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25. Juli 2007In Namibia ist das Recht auf Bildung in der Verfassung verankert und der Regierung so wichtig, dass sie jährlich 20 Prozent ihres Budgets dafür ausgibt. Doch mit der Umsetzung hapert es, denn viele Völker Namibias sind Nomaden, die ihre Viehherden begleiten oder als Jäger und Sammler umherziehen.
Ein weites Land mit wenig Schulen
Namibia besteht zum großen Teil aus Farmflächen und Naturparks. Es ist daher nicht ganz einfach, flächendeckend für genügend Schulen zu sorgen. Das Land wird dabei unterstützt durch Hilfe von außen, unter anderem aus Deutschland. 20 Millionen EURO wurden 2003 für den Bau und Ausbau von Schulen bereit gestellt, die nächsten 20 Millionen EURO sind bereits bewilligt. Doch die Gebäude allein machen noch keine gute Schule, sagt Alfred Illukena, Direktor des Namibischen Instituts für Bildung und Entwicklung. Was noch fehlt, sind geeignete Lehrmaterialen.
Wörterbücher der Himba und SanDas beginnt bei den Wörterbüchern für alle offiziellen Sprachen Namibias. Für einige der Minderheiten-Sprachen, wie die Sprache der Himba oder der San, gab es bisher keine gültigen Wörterbücher. Das Institut für Bildung und Entwicklung ist dabei, diese Lücke zu füllen. Denn ohne Wörterbücher gibt es keine verlässliche Schriftsprache und das macht den Unterricht an Schulen in diesen Sprachen fast unmöglich, zum Leidwesen der Kinder.
„Die Erfahrung der vergangenen 30 Jahre hat ergeben, das Kinder Lesen und Schreiben am Besten in ihrer Muttersprache lernen“, berichtet George Mades von der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Es sei sehr schwierig für ein Kind, das vielleicht nur Ochi-Herero spricht, in der Schule plötzlich auf Englisch oder Afrikaans unterrichtet zu werden. Die GTZ entwickelt deshalb in Namibia Grundschulbücher in allen Minderheits-Sprachen, mit Geschichten, die in einer Welt spielen, die den Kindern vertraut ist.
Nomadenkinder verstehen kein Wort
Die Welt, die den San-Kindern vertraut ist, ist sandig und trocken. Die Hitze flimmert, es gibt kaum Wasser. Die San sind Nomaden, die als Jäger und Sammler durch Wüste und Steppe ziehen. Für die Kinder des Stammes ist es eine große Leistung, überhaupt in die Nähe einer Schule zu kommen. Die Eltern haben Angst, ihren Nachwuchs allein auf stundenlange Fußmärsche zur nächsten Schule zu schicken, zu Recht. So bleiben viele Kinder der Schule fern.
Aber auch die Nomandenkinder, die es zur Schule schaffen, haben es nicht leicht. „This is my dog – this is my dog ... He eats a bone – he eats a bone...” Die Gesichter der Jungen und Mädchen sind ernst, sie versuchen, die Worte der jungen Lehrerin Valcherry genau zu wiederholen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die meisten von ihnen verstehen kein Wort. Sie wiederholen einfach nur das, was sie hören. Wenn die Lehrerin morgens reinkommt, dann sagen sie „Good morning, Miss“ und setzen sich wieder hin. Das ist ihr ganzes Englisch.
Keine Bildung im Großstadt-Dschungel
Die Nomadenkinder sind nicht die einzigen, deren Bildung zu kurz kommt. Sie teilen ihr Schicksal mit den unzähligen Straßenkindern in den Slums der Großstadt. Katatura, der größte Vorort von Namibias Hauptstadt Windhuk, ist ein Großstadt-Dschungel, der für Kinder genau so gefährlich werden kann wie das namibische Buschland. Die Bewohner von Katatura kommen aus allen Ecken Namibias, aber auch aus Angola oder Botswana. 150 000 Menschen leben hier und jeden Monat kommen etwa 700 dazu - auf der Suche nach einem Job, nach einem neuen Anfang, nach einem besseren Leben. Die meisten werden enttäuscht, sagt Jutta Rohwer, eine Deutsche, die vor 38 Jahren nach Namibia gezogen ist und heute Frauenprojekte und Kindergärten in Katatura unterstützt. „Die meisten haben keinen Job. Sie bringen die Kinder hierher in die Tagestätten, um Arbeit zu suchen. Und dann haben wir jetzt viele Waisenkinder, deren Mütter an AIDS gestorben sind. Das Problem wächst und wächst.”
Die Großstadtsiedlung von Katatura und das Buschland des San-Volkes - zwei völlig unterschiedliche namibische Welten. In einem kontrastreichen Land wie Namibia ist es nicht leicht, allen gerecht zu werden. Und so ist die Regierung von ihrem Ziel, allen Kindern eine Grundbildung mit auf den Lebensweg zu geben, noch weit entfernt. Aber immer mehr Namibier erkennen, dass der Weg zur Schule der einzig richtige für ihre Kinder ist.
Autorinnen: Nicola Reyk und Marina Matundo
Redaktion: Peter Koppen