Es sollte die letzte Pressekonferenz mit Alexander Gerst von der ISS werden. Wir sahen den Astronauten zwar, hörten ihn aber nicht. Dann war auch das Bild weg. Zurück blieben enttäuschte Reporter und ungestellte Fragen.
Anzeige
Irgendwo zwischen der Internationalen Raumstation (ISS), Houston in den USA, Oberpfaffenhofen bei München und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln ist das Audiosignal verloren gegangen. Nach wenigen Minuten verschwindet auch ein geduldig und freundlich in die Kamera lächelnder Alexander Gerst von der Bildfläche.
"Es tut mir sehr leid", entschuldigt sich Marco Trovatello, Pressesprecher der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA). "So etwas kann leider passieren." Bisher sei es allerdings noch nie passiert – zumindest nicht beim Versuch, Gerst von der ISS mit Journalisten auf der Erde sprechen zu lassen. Die letzte Pressekonferenz im Juni live von der ISS war ein voller Erfolg.
"Es gibt ein Problem"
Pünktlich um 13:40 Uhr erscheint der erste deutsche Kommandant, in leichter Schräglage schwebend, auf dem Bildschirm. Schlagartig wird es still im Foyer des DLR. Journalisten der ARD, des ZDF und der BBC sind angereist, um Gerst jeweils genau eine Frage stellen zu können. Wir von der DW wären an siebter Stelle dran gewesen. Die Videoschalte soll nur 20 Minuten dauern. Die Uhr tickt. Alle warten gespannt auf den ersten Ton.
Minutenlang ist kaum etwas anderes zu hören als das eifrige Klicken der Kameras. Minutenlang schwebt "Astro-Alex" vor unseren Augen sachte hin und her. Minutenlang passiert: Nichts. Dann von irgendwoher: "Es gibt in Houston ein Problem." Als schließlich auch das Videosignal abreißt, bleibt Trovatello nichts anderes übrig, als die Veranstaltung für beendet zu erklären. Enttäuschtes Stimmengewirr erhebt sich, die ersten bestürmen den Pressesprecher mit Fragen.
"Es scheint ja immer, als wäre es ganz einfach, eine Verbindung zur ISS herzustellen und mit Alex zu reden", sagt Trovatello. Doch das sei während des sechsmonatigen Aufenthalts von Gerst auf der Raumstation tatsächlich nur etwa zehn bis zwölf Mal möglich. Der Grund ist der enorme technische Aufwand, der erforderlich ist, um eine stabile Verbindung zwischen der mit 28.000 Kilometern pro Stunde durchs Weltall rasenden ISS und der Erde herzustellen.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt
Wir nutzen die Gelegenheit, um mit Volker Schmid zu sprechen. Schmid ist der Leiter des DLR-Missionsteams der Horizon-Mission von Alexander Gerst. Eine gute Gelegenheit, ihn nach dem winzigen Loch in der Sojus-Kapsel zu fragen, das erst gestern von russischen Kosmonauten während eines Außeneinsatzes inspiziert wurde. "Das Loch ist wahrscheinlich ein Produktionsfehler, das bei der Qualitätsabnahme entweder übersehen oder für nicht dramatisch befunden wurde", erklärt Schmid.
Auch wenn zunächst Alarmstufe rot ausgerufen wurde und die gesamte Mission vor einem verfrühten Abbruch stand, ist die Gefahr mittlerweile gebannt. Das kleine Loch konnte schnell lokalisiert und abgedichtet werden. Der Rückkehr von Alexander Gerst kurz vor Weihnachten steht nichts mehr im Weg.
Am 22.12. wird Gerst dann die nächste Pressekonferenz geben, allerdings nicht mehr in der Schwerelosigkeit. Dafür mit stabilem Bild und Ton - wahrscheinlich.
Foto-Album eines Astronauten
2014 war der deutsche Astronaut Alexander Gerst zum ersten Mal für ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation. Aus dem All hat er wichtige Forschungsergebnisse mitgebracht - aber auch beeindruckende Fotos.
