Tennis-Profi Alexander Zverev rastet nach einer Niederlage beim ATP-Turnier in Acapulco aus und schlägt mit seinem Schläger gegen den Schiedsrichterstuhl. Die Reaktion der ATP kommt prompt.
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"You fucking idiot" - du verdammter Idiot - brüllte Alexander Zverev in Richtung des Schiedsrichters. Dabei schlug er mehrfach kräftig mit seinem Schläger an dessen Stuhl und verfehlte die Füße des Schiedsrichters nur knapp. Mit dem Wutausbruch des deutschen Tennis-Olympiasiegers endete beim ATP-Turnier in Acapulco das Erstrundenmatch im Doppel. Zverev verlor an der Seite seines brasilianischen Doppelpartners Marcelo Melo gegen den Briten Lloyd Glasspool und den Finnen Harri Heliovaara mit 2:6, 6:4 und 6:10. Der Deutsche hatte sich schon zuvor über eine Entscheidung des Referees aufgeregt.
Möglicherweise hatte Zverev aber auch einfach nur schlecht geschlafen. Fakt ist: Nach einer historischen Nachtschicht im Einzel war er am Dienstag erst sehr spät ins Bett gekommen. Das Match gegen den US-Amerikaner Jenson Brooksby, das Zverev mit 3:6, 7:6 (12:10) gewann, endete erst kurz vor 5 Uhr Ortszeit. So spät war zuvor noch kein Match auf Tourlevel zu Ende gegangen.
Die Reaktion der ATP auf Zverevs Attacke gegen den Schiedsrichterstuhl ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten: Zverev wurde im Anschluss an die Doppel-Niederlage auch für die Einzel-Konkurrenz disqualifiziert. Eigentlich hätte Deutschlands Nummer eins im Achtelfinale gegen Peter Gojowczyk antreten sollen. Dazu kommt es aber nicht mehr. Gojowczyk steht nun kampflos im Viertelfinale.
Entschuldigung via Instagram
Zverev bat seine Fans in einem Instagram-Post um Verzeihung. "Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich mein Verhalten während und nach dem gestrigen Doppel bereue", schreibt der 24-Jährige. Er habe sich beim Stuhlschiedsrichter entschuldigt, weil sein Ausbruch "falsch und inakzeptabel" gewesen sei. "Es hätte einfach nicht passieren dürfen und es gibt keine Entschuldigung", so Zverev.
Die größten Ausraster der Tennis-Geschichte
Topfavorit Novak Djokovic wird bei den US Open disqualifiziert, weil er wutentbrannt einen Ball wegschlägt und eine Linienrichterin trifft. Er ist nicht der Erste in der Tennis-Historie, der sich einen Ausraster leistet.
Bild: Getty Images/A. Bello
Endstation für den Djoker
Am Hals getroffen sinkt die Linienrichterin sofort zu Boden und hat Atemprobleme. Augenblicke zuvor hatte der Top-Favorit bei den US Open 2020 seinem Ärger freien Lauf gelassen: nach einem verlorenen Ballwechsel drosch er den Ball nach hinten weg, unabsichtlich traf er die Linienrichterin. Der Djoker entschuldigt sich, wird aber den Regeln entsprechend disqualifiziert.
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Keine Hilfe von "ganz oben"
Auch das letzte Mittel bringt nichts: Serena Williams fleht Oberschiedsrichter und Supervisorin der US Open 2018 an, die Entscheidung des Stuhlschiedsrichters zu überstimmen. Sie stößt auf verständnisvolle Gesichter, letztlich aber auf taube Ohren. Nachdem Williams dem Schiedsrichter, den sie zuvor als Dieb bezeichnet hat, auch noch Sexismus vorwirft, gibt es eine Geldstrafe von 17.000 US-Dollar.
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Wie sich die Bilder gleichen...
Auch im Halbfinale der US Open 2009 holt Williams Oberschiedsrichter und Supervisor auf den Platz, weil eine Linienrichterin kurz vor dem Matchball für Gegnerin Kim Clijsters auf Fußfehler entscheidet. Williams wütet und droht: "Wenn ich könnte, würde ich einen Ball nehmen und ihn dir tief in den Rachen stopfen!" Williams erhält eine Geldstrafe von 117.000 Euro und spielt zwei Jahre auf Bewährung.
