Alle Ur-Singvogelarten stammen aus Australien. Vor langer Zeit - als die plattentektonischen und klimatischen Bedingungen perfekt waren - eroberten sie per Inselhopping die ganze Welt und erfreuen uns mit ihrem Gesang.
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Gesangskünstler und Abenteurer
Weltweit gibt es etwa 5000 Singvogelarten. Manche fühlen sich auf der ganzen Welt wohl, andere leben nur an ganz besonderen Orten. Die meisten singen herzzerreißend schön, ein paar krächzen dagegen ohrenbetäubend.
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Frecher Spatz
Sperlinge haben sich dem Menschen sehr gut angepasst. Sie sind Kulturfolger, kommen mit so ziemlich allen Widrigkeiten klar und sind deswegen fast überall auf der Welt verbreitet. Normalerweise sind sie monogam, einige Arten gehen sogar eine Beziehung ein, die besteht, solange beide Partner am Leben sind.
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Hinreißendes Rotkehlchen
Das Rotkehlchen ist besonders hübsch anzusehen. Und meistens kann man es auch in Ruhe anschauen, denn seine Fluchtdistanz ist gering - es scheint kaum Angst zu haben. Beeindruckend ist: Das Singvögelchen kann mit 275 sich fortlaufend ändernden Gesangsmotiven aufwarten.
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Kecke Meise
Mit der Treue halten es Kohlmeisen meistens nicht so eng. Vor allem die Weibchen scheinen gerne fremdzuflirten. Sogenannte Fremdkopulationen kommen nicht selten vor - in bis zu 34 Prozent der Bruten konnten Wissenschaftler Nachkommen fremder Väter finden.
Bild: Dagmar Schelske
Schillernder Kolkrabe
Nun ja, melodisch ist sein Gesang nicht gerade, trotzdem gehört der Kolkrabe - wie alle Rabenvögel, zu denen auch Krähen, Elstern und Eichelhäher zählen - zu den Singvögeln. Und wie die meisten dieser Vogelfamilie spielen Kolkraben oft. Besonders gerne rutschen sie mit Artgenossen irgendwo herunter, im Schnee oder im Sand, sie schaukeln gerne ausgiebig, balancieren und spielen mit Gegenständen.
Bild: Imago/imageBROKER/S. Huwiler
Farbenfroher Tukan
Ja, auch Tukane gehören zu den Singvögeln. Sie gehören zu den Spechten, kommen aber nur in den Tropen von Süd- und Mittelamerika vor. Tukane erkennt man an ihren auffälligen, riesigen Schnäbeln. Diese dienen vor allem dazu, die Temperatur im Körper zu regulieren. Eine weitere Besonderheit: Bei den Tukanen sehen Männchen und Weibchen gleich aus.
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Talentierter Leierschwanz
Der Leierschwanz ist Weltmeister im Imitieren von Geräuschen. Weil seine Syrinx - das Stimmorgan der Vögel - die ausgeprägteste aller Singvögel ist, kann er jedes Geräusch nachahmen, das er einmal gehört hat. Zum Beispiel den Gesang anderer Vögel, aber auch Hundegebell oder Pferdewiehern, menschliche Stimmen, alle möglichen Maschinen, Explosionen oder Musikinstrumente.
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Der Spatz oder Sperling fühlt sich so ziemlich überall wohl. Er lebt in afrikanischen Savannen, asiatischen Megastädten, in der russischen Tundra und in Deutschland an jeder Ecke. Dieses Vögelchen, wissenschaftlich "Passer domesticus" ist ein grau-braunes, kleines, freches Anpassungswunder.
Lapidar gesagt stammt der Spatz aus Australien. Wie alle Singvögel, sagen Wissenschaftler. Denn alle miteinander - Finken, Elstern, Meisen, Rotkehlchen, Kuckucke und all die andren - sollen von Ur-Singvögeln aus Down Under abstammen. Bislang waren sich Forscher nicht sicher, wann und wie sie sich von dort verbreitet haben - nun haben jedoch genetische Untersuchungen zu folgendem Ergebnis geführt:
Singvögel sollen vor etwa 33 Millionen Jahren entstanden sein. Damals - im erdgeschichtlichen Eozän - war das Klima warm, die Antarktis eisfrei, der Meeresspiegel so hoch, dass keine Inseln zwischen Asien und Australien aus dem Ozean ragten. Zu diesem Zeitpunkt lagen Tausende Kilometer zwischen Australien und dem nächsten Kontinent.
Inselhopping
In dieser Isolation entwickelten sich in Australien - weit ab vom nächsten Festland - viele unterschiedliche Singvogelarten. Im Oligozän, vor etwa 23 Millionen Jahren, kam es zu einer regelrechten "Artenexplosion". In dieser erdgeschichtlichen Episode wurde das Klima deutlich kälter, die Antarktis vereiste. Mit der Entstehung der Gletscher fiel der Meeresspiegel, es bildeten sich Landbrücken und es tauchten Inseln auf. Auch zwischen dem isolierten Australien und Asien erschienen aufgrund tektonischer Verschiebungen zahlreiche Inseln, schreiben US-Wissenschaftler im Fachblatt "Nature Communications".
Jetzt konnten die Singvögel Australien verlassen. Sie konnten von Insel zu Insel fliegen und per Inselhopping zuerst Asien und schließlich den Rest der Welt erobern.
Mittlerweile gibt es weltweit etwa 5000 Singvogelarten. Singvögel stellen die artenreichste Gruppe innerhalb der Vögel.