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"Wir müssen zurück an die Arbeit"

Adrian Kriesch
27. Mai 2020

Südafrikas Corona-Lockdown ist einer der strengsten weltweit. Seit Ende März darf dort kein Alkohol verkauft werden. Zu Unrecht, beklagt Hellen Ndlovu vom größten südafrikanischen Braukonzern SAB im DW-Interview.

Hellen Ndlovu Director of Regulatory Affairs and Public Policy bei SAB
Bild: privat

In Südafrika herrscht seit Beginn des landesweiten Lockdowns zur Eindämmung des Coronavirus ein absolutes Alkoholverbot. Besonders davon betroffen ist Südafrikas größter Bierproduzent South African Breweries (SAB), bekannt für die im südlichen Afrika beliebte Biermarke Castle. SAB ist Teil von Anheuser Busch InBev, der weltgrößten Brauereigruppe, zu der auch Marken wie Beck's und Corona gehören. Im Interview mit der DW wirft SAB-Vorstandsmitglied Hellen Ndlovu der südafrikanischen Politik vor, bei der Eindämmung des Virus intransparent und unverhältnismäßig gehandelt zu haben. [Anm. d. Red: Inzwischen wurde das Ende des landesweiten Alkohlverbots in Südafrika ab dem 1. Juni angekündigt. Das Interview wurde vor der Ankündigung geführt.]

DW: Seit Ende März darf in Südafrika kein Alkohol mehr verkauf werden. Was hat das für Auswirkungen auf das Geschäft von South African Breweries?

Hellen Ndlovu: Massive Auswirkungen. Seit mehr als sieben Wochen können wir keine Geschäfte mehr betreiben – daran leidet die gesamte Belieferungskette. Landwirte, unsere 3700 Zulieferer, Großhändler und Einzelhändler, davon gibt es 34.000. Und die beschäftigen 250.000 Menschen.

Sie haben fast 6000 Mitarbeiter. Wurden bereits Angestellte entlassen?

Noch nicht. Aber wir haben bereits seit Januar einen Einsparungsprozess gestartet, der jetzt abgeschlossen wurde. Dabei wurden 350 Angestellte entlassen. Aber wir können zukünftig nicht ausschließen, dass es weitere Entlassungen geben wird. Vor allem wenn sich die Situation nicht ändert. Wenn der Lockdown weitergeht, wird das Jobs bei SAB kosten.

Mit Ananasbier dem Alkoholverbot trotzen

03:29

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Erklärt die Regierung ihr Lockdown-Vorgehen gegenüber den betroffenen Firmen gut genug?

Da gibt es eine Menge Raum für Verbesserung. Wir Südafrikaner sind an einen klaren Weg der Rechtsetzung gewöhnt, die das Parlament und die Öffentlichkeit einbezieht. Niemand hat erwartet, dass auf einmal der Notstand ausgerufen wird – der uns alle verfassungsmäßigen Rechte wegnimmt. Wir versuchen mit der Regierung zu reden – und mittlerweile gibt es zumindest wieder Treffen. In den ersten sechs, sieben Wochen gab es da eine totale Stille. Das war eine sehr seltsame Zeit in unserer Demokratie. Man wacht auf und erfährt von neuen Regulierungen, die eine massive Auswirkung auf sein Geschäft und persönliches Leben haben – ohne, dass man irgendetwas beeinflussen konnte.

Die Regierung und Mediziner argumentieren, dass wegen dem Alkoholverbot die Krankenhäuser und Notaufnahmen viel leerer sind. Weniger Unfälle, weniger Gewalt. Ist das nicht gut?

Das ist gut. Aber wir stimmen nicht zu, dass das damit zu tun hat, dass es keinen Alkohol mehr gibt. Es gibt einen Schwarzmarkt. Wer einen Drink will, bekommt den auch. Außerdem haben wir in anderen Ländern mit Lockdowns ohne Alkoholverbot gesehen, dass dort auch die Kriminalität und die Zahl der Patienten gesunken sind. Das hat vor allem damit zu tun, dass mehr Sicherheitskräfte unterwegs sind – und die Leute zu Hause bleiben.

Das Interview führte Adrian Kriesch.

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