Es gibt ihn seit 1951. Während seiner langen Karriere hat der Deutsche Filmpreis mehrmals den Namen und die Form gewechselt. Aber wie bei den Oscars sollen stets die besten Filme des vergangenen Jahres gewürdigt werden.
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Deutscher Filmpreis 2016: Sechs Lolas für "Der Staat gegen Fritz Bauer"
Die Lolas sind vergeben: "Der Staat gegen Fritz Bauer" konnte sechs Trophäen abräumen, Laura Tonke zwei. Der Deutsche Filmpreis ist der höchstdotierte Kulturpreis, verliehen von Kulturstaatsministerin Monika Grütters.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen
Lolas für Polit-Thriller "Der Staat gegen Fritz Bauer"
Mit neun Nominierungen ist der Politthriller ins Rennen gegangen, sechs Lolas hat er am Schluss bekommen: beste Regie, bestes Drehbuch, bestes Kostümbild, bestes Szenenbild, den besten Nebendarsteller und die Lola als Bester Deutscher Film. Der Film handelt von dem jüdischen Generalstaatsanwalt Bauer, der maßgeblich für das Zustandekommen des Ausschwitz-Prozesses (1963) verantwortlich war.
Bild: Martin Valentin Menke/Alamode Film/dpa
Ausgezeichnetes Debüt: "Herbert"
Für Regisseur Thomas Stuber war allein die Nominierung in der Kategorie "Bester Film" ein Erfolg. "Herbert" ist Stubers Debüt. Nach einem Buch von Clemens Meyer erzählt der Regisseur die Geschichte eines ehemaligen Boxers, der sich als Geldeintreiber über Wasser hält. Großartig gespielt von Peter Kurth, der als bester Hauptdarsteller mit einer Lola geehrt wird.
Bild: Wild Bunch
Beste Schauspielerin: Laura Tonke
Drei Frauen waren in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" nominiert: Rosalie Thomass aus Doris Dörries Film "Grüße aus Fukushima", Jördis Triebel aus Christian Züberts "Ein Atem" und Laura Tonke aus "Hedi Schneider steckt fest" von Sonja Heiss. Gewonnen hat Laura Tonke, die gleich zwei Lolas mit nach Hause nehmen kann: den als beste Haupt- und als beste Nebendarstellerin.
Bild: picture-alliance/dpa/Komplizen Film/Pandora Film
Besucherstärkster Film: "Fack ju Göhte 2"
Die erfolgreichsten Filme sind nicht immer die künstlerisch Besten. An dem absoluten Publikumsliebling der Kinozuschauer kam die Deutsche Filmakademie aber nicht vorbei. Der Sieger steht fest: Die Goldene Lola geht an den Kassenknüller "Fack ju Göhte 2", mit Teenie-Schwarm Elyas M'Barek in der Hauptrolle. Seit 2014 gibt es die Kategorie "Besucherstärkster Film".
Bild: 2015 Constantin Film Verleih GmbH/C. Assmann
Bester Kinderfilm: "Heidi"
In dieser Kategorie wurden lediglich zwei Filme in die Endauswahl genommen. Die Neuverfilmung des Kinderbuchklassikers "Heidi" und "Rico, Oskar und das Herzgebreche". Die Verfilmung des berühmten Kinderbuchklassiker von Johanna Spyri wird mit der Lola für den besten Kinderfilm ausgezeichnet. Der an den Kinokassen erfolgreiche Film ist bereits in viele Länder verkauft.
Bild: Studiocanal
Bester Dokumentarfilm: "Above and Below"
Dokumentarfilme haben eine eigene Kategorie. Hier traten der favorisierte "Democracy - im Rausch der Daten", "Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker Michael Althen" und "Above and Below" von Regisseur Nicolas Steiner an. Gewonnen hat der Film über Aussteiger, Außenseiter und Überlebenskünstler "Above and Below", der auch den Preis für die beste Kamera bekommen hat.
Bild: déjà-vu film
Ehrung für Regina Ziegler
Eine weitere Siegerin des Abends steht auch schon fest: Die deutsche Film- und Fernsehproduzentin Regina Ziegler erhält den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk. Die 1944 in Quedlinburg geborene Ziegler ist seit Ende der 70er Jahre als Produzentin erfolgreich, in den letzten Jahren vor allem auch mit deutschen Fernsehserien, unter anderem an der Geschichtsserie "Weissensee" beteiligt.
Bild: Getty Images
Literaturverfilmung: "Er ist wieder da"
Sechs Filme hatten sich in der Königskategorie "Bester Film" beworben. Dabei ist auch die gleichnamige Verfilmung des Bestseller-Romans "Er ist wieder da". Regisseur David Wendt hat die abstruse Geschichte um den wiederauferstandenen Adolf Hitler mit überraschend aktuellen Akzenten für die große Kinoleinwand umgesetzt, ging aber leer aus.