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Der König der Pöbler
John McEnroe bleibt unerreicht, wenn es ums Schimpfen und Ausfälligwerden geht. 1990 ist er der erste Spieler, der bei den Australian Open disqualifiziert wird. "F**k deine Mutter!", faucht er dem Schiri entgegen - danach ist das Match vorbei. Die Gesamtsumme von McEnroes Geldstrafen lässt sich kaum zusammenrechnen. 1987 wird er nach einem Eklat bei den US Open sogar mal für zwei Monate gesperrt.
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Jede Menge Bruchware
Nur 800 US-Dollar kostet Marcos Baghdatis sein Wutausbruch bei den Australian Open 2012. Der Zyprer zerstört bei einem Seitenwechsel gleich vier Schläger auf einmal, die zusammen wahrscheinlich teurer sind als seine Geldbuße. Zwei Rackets sind sogar noch unbenutzt und eingepackt. Serena Williams kommentiert das Ganze damals übrigens mit den Worten: "Vier Schläger, das ist beeindruckend. Wow!"
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Loch im Stuhl
Im Mai 2018 flippt Karolina Pliskova beim Turnier in Rom aus. Obwohl die Linienrichterin den Abdruck eines Aus gegebenen Balles nicht anzeigen kann, stützt die Schiedsrichterin ihre (Fehl)entscheidung. Pliskova verliert und verweigert der Schiedsrichterin den Handschlag. Stattdessen haut sie mit ihrem Schläger ein Loch in die Seite des Richterstuhls. Dafür kassiert sie eine vierstellige Geldbuße.
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Ein Küsschen zum Trost
Peinlich, peinlich! Ausgerechnet beim Heimturnier in Wimbledon fällt "Gentleman" Tim Henman 1995 aus der Rolle. Ein wütend weggeschlagener Ball trifft ein Ballmädchen am Kopf. Henman wird disqualifiziert. Er ist der erste Spieler, dem das in Wimbledon passiert. Danach kriecht er öffentlich zu Kreuze, entschuldigt sich mit Blumenstrauß bei dem Mädchen - und ein Versöhnungsküsschen gibt es auch.
Bild: Getty Images/ALLSPORT/G. M. Prior
Ohrfeigen von der Ehefrau
Ebenfalls 1995 sorgt Jeff Tarango für einen Eklat in Wimbledon. Er legt sich mit Referee und Publikum an, packt dann seine Sachen und geht. Ehefrau Benedicte lauert dem Schiri in den Katakomben auf und verpasst ihm zwei Ohrfeigen. Die Strafe für ihren Mann: 63.000 US-Dollar und ein zweijähriger Bann von allen Grand-Slams, später reduziert auf 20.000 Dollar und ein Jahr Sperre in Wimbledon.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Neilsen
Blut ist teurer als Wasser
Es ist keine Absicht, die Folgen sind dennoch blutig: Aus Frust tritt Daniel Nalbandian beim Turnier in Queens 2012 gegen die Holzumrandung des Linienrichter-Stuhls. Ein Splitter verletzt den Referee am Unterschenkel. Nalbandian wird disqualifiziert und zahlt 70.000 US-Dollar. Im gleichen Jahr besprenkelt er den Schiedsrichter bei den Australien Open mit Wasser, zahlt dafür aber nur 8.000 Dollar.
Bild: picture-alliance/Actionplus
Voll auf die Zwölf
Das geht ins Auge! Wütend drischt der 17-jährige Kanadier Denis Shapovalov im Februar 2017 einen Ball durch die Gegend und trifft den Schiedsrichter mitten im Gesicht. Das Auge schwillt sofort an, später muss der Referee sogar operiert werden. Die Augenhöhle ist gebrochen. Shapovalov wird disqualifiziert, Kanada scheidet aus dem Davis Cup aus. Außerdem gibt es eine Geldstrafe von 7.000 US-Dollar.
Bild: picture-alliance/empics/The Canadian Press/J. Tang
Arroganter Schnösel?
Ziemlich überheblich zeigt sich Alexander Zverev 2018 bei seinem Aus in Wimbledon. Zunächst beschimpft er den Linienrichter und kassiert eine Verwarnung. "Er will nur wichtig sein, einmal auf einem großen Platz in Wimbledon", pöbelt er anschließend. "Damit man sich einmal an sein Gesicht erinnert." Der Schiedsrichter, der Zverev bestraft, ist "Williams-Freund" Carlos Ramos.