1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Alliierte töten mehr Zivilisten als die Taliban

30. Juli 2019

In Afghanistan verursachen laut den Vereinten Nationen nicht die Aufständischen die meisten zivilen Opfer. Die UN beklagen "schockierende" Zahlen - und gemahnen an ein Versprechen.

Unruhen in Afghanistan
Soldaten der Regierungsarmee in der Provinz Helman (Archivbild)Bild: Getty Images/N. Mohammad

In Afghanistan wurden nach UN-Angaben im ersten Halbjahr 2019 mehr Zivilisten durch regierungstreue Truppen getötet als durch Aufständische. Laut einem Bericht der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA) starben von Januar bis Juni 717 unbeteiligte Bürger bei Angriffen afghanischer Sicherheitskräfte, regierungstreuer Milizen und internationaler Verbündeter. An erster Stelle stehen hier die Luftstreitkräfte der USA. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutet das einen Anstieg um mehr als 30 Prozent. Überdies wurden 680 Verletzte gezählt.

Die radikalislamischen Taliban, die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und andere regierungsfeindliche Kräfte töteten im selben Zeitraum 531 Zivilisten. Mehr als 1400 Menschen wurden bei solchen Attacken verletzt.

Nach einem Selbstmordanschlag der Taliban in der Hauptstadt Kabul (Archivbild)Bild: Getty Images/W. Kohsar

Zwar sei die Gesamtzahl der getöteten oder verletzten Zivilisten im ersten Halbjahr um fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken - auf 3812. Doch auch dieser Wert sei "schockierend und inakzeptabel", teilte UNAMA mit. Bei fast einem Drittel aller Getöteten handele es sich um Kinder. Die Konfliktparteien versuchten nur "unzureichend", zivile Opfer zu vermeiden.

Die Vereinigten Staaten haben nach eigenen Angaben die Zahl der Abwürfe von Bomben und anderer Munition über Afghanistan seit 2017 fast verdoppelt. Die verstärkten Luftangriffe gelten als Teil einer Strategie, Taliban-Kommandeure anzugreifen - und damit eine günstigere Ausgangslage zu schaffen, um den Konflikt auf politischem Wege zu beenden. Seit einem Jahr spricht Washington direkt mit Vertretern der Aufständischen über eine Friedenslösung.

Einsatz der afghanischen Armee gegen Aufständische (Archivbild)Bild: Getty Images/N. Mohammad

Anfang Juli hatten die Taliban in Katar auch Verhandlungen mit afghanischen Repräsentanten geführt. Offizielle Kontakte mit der afghanischen Regierung, die informell vertreten war, lehnen die Aufständischen bisher ab. Alle Delegierten hatten in Doha versprochen, die Zahl ziviler Todesopfer "auf null" zu reduzieren. Seither hatte es jedoch mehrere Anschläge in Afghanistan gegeben, bei denen etliche Unbeteiligte starben.

jj/uh (dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen