Maler, Bildhauer, Techniker, das alles war Alexander Calder – vor allem aber ein Poet der bewegten Skulptur. Die Tate Modern in London widmet dem US-amerikanischen Künstler in diesem Winter eine große Ausstellung.
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Alexander Calder und die Poesie der Bewegung
Ohne Alexander Calder gäbe es das Mobile nicht als Kunstobjekt. Die grazilen luftbewegten Konstruktionen des US-Avantgarde-Künstlers sind heute weltberühmt. Eine Ausstellung in der Londoner Tate Modern lässt staunen.
Bild: 2015 Calder Foundation, New York / DACS, London
Meditieren über Luft und Bewegung
Der sinnlichen Faszination eines Mobiles kann man sich kaum entziehen. Die nur vom Lufthauch bewegten Gebilde ändern ständig ihre Form. Ihr Anblick hat etwas Meditatives und bringt die Seele zum Schwingen. Dass es das Mobile in der Kunst zu Weltruhm gebracht hat, ist dem US-Künstler Alexander Calder (1898-1976) zu verdanken.
Bild: DW/S. Dege
Der europäische Amerikaner
Calder ist auch ein europäischer Künstler: Von 1926 bis 1933 lebte er für einige Jahre in der französischen Hauptstadt. Hier entstanden seine ersten Mobiles, jene beweglichen Skulpturen, für die er später berühmt wurde. Sein Erfolgsrezept: die Verbindung von technischer Perfektion mit poetischer Anmutung.
Bild: Getty Images/AFP/Three Lions
Mondrian als Ideengeber
Es war Piet Mondrian, der Calder nachhaltig beeindruckte. Als Calder 1930 das Pariser Atelier des niederländischen Malers der schwarzen Raster mit den blauen, gelben und roten Rechtecken besuchte, begann er, ebenfalls abstrakt zu malen. "Wie schön, wenn sich alles drehen würde", bemerkte Calder und fing an, grazile Mobiles mit geometrischen Formen zu bauen.
Bild: DW
Mobile Revolution
Mit seinen Konstrukten in den typischen Mondrian-Farben, die an kreisende Planeten erinnern, löste Calder eine Revolution in der Bildhauerei aus. Er setzte Kurbeln, Hebel und später Motoren ein, mit denen sich die Gebilde in Gang setzen ließen. Calder gehörte zur Pariser Künstlerszene. Seine Freunde Man Ray und Marcel Duchamp experimentierten ebenfalls mit der kinetischen Kunst.
Bild: 2015 Calder Foundation, New York / DACS, London
Phantasiewelt aus Draht
Auch Schmuckobjekte fertigte Calder an. Der gelernte Ingenieur ließ dabei seinem Spieltrieb freien Lauf. In jungen Jahren ließ er einen Koffer-Zirkus aus Miniatur-Akrobaten, Tieren und Löwenbändigern aufmarschieren.
Bild: DW/S. Dege
Revolutionär der Skulptur
Der strenge Purismus war nicht seine Sache: Calder liebte es verspielt. Heute gilt er als Neuerer der gegenstandslosen Skulptur. Calders Quecksilberbrunnen ("Fuente de Mercurio") entstand zur Weltausstellung in Paris im Jahre 1937 für den spanischen Pavillon und steht jetzt im Museum Fundació Joan Miró in Barcelona.
Bild: picture-alliance/ dpa
Ein BMW Art Car vom Meister des Leichten
Nicht nur Mobiles, Drahtporträts, hölzerne surrealistische Figuren und tonnenschwere meterhohe "Stabiles" aus Stahl fertigte der Künstler: Für den deutschen Autohersteller BMW gestaltete er 1975 eines der berühmten Art Cars.
Bild: BMW AG
In Deutschland sehr gefragt
Auch Deutschlands Kunstwelt huldigt Alexander Calder. Werke des Amerikaners waren bei drei documenta-Ausstellungen in Kassel zu sehen. Zuletzt präsentierte die Kunstsammlung NRW 2013 eine Überblicksschau Calders. Im Sprengel-Museum Hannover bildet ein Calder-Saal das neue Herzstück des Museums.
Bild: DW/S. Dege
Werkschau in der Tate Modern
Viele der - zumeist von Luft bewegten und perfekt ausbalancierten - Kunstobjekte sind heute Millionen wert. Calders populäre filigrane Konstruktionen aus Draht und geometrisch geformten Metallscheiben sind bis zum 3. April 2016 in einer großen Werkschau in der Tate Modern in London zu sehen. Ihr Titel: "Performing Sculpture".
Bild: picture-alliance/dpa
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"Performing Sculpture" heißt die sehenswerte Werkschau, die dem US-Künstler Alexander Calder in dem vor 15 Jahren zum Museum umgebauten Kraftwerk am Londoner Themseufer gewidmet ist. Mit seinen kinetischen Objekten, zumal seinen berühmten Mobiles, revolutionierte der gelernte Ingenieur die Bildhauerei. Das war Anfang des letzten Jahrhunderts, als die Avantgardisten von Frankreich aus die Kunstwelt Europas eroberten.
In der Londoner Schau lässt sich studieren, wie sich Calders Bildsprache entwickelte: von der Malerei über frühe Drahtkonstruktionen und abstrakte dreidimensionale kinetische Plastiken bis hin zu Wandskulpturen und den bekannten Mobiles. In den 1920er Jahren reiste Calder nach Paris, wo ihn die Arbeiten des Niederländers Piet Mondrian inspirierten. Schnell fand der US-Amerikaner seinen Platz in der dortigen Künstlerszene, war eng befreundet mit Man Ray und Marcel Duchamp, die ebenfalls mit der kinetischen Kunst experimentierten. Heute prägen vor allem seine Mobiles Calders Werk – jene Skulpturen aus freihängenden buntbemalten Metallscheiben.
Calder - auch in Deutschland beliebt
Calders Arbeiten erzielten Höchtspreise auf dem Kunstmarkt. Nicht schwer und massiv, sondern filigran und leicht sind seine Arbeiten; ausbalanciert und zugleich spannungsreich. Viele der rund 100 Ausstellungsstücke in London stammen von Leihgebern aus aller Welt, allen voran der Calder-Stiftung in New York.
Auch in Deutschland hat Calder einen klingenden Namen. Er war an drei documenta-Kunstschauen in Kassel beteiligt. Vor zwei Jahren präsentierte die Kunstsammlung NRW 2013 das Werk Calders in einer Überblicksschau. Im Sprengel-Museum Hannover bildet ein Calder-Saal neuerdings das Herzstück des Museums. Den Deutschen, lässt der Kurator der aktuellen Ausstellung in der Tate Modern, Achim Borchard-Hume, durchblicken, habe Alexander Calder ein Stück Freiheit und Poesie geschenkt.