1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Aleppo bleibt unter Dauerbeschuss

13. Oktober 2016

Zwei Tage vor Beginn neuer Friedensgespräche für Syrien nehmen die Angriffe auf Aleppo wieder zu, bei Luftangriffen sterben 145 Menschen. Russland konkretisiert derweil seine Pläne für die Verhandlungen mit den USA.

Syrien Trauer und Zerstörung in Aleppo
Bild: Reuters/A. Ismail

Nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte flogen syrische und russische Kampfflugzeuge an diesem Donnerstag mehr als 20 Angriffe auf den von Rebellen kontrollierten Ostteil Aleppos. Im Nordosten der Stadt hätten die Regierungstruppen zudem ihren Vormarsch fortgesetzt. Die Beobachtungsstelle beruft sich auf ein Netz von Informanten vor Ort, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Wie das syrische Staatsfernsehen berichtete, wurden in einem von der Armee kontrollierten Stadtviertel vier Kinder getötet; ihre Schule wurde demnach von einer Rakete der Rebellen getroffen.

Seit der Wiederaufnahme der Angriffe am Dienstag wurden nach Angaben des Zivilschutzes 145 Menschen getötet. Laut der Hilfsorganisation Weißhelme kamen alleine am Mittwoch 81 Zivilisten ums Leben, 87 seien verletzt worden.

Die ganze Welt schaue zu, wie Aleppo zerstört wird, kritisierte Carlos Francisco, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Syrien. "Doch niemand versucht, die Zerstörung zu stoppen." Die letzten verbliebenen 35 Ärzte im Osten der Stadt hätten "das Gefühl, von der Welt verlassen zu werden". Der Hilfsorganisation zufolge sind nur elf Krankenwagen für 250.000 Menschen einsatzbereit.

Russland und Syrien hatten in der vergangenen Woche ihre Luftangriffe auf Aleppo reduziert und für kurze Zeit sogar ausgesetzt. Damit wollte man Zivilisten ermöglichen, das umkämpfte Gebiet zu verlassen. Moskaus und Damaskus bekämpfen die Rebellen der Al-Nusra-Front in Aleppo seit dem 22. September massiv aus der Luft. Die syrischen Regierungstruppen wollen die seit vier Jahren zwischen Regierung und Rebellen geteilte Großstadt vollständig unter ihre Kontrolle bringen.

Nach dem Abbruch der Gespräche über eine Waffenruhe in Syrien planen Russland und die USA, am Samstag ihre direkten Gespräche wieder aufzunehmen. An dem Treffen in Lausanne nehmen unter anderen der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Kollege John Kerry teil. Beide hatten Mitte September eine landesweite Waffenruhe ausgehandelt, doch die war nach nur einer Woche wieder zerbrochen.

Moskau: Chance für UN-Plan

Lawrow sprach sich vor dem Lausanner Treffen für den Aleppo-Plan des UN-Syriengesandten Staffan de Mistura aus. Der Vorschlag, Anhängern der radikalen Al-Nusra-Front, die sich jetzt Fatah-al-Scham-Front nennt, den Abzug aus der Stadt zu ermöglichen, verdiene eine neue Chance, sagte er dem US-Sender CNN. Al-Nusra versuche, Zivilisten als menschliche Schutzschilder zu benutzen. Lawrow nannte als mögliche Teilnehmer der geplanten Verhandlungen neben den USA "die Türkei, Saudi-Arabien, Katar".

Russland wolle "eine geschäftsmäßige Diskussion - nicht noch eine Debatte wie in der UN-Generalversammlung", betonte der russische Chefdiplomat. Bei der jüngsten Generalversammlung hatten Russland und Frankreich eigene Syrien-Resolutionen eingebracht und sich gegenseitig bei der Abstimmung blockiert.

Auch Paris bekräftigte nun seinen Willen zum Dialog. Es bestehe "die Notwendigkeit, aus der derzeitigen Sackgasse herauszukommen", erklärte der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault eigenen Angaben zufolge in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Lawrow.

bor/se (afp, dpa, rtr) 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen