Alexandra Popp ist erneut zu Deutschlands Fußballerin des Jahres gewählt worden. Die 32-Jährige ist das Aushängeschild des deutschen Frauenfußballs. Wie lange noch? Zumindest im Verein wird sie weitermachen.
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Wer Alexandra Popp nach dem Vorrundenaus der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland genau beobachtete, der sah, dass die Wut und die Enttäuschung sie fast innerlich zerriss. Mit hochrotem Kopf versuchte sie in knappen Worten zu erklären, was so unvorstellbar schien. Popp und die Nationalmannschaft waren (zu) früh gescheitert. Und für die 32-Jährige war es deshalb so eine große persönliche Katastrophe, weil sie ihre große Karriere eigentlich nochmal krönen wollte. Dieser Ehrgeiz ist ihr eigen - in ihrer ganzen so erfolgreichen Karriere.
Diese besondere Verbissenheit und Hingabe sind aber wohl auch der Grund, weshalb sie so erfolgreich war in ihrer Sportlerkarriere. Mehrfache Deutsche Meisterin, zweifache Champions-League-Siegerin, Olympiasiegerin 2016 und viele weitere Titel mehr zieren ihre Erfolgsbilanz. Und zumindest einen kleinen Trost dürfte Popp nun neuerlich - trotz der großen Enttäuschung bei der WM 2023 - empfunden haben.
Die kopfballstarke Angreiferin und Torjägerin des Nationalteams und des VfL Wolfsburg hat nun für ihre beachtliche Saison eine persönliche Auszeichnung erhalten. Popp ist zum dritten Mal zu Deutschlands Fußballerin des Jahres gewählt worden. Bereits 2014 und 2016 hatte die Kapitänin der Wölfinnen, wie die Frauen des VfL auch genannt werden, triumphiert. "Ich freue mich sehr darüber. Es ist eine Anerkennung meiner Leistungen in den vergangenen zwölf Monaten. Das macht mich sehr stolz", sagte die Geehrte.
Popps große Tierliebe
Die Angreiferin aus Witten hatte mit 16 Treffern in der Saison 2022/23 die Torjägerkanone in der Bundesliga gewonnen, dazu zog sie mit dem VfL ins Finale der Champions League ein. Bei der WM war sie mit vier Treffern in drei Spielen beste deutsche Torschützin. Ihr sei "keine andere Spielerin eingefallen, die es mehr verdient hätte als Poppi", betonte die frühere Bundestrainerin Silvia Neid: "Sie ist das Aushängeschild des gesamten Frauenfußballs in Deutschland."
Aber der Fußball ist nicht das einzige, worum sich Popp in ihrem Leben intensiv kümmert. Popp hat schon in frühen Jahren eine besondere Tierliebe entwickelt. Ihre Schlussfolgerung daraus: Sie hat sich zur staatlich geprüfte Zootierpflegerin ausbilden lassen. Ihre Lehre schloss sie parallel zu ihrem großen Engagement im Fußball im Jahr 2015 im Tierpark Essehof in Niedersachsen ab. Selbstverständlich hat sie auch selbst ein Haustier - ihr Hund Patch ist ihr ein und alles.
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Zukunft im DFB-Team ungewiss
Gelegentliche Besuche im Zoo Duisburg, in der Stadt also, in der ihre Karriere beim FCR 2001 Duisburg einst so richtig Fahrt aufgenommen hatte, zeugen von ihrer besonderen Zuneigung. Und deuten womöglich auch eine künftige Möglichkeit für die Karriere nach der Sportlerkarriere an. Doch dafür ist auch noch ein wenig Zeit.
Schließlich hat Popp erst kürzlich ihren Vertrag in Wolfsburg bis 2025 verlängert und wird dort ihre Qualitäten und ihre Erfahrung weiterhin einbringen. Ob sie ihre Karriere auch im Nationalteam fortsetzen wird, hat sie noch nicht entschieden. "Darauf habe ich noch keine abschließende Antwort", sagt Popp. Stand jetzt" werde sie im September zu den Partien der Nations League gegen Dänemark und Island "hinfahren". In welcher Funktion, ließ sie offen.
(mit dpa/sid)
Die erfolgreichsten Torjägerinnen des DFB
Wer entscheidende Tore oder besonders viele Treffer erzielt, genießt bei den Fans besonderes Ansehen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einige große Torjägerinnen gehabt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: William West/AFP/Getty Images
Kerstin Garefrekes - 43 Tore
Die Stürmerin ist ebenfalls bei beiden deutschen WM-Titeln - 2003 und 2007 - dabei. Außerdem gewinnt sie 2005 und 2009 mit den DFB-Frauen die EM. Zehn Jahre lang (2001-2011) trägt Garefrekes das DFB-Trikot und bestreitet 130 Spiele. Neben ihrer Sportkarriere arbeitet sie zeitweise in der Verwaltung der Stadt Frankfurt am Main. Heute ist sie im Trainerstab von Eintracht Frankfurt tätig.
