Für die DFB-Frauen beginnt das WM-Jahr solide, aber unspektakulär: mit einem torlosen Unentschieden gegen Schweden. Kapitänin Alexandra Popp zeigt bei ihrem 125. Länderspiel auf vertrautem Terrain eine starke Leistung.
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Alexandra Popp hat in Duisburg viele Meilensteine erreicht. Dort begann ihre Bundesliga-Karriere, hier gewann sie ihre ersten Titel. Das Rückspiel des UEFA-Cup-Finals 2009, das der FCR Duisburg mit 7:1 für sich entscheiden konnte, wurde in diesem Stadion ausgetragen. Wie sich ihre damalige Trainerin, die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erinnerte, war Popps Leistung an diesem Abend durch die ungewohnte Erfahrung, vor einem fast ausverkauften Stadion zu spielen, etwas beeinträchtigt: "Sie sagte zu mir nach dem Spiel: 'Trainerin, ich konnte nicht gut spielen, meine Beine haben die ganze Zeit so gezittert!'"
Ganz anders am Dienstagabend, als Popp im ersten Länderspiel des DFB-Teams im Jahr 2023 die Qualitäten zeigte, die ihr den Posten der deutschen Spielführerin eingebracht haben: Sie schöpfte alle ihre Reserven aus und versuchte verzweifelt, einen Sieg gegen ein defensivstarkes schwedisches Team zu erringen. Letztlich wurden ihre Bemühungen nicht belohnt, und nichts wurde aus Deutschlands erhofftem perfekten Start ins WM-Jahr. "Am Ende müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein", sagte Voss-Tecklenburg nach dem Spiel zu den Reportern, wobei ihr Fazit einen Hauch von Enttäuschung enthielt. Die Bundestrainerin machte Nervosität und mangelnde Intensität dafür verantwortlich, dass es ihrer Mannschaft nicht gelang, die Schwedinnen zu besiegen.
"Mehr als ein Freundschaftsspiel"
Während der Länderspielpause der DFB-Frauen hatte es bei drei Mini-Turnieren viele Topspiele ohne deutsche Beteiligung gegeben: beim Arnold Clark Cup in England, dem SheBelieves Cup in den USA und dem Cup of Nations in Australien. Für die deutsche Mannschaft war das Spiel gegen Schweden eine erste Überprüfung des Leistungsstands vor der Weltmeisterschaft im Sommer in Australien und Neuseeland.
"Wir wollen nicht nur ein Zeichen für andere setzen, sondern auch für uns selbst", hatte die Trainerin vor dem Spiel gesagt. "Es ist nicht nur ein Freundschaftsspiel, es ist ein Test." Vor allem in der ersten Halbzeit fehlte es der deutschen Mannschaft jedoch an Entschlossenheit. Das Mittelfeld wirkte orientierungslos, das Offensivspiel war zu ungenau, und die Defensive geriet häufig unter Druck - ohne allerdings zu wackeln.
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Grund zur Zuversicht
Immerhin stand dem deutschen Team mit Schweden ein Halbfinalist der Europameisterschaft 2022 gegenüber. Und es gelang der Mannschaft Voss-Tecklenburgs, die Skandinavierinnen in Schach zu halten. Darüber hinaus gab einiges, was die Bundestrainerin zuversichtlich stimmte. So brachte Offensivspielerin Klara Bühl mit ihrer individuellen Klassen die Schwedinnen ein ums andere Mal in Bedrängnis. Torhüterin Merle Frohms präsentierte sich selbstbewusst und souverän, wann immer sie gefordert war. Und über allem schwebte die unermüdliche Energie und Entschlossenheit der Kapitänin.
"Poppi war heute Abend wieder einmal ein Mentalitätsmonster", sagte Voss-Tecklenburg auf eine Frage der DW nach dem Spiel. "Sie hat versucht, sich um die Dinge zu kümmern, hat ihre Mitspielerinnen gecoacht und von vorne geführt."
Titanin des deutschen Fußballs
Dreizehn Jahre sind ins Land gegangen, seit Alexandra Popp beim UEFA-Pokal-Finale die Knie gezittert haben. Seitdem hat sich Popp zu einer Titanin des deutschen Fußballs entwickelt, die auch mit dem Druck eines großen Publikums umgehen kann. Mehr als 20.000 Fans, darunter auch Bundeskanzler Olaf Scholz, verfolgten das Spiel in Duisburg. Es war Popps 125. Einsatz im DFB-Trikot. Vor dem Anpfiff erhielt sie zudem gleich zwei persönliche Auszeichnungen: Der Fanklub des DFB-Teams wählte sie als Spielerin des Jahres 2022 und kürte ihren Treffer im EM-Halbfinale gegen Frankreich zum "Tor des Jahres 2022".
Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.
Die erfolgreichsten Torjägerinnen des DFB
Wer entscheidende Tore oder besonders viele Treffer erzielt, genießt bei den Fans besonderes Ansehen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat einige große Torjägerinnen gehabt - diese zehn waren am erfolgreichsten.
Bild: William West/AFP/Getty Images
Kerstin Garefrekes - 43 Tore
Die Stürmerin ist ebenfalls bei beiden deutschen WM-Titeln - 2003 und 2007 - dabei. Außerdem gewinnt sie 2005 und 2009 mit den DFB-Frauen die EM. Zehn Jahre lang (2001-2011) trägt Garefrekes das DFB-Trikot und bestreitet 130 Spiele. Neben ihrer Sportkarriere arbeitet sie zeitweise in der Verwaltung der Stadt Frankfurt am Main. Heute ist sie im Trainerstab von Eintracht Frankfurt tätig.
