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Politik

Alpenanrainer im Streit um die Skisaison

26. November 2020

Kanzlerin Merkel will wegen der Corona-Krise die Skigebiete in Europa vorerst geschlossen halten. Widerstand gibt es aus Österreich und der Schweiz. Frankreich will die Wintersportorte öffnen, die Skilifte aber nicht.

Streit um Skiurlaub im Corona-Winter
Naturschnee ist im österreichischen Zell am See nicht in Sicht, die Schneekanonen liefernBild: Franz Neumayr/picturedesk/picture alliance

Die Schneekanonen im Alpenraum produzieren eifrig, Liftbetreiber, Hotels und Gastronomie bereiten sich auf die Saison vor, ob und wann aber die Urlauber kommen dürfen, dahinter steht in diesem Corona-Winter ein großes Fragezeichen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich mit Blick auf Winterurlaube dafür aus, dass alle Skigebiete in Europa schließen. "Wir werden uns in Europa um eine Abstimmung bemühen, ob wir alle Skigebiete schließen könnten", sagte die Kanzlerin im Bundestag. "Es sieht leider nicht so aus, wenn man die österreichischen Verlautbarungen hört, dass uns das so einfach gelingen könnte, aber wir werden es noch einmal versuchen".

Als erster war Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte vorgeprescht, offenbar in Abstimmung mit der Kanzlerin, und hatte wegen der Pandemie vorgeschlagen, Skigebiete mindestens bis zum 10. Januar geschlossen zu halten und damit einen Streit unter den Alpenländern ausgelöst.

Österreich und Schweiz wollen Skigebiete öffnen

So wehrt sich Österreich vehement gegen eine europaweite Schließung der Skigebiete. Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer sagte, dass er mit einer Öffnung der Skigebiete rund um den 19. und 20. Dezember rechne. Letztlich entscheide zwar die Regierung in Wien, man sei aber gut aufgestellt. "Es gibt kein Apres-Ski. Auch die Gastronomie wird anders organisiert." Er gehe davon aus, dass es kein erhöhtes Infektionsrisiko beim Skifahren gebe. Kanzler Sebastian Kurz sagte, "wenn jemand einen Lift verwendet, dann ist das ähnlich, wie wenn er ein öffentliches Verkehrsmittel verwendet". Anhand dieser Gesichtspunkte müsse man Entscheidungen treffen. Finanzminister Gernot Blümel hatte Entschädigungen in Milliardenhöhe von der EU gefordert, falls Skilifte über die Weihnachtsferien stillstehen sollen.

Da war der Skiurlaub noch unbeschwert. Skifahrer und Snowboarder vergangenen Winter dicht gedrängt im SesselliftBild: Skijališta Crne Gore

Widerstand gegen eine Schließung der Skigebiete kommt auch aus der Schweiz. Dort könnten die Skigebiete geöffnet bleiben, solange sie strenge Sicherheitsvorkehrungen zur Begrenzung der Ausbreitung des Coronavirus getroffen haben, sagte Gesundheitsminister Alain Berset. Sowohl in Österreich als auch in der Schweiz sind deutsche Urlauber immens wichtig für die Skisaison.

Auch im eigenen Land stieß Contes Vorstoß nicht auf Gegenliebe. Sechs norditalienische Regionen, darunter Südtirol, appellierten an die Regierung in Rom, auf ihre Pläne zu verzichten. Die Gefahr sei, dass die Wirtschaft in den Berggebieten in eine noch tiefere Krise stürze.

Frische Luft ja - Skifahren nein

In Frankreich sollen die Skilifte unterdessen während der Festtage stillstehen, die Wintersportorte selbst aber sollen offen sein. "Natürlich wird es für jeden (...) möglich sein, in die Ferienorte zu gehen, um die reine Luft unserer schönen Berge, die Geschäfte, die geöffnet sein werden - außer Bars und Restaurants -, zu genießen", sagte Premierminister Jean Castex. Es sei aber ganz einfach: "Alle Skilifte und öffentlichen Einrichtungen werden für die Öffentlichkeit geschlossen sein."

Vorbereitung auf die Saison im französischen Skigebiet Font-RomeuBild: Raymond Roig/AFP/Getty Images

Präsident Emmanuel Macron hatte zuvor betont, eine Öffnung der Skigebiete an den Feiertagen erscheine ihm wegen der weiter hohen Corona-Infektionszahlen "unmöglich". In den Skigebieten sorgt die Ankündigung für Verwirrung. Die Entscheidung aus Paris sei "unverständlich".

Von der Piste in die Quarantäne

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder macht es deutschen Skitouristen derweil schwer. Wer in ein Risikogebiet reist, als das gegenwärtig unter anderem die Alpenländer Österreich, Schweiz und Liechtenstein eingestuft sind, muss bei der Rückkehr nach Bayern zehn Tage in Quarantäne. Das gilt ab Dezember auch für Tagestouristen, eine bisher noch geltende Ausnahmegenehmigung soll dann entfallen. "Touristische Tagesausflüge oder Freizeitvergnügungen im Ausland, etwa zum Skifahren, sind vermeidbare Risikoquellen", teilte die Staatsregierung nach einer Kabinettssitzung in München mit.

Auch die Liftbetreiber in Deutschland wehren sich. Ein Wintersportverbot wäre für die Wirtschaft in betroffenen Regionen existenzbedrohend und zudem unverständlich, sagte Matthias Stauch, Vorstand des Verbandes Deutscher Seilbahnen (VDS). In jedem Fall müsse es aber eine europäische Lösung geben: Entweder machen alle auf oder keiner.

qu/sti (dpa, rtr, afp)

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