Die Stürmerin wird 2013 bei der SGS Essen bereits mit 16 Jahren Bundesligaprofi und schafft es vier Jahre später in die Nationalmannschaft. Nach nur neun Spielminuten gelingt ihr beim Debüt ihr erstes Länderspieltor. Schüller ist mit den DFB-Frauen seit der WM 2019 bei allen großen Turnieren dabei, ein großer Titel mit der Nationalelf fehlt ihr bislang aber noch. (*Stand: 29. Oktober 2024)
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Silvia Neid - 48 Tore
Silvia Neid ist eine der Pionierinnen des Fußballs in Deutschland. Schon beim ersten offiziellen Länderspiel im November 1982 gegen die Schweiz ist sie dabei. Dreimal gewinnt Neid als Spielerin die EM (1989, 1991, 1995). Noch erfolgreicher ist sie nach ihrer aktiven Karriere als Bundestrainerin (2005 - 2016). Ihre Titelsammlung: WM 2007, EM 2009 und 2013, außerdem Olympia-Gold 2016.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Anja Mittag - 50 Tore
Zwei Tore mehr als Neid erzielt Anja Mittag im DFB-Trikot. Mit 158 Länderspielen ist die Angreiferin Nummer vier der DFB-Rekordliste. Mittag feiert ihre größten Erfolge mit dem Olympiasieg 2016 und dem WM-Titel 2007. Dreimal wird sie außerdem Europameisterin (2005, 2009, 2013). 2017 beendet sie ihre DFB-Karriere und arbeitet heute als Co-Trainerin bei RB Leipzig.
Bild: Anke Fleig/SVEN SIMON/picture alliance
Bettina Wiegmann - 51 Tore
Zwischen 1989 und 2003 läuft die technisch versierte Mittelfeldspielerin 154 Mal für Deutschland auf. Wiegmann wird viermal Europameisterin (1991, 1995, 1997, 2001) und gewinnt 2003 die Weltmeisterschaft. Das WM-Finale ist ihr letztes Spiel. 2004 wird Wiegmann erste Ehrenspielführerin des DFB. Nach ihrem Karriereende beginnt sie eine Laufbahn als Trainerin.
Bild: Franz-Peter Tschauner/dpa/picture alliance
Celia Sasic - 63 Tore
Celia Sasic geht bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 2013 als Celia Okoyino da Mbabi für Deutschland auf Torejagd. Die in Bonn geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin gewinnt 2009 und 2013 die EM und wird 2015 WM-Torschützenkönigin. Im selben Jahr - nach dem Karriereende - wird sie Europas "Fußballerin des Jahres". Seit März 2022 ist Sasic DFB-Vizepräsidentin für Diversität und Vielfalt.
Bild: Lars Schroer/CITYPRESS 24/picture alliance
Inka Grings - 64 Tore
16 Jahre lang trägt die Stürmerin das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Zwischen 1996 und 2012 erzielt sie 64 Treffer. Zweimal gewinnt Grings mit den DFB-Frauen die EM-Turniere 2005 und 2009 und wird jeweils Torschützenkönigin. Im April 2019 übernimmt sie als Trainerin des Regionalligisten SV Straelen als erste Frau eine Männer-Mannschaft der obersten vier deutschen Fußballligen.
Bei der Euro 2022 unterstreicht Alexandra Popp eindrucksvoll ihren Stellenwert im deutschen Team. Bis zum Halbfinale trifft die Stürmerin des VfL Wolfsburg in jedem Spiel mindestens einmal. "Poppi" spielt seit 2010 für die DFB-Frauen und ist seit 2019 Kapitänin. 2016 gewinnt sie in Rio die olympische Goldmedaille, 2024 in Paris Bronze. Im Oktober 2024 beendet sie ihre DFB-Karriere.
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Heidi Mohr - 83 Tore
Nicht die meisten Treffer, aber die beeindruckendste Quote hat Heidi Mohr: Für ihre 83 Tore im DFB-Trikot benötigt sie "nur" 104 Spiele, die sie zwischen 1986 und 1996 bestreitet. Dreimal wird Mohr Europameisterin (1989, 1991, 1995). Bei der WM 1991 gelingt ihr in jedem Spiel ein Treffer. Im Februar 2019 stirbt die Torjägerin mit nur 51 Jahren an Krebs.
Bild: SVEN SIMON/picture alliance
Birgit Prinz - 128 Tore
Die DFB-Rekordspielerin (214 Länderspiele) und -Torjägerin wird 2003 und 2007 Welt- und fünfmal Europameisterin (1995, 1997, 2001, 2005, 2009). Bei der WM 2003 und den Olympischen Spielen 2004 ist Prinz beste Torschützenin und wird 2003, 2004 und 2005 zur Weltfußballerin gekürt. Mittlerweile arbeitet sie als Sportpsychologin bei der TSG Hoffenheim und auch bei den DFB-Frauen.