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Politik

"Es wirkt, als wollten sie Alexej töten"

6. April 2021

Russische Ärzte haben vergeblich versucht, Zugang zum Straflager Pokrow zu erhalten, in dem der erkrankte Kremlkritiker Alexej Nawalny inhaftiert ist. Mehrere Unterstützer des 44-Jährigen wurden sogar festgenommen.

Russland I Nawalny I Straflager Pokrow
Alexej Nawalny im Straflager PokrowBild: Alexander Nemenov/AFP/Getty Images

"Wer muss man sein, um Ärzten den Zugang zu einem sterbenden Menschen zu verwehren", sagte Alexej Nawalnys Hausärztin Anastassija Wassiljewa vor der Strafkolonie Pokrow rund 100 Kilometer östlich von Moskau. Sie sei "besorgt" und wolle verstehen, "was im Lager Pokrow vor sich geht". Wassiljewa warf den russischen Behörden vor, die Rechte des Widersachers von Staatschef Wladimir Putin zu verletzen, indem sie sich weigerten, ihn angemessen zu behandeln. Die junge Frau ist auch Vorsitzende der "Allianz der Ärzte", einer Vereinigung, die der Opposition nahe steht und der Staatsmacht ein Dorn im Auge ist.

Wassiljewa und weitere Unterstützer Nawalnys sowie ein Reporter des US-Nachrichtensenders CNN wurden festgenommen - wegen Störung der "öffentlichen Ordnung", wie es hieß. "Unsere friedlichen Aktionen funktionieren nicht", betonte die Hausärztin, als sie abgeführt wurde. "Es wirkt, als wollten sie Alexej töten." Zumindest Wassiljewa und der CNN-Reporter mit seinem Team kamen später wieder frei.

Festnahme von Anastassija Wassiljewa (M.)Bild: Golovkin /AP/picture alliance

Nawalnys Frau Julia erklärte im Online-Dienst Instagram, sie habe einen Brief vom Leiter der Strafkolonie erhalten. In diesem stand demnach, dass die dortigen Beamten den Pass des 44-Jährigen nicht hätten und ihn deshalb auch nicht in ein Krankenhaus bringen könnten. Der Kreml-Kritiker befindet sich seit dem 31. März aus Protest gegen seine Haftbedingungen in einem Hungerstreik  und leidet nach eigenen Angaben unter Schmerzen, starkem Husten und Fieber. Nawalny beschuldigt die Lagerverwaltung außerdem, ihn mit Schlafentzug zu "foltern".

Keine "besonderen Bedingungen"

Pokrow gilt als eines der härtesten Straflager Russlands. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow stellte klar, dass Nawalny dort kein Anrecht auf eine Sonderbehandlung habe. Es könne keine "besonderen Bedingungen" für einzelne Häftlinge geben, so Peskow.

Journalisten und Nawalny-Unterstützer vor der StrafkolonieBild: Evgeny Odinokov/Sputnik/picture alliance

2020 hatte Nawalny einen Giftanschlag in Russland überlebt und war in Deutschland ärztlich behandelt worden. Unmittelbar nach der Rückkehr in seine Heimat im Januar wurde er festgenommen und zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Dies wurde international scharf kritisiert, die Europäische Union und die USA verhängten zusätzliche Sanktionen gegen Russland. Nawalny macht Putin persönlich für den Giftanschlag verantwortlich. Der Präsident uns seine Regierung weisen jegliche Beteiligung daran zurück.

wa/fw (afp, dpa, rtr)

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