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"Mit A - vor F wie Facebook"

Klaus Ulrich11. August 2015

Der Suchmaschinendienst Google gründet eine Holding namens Alphabet. Im DW-Gespräch erläutert Net-Economy-Experte Tobias Kollmann, warum es gute Gründe für den Umbau des Konzerns gibt.

Symbolbild Google Drive
Bild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Herr Professor Kollmann, Großumbau bei Google, neue Konzernmutter wird die Holding Alphabet. Was steckt dahinter?

Das ist als sehr schlauer Schachzug zu bezeichnen. Es gibt drei Gründe, die einen wirklichen Vorteil versprechen. Der erste Grund ist ein wirtschaftlicher: Holdingstrukturen haben immer eine höhere Robustheit gegen Schwankungen von einzelnen Subunternehmen. Das heißt, wenn eines nicht funktioniert, erschüttert das nicht direkt das gesamte Konstrukt. Es ermöglicht zudem eine leichtere Unterscheidung in verschiedene Bereiche und wir wissen ja, dass Google schon längst nicht mehr nur die Suchmaschine anbietet, sondern eben auch Lifescience, Biotechnik und Transportgeschäfte. Zudem wird sich das im Berichtswesen niederschlagen. Das heißt, es wird es auf der einen Seite schwieriger das Gesamte zu erfassen, auf der anderen Seite kann der Erfolg in den einzelnen Bereichen aber deutlich besser dokumentiert werden.

E-Business-Experte Tobias KollmannBild: privat

Ein weiterer Grund ist personalwirtschaftlicher Natur. Die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin machen Platz für mehr Management-Know-how in den einzelnen Gesellschaften. Sie selbst wechseln ja in die Holding zu Alphabet. Das heißt, es gibt neue Perspektiven, hier verantwortungsvolle Manager mit spezifischem Fachwissen in die einzelnen Unergesellschaften hineinzubringen.

Und dann gibt es sicherlich auch einen politischen Grund. Allgemein wird ja immer wieder die Forderung nach der Zerschlagung des großen bösen Google erhoben. Dieser Name taucht jetzt ein wenig ab. Es geht nicht mehr nur um das große Google, sondern um ein noch nicht so etabliertes Gesamtkonstrukt Alphabet, aber mit vielen kleinen Tochter-Firmen. So kann man immer wieder darauf verweisen, was die einzelnen Firmen machen und nicht mehr so einfach mit dem Finger auf das große Netzimperium Google zeigen.

Welche Auswirkungen hat die Umstrukturierung auf die User, also auf uns?

Zunächst einmal keine. Das Angebot von Google wird selbstverständlich weiter so verfügbar sein. Es wird in den einzelnen Bereichen sicherlich Neuerungen und Innovationen geben. Natürlich konnten die Google-Gründer nicht über alle Segmente hinweg gleichmäßig gut agieren. Das war mit Sicherheit auch ein Grund, warum es jetzt zu dieser neuen Struktur gekommen ist.

Und wenn ich die Börse richtig beobachte, dann ist das ja auch schon entsprechend goutiert worden. Wir dürfen nicht vergessen, auch Google hat über die letzten Jahre an den Aktienmärkten nicht mehr die ganz großen Schritte machen können. Außerdem wollte man die beiden Gründer entlasten, um gleichzeitig zusätzliches Management-Know-how in den einzelnen Bereichen einzubinden. Das könnte letztendlich für den Kunden ein Vorteil sein, weil es dann eben auch zu Neuerungen und Innovation kommt.

Wie sieht es mit den Ausgaben für das neue Konstrukt aus? Die spielen ja auch eine wichtige Rolle für die Börsenkurse.

Kosten spielen genau so eine Rolle wie Einnahmen. Das heißt, die Börse goutiert letztendlich dieses Verhältnis. Zunächst einmal wird jetzt mit dieser Umstrukturierung ein neues Einnahmepotenzial verbunden in der Hoffnung, dass über die einzelnen Bereiche und Spezialisierungen auch mehr Marktkraft entsteht.

Inwieweit das auch zu höheren Kosten führt, weil natürlich in den einzelnen Untergesellschaften vielleicht dann mehr spezialisiertes Personal Einzug hält, das wird man beobachten müssen.

Was glauben Sie, wer hat bei der Idee der Umstrukturierung Pate gestanden? Ein innovativer Typ wie Steve Jobs oder ein Geschäftsmann wie Warren Buffett?

Ich glaube, das ist eine gemeinschaftliche Entscheidung zwischen allen Beteiligten gewesen. Natürlich auch unter dem Eindruck der Marktentwicklung auf der einen und auch des Börsenkurses auf der anderen Seite. Man hat sich ganz klar überlegt, wie man das Unternehmen auf die nächste Stufe heben und welche Wachstumsgeschichte man schreiben kann. Die liegt eben nicht mehr im Suchmaschinenmarkt. Dort ist man bereits Marktführer. Potenziale liegen zunehmend auch in Bereichen wie Biotechnik und im Transportgeschäft.

Auch dafür sind übrigens digitale Daten, Nullen und Einsen notwendig, sodass Google letztendlich nicht sein Kerngebiet verlässt, es aber zunehmend transformiert - auch in die reale Wirtschaft. Und das ist ja genau die Strategie, die Google hat: weg vom reinen Internetunternehmen, hin zu einem Multikonzern auch für die reale Wirtschaft. Dafür ist dieser große Umbau sicher auch ein notwendiger Schritt.

Lassen Sie mich schmunzelnd noch kurz diesen Aspekt anschneiden: Der Name Alphabet transportiert das Unternehmen von G zu A. Und damit vor das F von Facebook in sämtlichen Auflistungen von großen Internetunternehmen.

Das Gespräch führte Klaus Ulrich.

Prof. Dr. Tobias Kollmann ist Lehrstuhlinhaber für E-Business und E-Entrepreneurship an der Universität Duisburg-Essen. Er ist Autor zahlreicher Beiträge in internationalen Zeitschriften und schreibt regelmäßig Kolumnen.

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