern, werden Eier in den USA desinfiziert, bevor sie in die Läden kommen. Der Prozess zerstört jedoch die äußere Schutzschicht, weshalb die Eier gekühlt werden müssen. In der EU bleiben die Eier unbehandelt, hier werden die Hühner geimpft.
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Für Sonntag im Voraus planen
Füllen Sie den Kühlschrank im Voraus, denn die Geschäfte haben sonntags geschlossen. Die Öffnungszeiten sind gesetzlich geregelt, damit Arbeitnehmer einen garantierten Ruhetag haben. Eine Alternative sind Kioske und Tankstellen, die sonntags geöffnet sind und das Nötigste anbieten. Und es gibt Ausnahmen: An verkaufsoffenen Sonntagen - besonders vor Weihnachten - dürfen alle Läden die Türen öffnen.
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Lange Wochenenden sind wie die Apokalypse
Feiertage wie Ostern und Weihnachten begehen deutsche Familien wie auch andernorts oft mit festlichen Mahlzeiten. Beim Einkauf kurz davor herrscht im Supermarkt eine Atmosphäre wie vor einem drohenden Atomangriff. Wenn Sie an so einem Tag nur Brot oder Schokolade benötigen: Gehen Sie zum Bäcker, in den Kiosk oder verzichten Sie am besten komplett darauf! Wirklich, das ist ein gut gemeinter Rat!
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Eine neue Kasse führt zu Chaos
Die klischeebeladene deutsche Ordnung landet schnell über Bord, sobald eine weitere Supermarktkasse öffnet. Vorrang hat nicht, wer bereits am längsten in einer der schon bestehenden Schlangen wartet, stattdessen bricht ein Wettrennen aus, bei dem der Einsatz von Ellbogen und Einkaufswagen als Hilfsmittel erlaubt scheinen. Wenn es darum geht, ein paar Minuten zu sparen, kennen die Deutschen nichts.
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Die Bedeutung der Warentrenner
Mal ehrlich: Hätten Sie gewusst, wie dieses zollstocklange Ding heißt, das die Waren der Kunden voneinander trennt? Sollten Sie Ihren Einkauf aufs Band legen und denken, es bliebe noch Zeit, den Warentrenner einzusetzen, weil es ja noch ein paar Meter bis zur Kasse sind: Vergessen Sie's! Böse Blicke sind Ihnen sonst sicher, eine Zurechtweisung möglich. Manche Priorität sollte man nicht anzweifeln.
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Kassierer sind auch im Sitzen effektiv
Wer aus anderen Teilen Europas nach Deutschland kommt, stolpert hier nicht über einen kulturellen Unterschied - anders als Nordamerikaner, die aus den Supermärkten ihrer Heimat stehende Kassiererinnen und Kassierer gewöhnt sind. In Deutschland sitzt man an der Kasse. Diese Tatsache hindert Kassierer nicht daran, äußerst effektiv zu sein.
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Schnell einpacken!
Unter Zugezogenen ist es längst ein Running Gag: Schnelle Abfertigung + wenig Platz zum Einpacken = Stress! Erinnern Sie sich an den Warentrenner? Eben noch so wichtig, spielt der plötzlich keine Rolle mehr, die Kassierer schieben die Waren des nächsten Kunden einfach in Ihren Einkauf rein. Wer langsam packt, ist selber Schuld.