Die Stürmerin wird 2013 bei der SGS Essen bereits mit 16 Jahren Bundesligaprofi und schafft es vier Jahre später in die Nationalmannschaft. Nach nur neun Spielminuten gelingt ihr beim Debüt ihr erstes Länderspieltor. Schüller ist mit den DFB-Frauen seit der WM 2019 bei allen großen Turnieren dabei, ein großer Titel mit der Nationalelf fehlt ihr bislang aber noch. (*Stand: 29. Oktober 2024)
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Silvia Neid - 48 Tore
Silvia Neid ist eine der Pionierinnen des Fußballs in Deutschland. Schon beim ersten offiziellen Länderspiel im November 1982 gegen die Schweiz ist sie dabei. Dreimal gewinnt Neid als Spielerin die EM (1989, 1991, 1995). Noch erfolgreicher ist sie nach ihrer aktiven Karriere als Bundestrainerin (2005 - 2016). Ihre Titelsammlung: WM 2007, EM 2009 und 2013, außerdem Olympia-Gold 2016.
Bild: Sven Simon/picture alliance
Anja Mittag - 50 Tore
Zwei Tore mehr als Neid erzielt Anja Mittag im DFB-Trikot. Mit 158 Länderspielen ist die Angreiferin Nummer vier der DFB-Rekordliste. Mittag feiert ihre größten Erfolge mit dem Olympiasieg 2016 und dem WM-Titel 2007. Dreimal wird sie außerdem Europameisterin (2005, 2009, 2013). 2017 beendet sie ihre DFB-Karriere und arbeitet heute als Co-Trainerin bei RB Leipzig.
Bild: Anke Fleig/SVEN SIMON/picture alliance
Bettina Wiegmann - 51 Tore
Zwischen 1989 und 2003 läuft die technisch versierte Mittelfeldspielerin 154 Mal für Deutschland auf. Wiegmann wird viermal Europameisterin (1991, 1995, 1997, 2001) und gewinnt 2003 die Weltmeisterschaft. Das WM-Finale ist ihr letztes Spiel. 2004 wird Wiegmann erste Ehrenspielführerin des DFB. Nach ihrem Karriereende beginnt sie eine Laufbahn als Trainerin.
Bild: Franz-Peter Tschauner/dpa/picture alliance
Celia Sasic - 63 Tore
Celia Sasic geht bis zu ihrer Hochzeit im Jahr 2013 als Celia Okoyino da Mbabi für Deutschland auf Torejagd. Die in Bonn geborene Tochter eines Kameruners und einer Französin gewinnt 2009 und 2013 die EM und wird 2015 WM-Torschützenkönigin. Im selben Jahr - nach dem Karriereende - wird sie Europas "Fußballerin des Jahres". Seit März 2022 ist Sasic DFB-Vizepräsidentin für Diversität und Vielfalt.
Bild: Lars Schroer/CITYPRESS 24/picture alliance
Inka Grings - 64 Tore
16 Jahre lang trägt die Stürmerin das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Zwischen 1996 und 2012 erzielt sie 64 Treffer. Zweimal gewinnt Grings mit den DFB-Frauen die EM-Turniere 2005 und 2009 und wird jeweils Torschützenkönigin. Im April 2019 übernimmt sie als Trainerin des Regionalligisten SV Straelen als erste Frau eine Männer-Mannschaft der obersten vier deutschen Fußballligen.
Bei der Euro 2022 unterstreicht Alexandra Popp eindrucksvoll ihren Stellenwert im deutschen Team. Bis zum Halbfinale trifft die Stürmerin des VfL Wolfsburg in jedem Spiel mindestens einmal. "Poppi" spielt seit 2010 für die DFB-Frauen und ist seit 2019 Kapitänin. 2016 gewinnt sie in Rio die olympische Goldmedaille, 2024 in Paris Bronze. Im Oktober 2024 beendet sie ihre DFB-Karriere.
Bild: Sebastian Gollnow/dpa/picture alliance
Heidi Mohr - 83 Tore
Nicht die meisten Treffer, aber die beeindruckendste Quote hat Heidi Mohr: Für ihre 83 Tore im DFB-Trikot benötigt sie "nur" 104 Spiele, die sie zwischen 1986 und 1996 bestreitet. Dreimal wird Mohr Europameisterin (1989, 1991, 1995). Bei der WM 1991 gelingt ihr in jedem Spiel ein Treffer. Im Februar 2019 stirbt die Torjägerin mit nur 51 Jahren an Krebs.
Bild: SVEN SIMON/picture alliance
Birgit Prinz - 128 Tore
Die DFB-Rekordspielerin (214 Länderspiele) und -Torjägerin wird 2003 und 2007 Welt- und fünfmal Europameisterin (1995, 1997, 2001, 2005, 2009). Bei der WM 2003 und den Olympischen Spielen 2004 ist Prinz beste Torschützenin und wird 2003, 2004 und 2005 zur Weltfußballerin gekürt. Mittlerweile arbeitet sie als Sportpsychologin bei der TSG Hoffenheim und auch bei den DFB-Frauen.