"Hallo Berlin, von hier oben sieht man keine Grenzen!", twitterte Alexander Gerst am 9. November 2014, dem 25. Jahrestag des Mauerfalls. In 166 Tagen führte er Experimente in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen durch. Eine wichtige Forschungs-Leistung! Aber Alexander Gerst berührt Menschen auch emotional - durch das Bild, das er von unserem "Blue Dot" vermittelt.
Bild: Alexander Gerst/ESA/picture-alliance/dpa
Gerst beobachtete Polarlichter
"Durch Polarlichter zu fliegen lässt sich nicht in Worte fassen", meint Alexander Gerst. Er hat dieses Naturphänomen von der ISS aus beobachtet. Und er verfolgte ein wissenschaftliches Ziel dabei: Er wollte den Einfluss elektromagnetischer Strahlung auf elektronische Geräte erforschen.
Die Sahara wird oft als endlose Wüste bezeichnet. Die Aufnahmen von Alexander Gerst über Libyen zeigen, dass auch die sandigsten Dünen einen Ausgangs- und Endpunkt haben.
Bild: ESA/NASA
Zeit zum Aufstehen!
Die meisten Menschen in Florida schliefen wahrscheinlich noch, als Alexander Gerst und seine Kollegen diesen Schnappschuss kurz vor Sonnenaufgang machten. Wenn sie wüssten, dass sechs Astronauten im All sie beim Schlummern beobachteten ...
Bild: picture-alliance/dpa/NASA
Meteoritenkrater aus dem All betrachtet
Es ist weder ein Berg, noch ein Vulkan. Auf diesem Foto von Gerst ist ein Meteoritenkrater in Arizona zu sehen. Der Krater misst 1186 Meter im Durchmesser und ist ganze 180 Meter tief.
Es scheint nur ein winziges Loch in der Wolkendecke zu sein - doch tatsächlich hat dieses Loch einen Durchmesser von 80 Kilometern! Obwohl es sehr faszinierend aussieht, richten Taifune wie dieser regelmäßig enormen Schäden an der Erdoberfläche an.
Alexander Gersts Bilder zeigen unverfälschte Momentaufnahmen. Dieses Foto zeigt eine besorgniserregende Entwicklungen: den Konflikt zwischen Israel und Gaza - fliegende Raketen und Explosionen.
Bild: picture-alliance/dpa/ESA/NASA
Glühende Atmosphäre
Ein besonderes Phänomen: Auch auf der Erde hat man selten die Chance, Nordlichter beobachten zu können. Gerst hatte das Glück, dieses wunderbare Bild aus dem Weltraum schießen zu können.
Bild: ESA/NASA
Fotos kein reiner Zeitvertreib
Astronauten stellen ihre Fotos auch für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung: Die Bilder der vom Wind zerklüfteten Täler in Nordafrika können zu Vergleichsstudien herangezogen werden. So kann man Veränderungen in der Landschaft feststellen - und analysieren, welchen Anteil der Mensch an solchen Veränderungen hat.
In vielen Regionen der Welt ist Süßwasser Mangelware. Die Kreise auf dem Bild sind nicht das Werk von Außerirdischen, sondern Bewässerungsanlagen in trockenen Gebieten Mexikos. Einige Experimente von Gerst beschäftigten sich auch mit Nahrungsversorgung. Die Astronauten pflanzten auf der ISS Salat an und arbeiteten daran, den Wasserverbrauch der Pflanzen zu verringern.
Bild: ESA/NASA
Wie ein Ölgemälde
Einige von Gersts Bildern sehen aus wie Meisterwerke berühmter Maler. Dieses Foto zeigt tatsächlich einen kurvenreichen Fluss in Kasachstan, der sich durch die Landschaft frisst. Auch Altarme, die vom Hauptfluss abgeschnitten sind, kann man auf dieser Aufnahme entdecken.