Bild: Constantin Film Verleih/Anne Wilk
Bester Schnitt: "Ein Hologramm für den König"
Tom Tykwers "Ein Hologramm für den König" ist als Literaturverfilmung ins Rennen gegangen. Und bekam die goldene Lola für den besten Schnitt. Den Preis nahm Cutter Alexander Berner entgegen. Der Film ist eine witzige Culture-Clash-Komödie. In der mit Hollywood-Geld finanzierten deutsch-amerikanischen Co-Produktion spielt Superstar Tom Hanks die Hauptrolle.
Bild: X Verleih
Wer führte am besten Regie?
Wie bei den Oscars muss der beste Regisseur nicht den besten Film gemacht haben. Es gibt der Deutschen Filmakademie, die die Preise verleiht, die Möglichkeit, die Auszeichnungen zu streuen. Nominiert waren drei Regisseure: Maria Schrader, Lars Laume und David Wendt. Laume konnte die goldene Lola für seinen Kinofilm "Der Staat gegen Fritz Bauer" entgegen nehmen.
Bild: picture-alliance/dpa/B. v. Jutrczenka
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Unumstritten war er nie. Das liegt weniger am Deutschen Filmpreis an sich, als vielmehr an der Tatsache, dass man über Auszeichnungen im Bereich der Kultur so herrlich streiten kann. Im Sport ist das einfacher. Wer am schnellsten ist, gewinnt. Wer die meisten Tore schießt, ist Sieger. Doch in der Kultur? Wer sagt da, was und wer der Beste ist?
Preise im Bereich Kultur sind immer auch Geschmacksache. Es gibt wohl keinen deutschen Filmpreisträger aus den letzten Jahren, der nicht auch von irgendeiner Seite kritisiert worden ist. Mal gilt ein Preisträger als zu kommerziell und populär, mal als zu abgehoben und künstlerisch. Viele Kritiker behaupten, dass beim Deutschen Filmpreis am Ende genau aus diesem Grund immer nur Mittelmaß ausgezeichnet wird.
Förderung von Mittelmaß?
So schrieb eine große deutsche Tageszeitung im Vorfeld der diesjährigen Preisgala, die Deutsche Filmakademie, die die Preise seit einigen Jahren vergibt, signalisiere dem filmischen Nachwuchs hierzulande mit ihrer Auswahl Folgendes: "Bloß nichts Neues, nichts Eigenes, keine Experimente." Darüber hinaus ähnele der Deutsche Filmpreis mehr und mehr dem Musikpreis "Echo", bei dem die Verkaufszahlen im Vordergrund stehen.
Schaut man auf die Sieger der vergangenen Jahre, sieht es aber - zumindest in der Königsdisziplin "Bester Film" - gar nicht so schlecht aus. "Victoria" (2015), "Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht" (2014), "Oh Boy" (2013), "Halt auf freier Strecke" (2012) und "Das weiße Band" (2010) sind würdige Sieger - auch aus filmkünstlerischer Sicht. Aber natürlich kann man über viele andere mit Lolas ausgezeichnete Filme in den letzten Jahren auch streiten - wie bei jeder Preisverleihung in Sachen Kunst. Begründung: siehe oben.
Auch populäre Kassenhits werden geehrt
Der Vorwurf, der Deutsche Filmpreis lehne sich zu sehr an populäre Auszeichnungen der Musikbranche an, die oft Kasse statt Kunst bewerten, trifft auch nicht ins Schwarze. Schließlich hat die Deutsche Filmakademie seit ein paar Jahren mit der Kategorie "Besucherstärkster Film" dafür gesorgt, dass populäre Filme à la "Honig im Kopf" und "Fack Ju Göhte 1 & 2" in eben jene Kategorie "abgeschoben" werden können. Man ignoriert diese Kassenhits somit nicht, verleiht ihnen aber auch nicht mehr künstlerische Ehre als nötig.
So bietet die Lola auf jeden Fall eines: einen guten Überblick über das deutsche Filmschaffen der vorangegangenen zwölf Monate. Wer die deutsche Kinoszene genau beobachtet, wird wissen, dass es auch außerhalb der nominierten und ausgezeichneten Filme einiges gibt, was den Kinogang lohnt. Das ist übrigens bei den Oscars auch so. Tragisch ist nur dies: Der deutsche Film, über den die internationale Kinoszene derzeit so enthusiastisch spricht, konnte nicht mehr berücksichtigt werden: "Toni Erdmann" von Maren Ade. Der ist dann erst im nächsten Jahr fällig. Schade!
Das sind die Nominierten in der Königskategorie "Bester Film":
"Der Staat gegen Fritz Bauer" von Lars Kraume
"Er ist wieder da" von David Wnendt
"Ein Hologramm für den König" von Tom Tykwer
"Grüße aus Fukushima" von Doris Dörrie
"Herbert" von Thomas Stuber
"4 Könige" von Theresa von Eltz
Mehr zum Deutschen Filmpreis 2016 in der neuen Ausgabe von KINO.