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Politik

Als Liebespaar durch Corona getrennt

Teri Schultz ml
18. Juli 2020

Sie sind ein Paar - und leben getrennt in weit entfernten Ländern. Die Corona-Pandemie hat sie auseinandergerissen. Unter Hashtags wie #LoveIsNotTourism kämpfen sie für das Recht auf gemeinsame Quarantäne.

USA Corsi Crumpler-Sean Donovan Schwangerschaft
Bild: Lisa Crumpler

Corsi Crumpler kann es immer noch nicht glauben. Da ist es möglich, tief im texanischen Bible Belt (Bibelgürtel) sich ein paar Bierchen zu genehmigen oder das Kasino zu besuchen. Aber dass der Vater ihres Babys bei der Geburt dabei ist und ihr die Hand hält, das soll nicht möglich sein? Das hätte sie nie gedacht.

Corsi Crumpler ist 28 Jahre jung, Goldschmiedin von Beruf. Dass sie sich einmal als Aktivistin engagieren würde, auch das hätte sie nie gedacht. Als ihr Anwalt im Februar einen Schriftsatz aufgesetzt hatte, um ihren irischen Verlobten zu sich zu holen, plante Crumpler noch einen traumhaften Sommer: Erst die Hochzeit, dann das neue gemeinsame Zuhause und schließlich die Geburt. Einen Namen hatten sie auch schon: Taos soll das Kleine heißen, benannt nach der malerischen Stadt in New Mexico, die sie und ihr Mann so lieben.

So war der Plan. Doch dann kam die Corona-Pandemie und die Träume waren hinfällig. Im März wurden die US-amerikanischen und europäischen Grenzen geschlossen. Sean Donovan, der zukünftige Ehemann, steckte in Dublin fest. Hilflos.

"Ich kann das gar nicht in Worte fassen - diesen Stress und was mir alles passiert ist", sagt die Frau. Sie ist jetzt in der 39. Schwangerschaftswoche, da kann man so einen Stress überhaupt nicht gebrauchen. "Dass mein Verlobter fünf Monate später nicht ein einziges Mal das Treten des Babys im Bauch fühlen konnte, damit habe ich nicht gerechnet. Er sollte mir doch helfen, das Kinderbett zusammenzubauen, das Zimmer vorzubereiten - all diese Sachen, die Eltern doch beim ersten Mal machen."

Aus Liebenden werden Lobbyisten

Und nun? Da ist die Angst vor dem Virus, während die Infektionsraten in den USA steigen und steigen. Das ist eine Sache. Aber zuzusehen, wie die Regierung von US-Präsident Donald Trump immer wieder eine Reiseerlaubnis für Menschen in einer festen Partnerschaft ablehnt, während es zum Beispiel Ausnahmen für Sportler gibt, das quält die junge Frau. Crumpler sagt, sie sei praktisch auf Schritt und Tritt behindert worden - sogar von Beamten auf dem Konsulat, als es darum ging, nur ein paar Informationen über Donovans Einwanderungsstatus zu bekommen. In ein paar Tagen geht sie zur Geburt ins Krankenhaus. Nun verbringt sie die meiste Zeit damit, über Social Media darauf hinzuweisen, dass das Gerede der Regierung über den "Wert der Familie" nur Heuchelei ist.

Dänemarks "Sweetheart-Ausnahme" für langjährige LiebendeBild: Government of Denmark

Crumpler und Donovan sind nur eines von vielen tausend Paaren auf der ganzen Welt. Sie alle stecken in der gleichen Klemme und organisieren sich im Internet. Mit ihren Petitionen fordern sie die Regierungen auf, Reisen zur Familienzusammenführung als "unverzichtbar" einzustufen. Hashtags wie #LoveIsEssential und #LoveIsNotTourism kursieren. Die Organisatoren verpflichten sich, auf eigene Kosten sowohl bei der Abreise als auch bei der Ankunft Corona-Tests zu machen. Sie versprechen, auf Flughäfen und in den Maschinen Masken zu tragen, unmittelbar nach der Ankunft in Quarantäne zu gehen und dann - zu Hause bleiben, bei ihren Lieben.

Dänemark hat jetzt den Anfang gemacht. Es ist das erste Land mit einer Ausnahmegenehmigung für Liebespaare. Die Regierung in Kopenhagen bietet sie auch Nicht-EU-Bürgern an - unter der Voraussetzung, dass sie sich "für einen bestimmten Zeitraum, mindestens drei Monate" in einer Beziehung mit einem in Dänemark ansässigen Bürger befinden und sich regelmäßig getroffen haben. Die Webseite der Regierung warnt jedoch gleichzeitig: Liebesbeziehungen, die lediglich auf schriftlichem oder telefonischem Kontakt beruhen, haben keine Aussicht auf Erfolg. Österreich und Norwegen haben dieses Modell jüngst übernommen - Hashtag #DoItLikeDenmark.

"Fast alles" tun, um zusammen zu sein

Das gemeinsame Glück vor Corona: Sascha Sommer und Zuri FergusonBild: Zuri Ferguson

Auch der Computerprogrammierer Sascha Sommer will sich nicht unterkriegen lassen. Er hat Fotos, Webchats, Videos, Flugtickets und andere Beweise für seine Liebesbeziehung mit der New Yorker Lehrerin Zuri Ferguson gesammelt. Er will das alles den Behörden vorlegen. "Es gibt auch Familienmitglieder, die bezeugen können, dass wir ein Paar sind", bekräftigt Sommer. "Ich würde alles, fast alles tun, um wieder mit ihr zusammen zu sein und es einfach gemeinsam durchzuziehen." Und so hoffen Sascha Sommer und Zuri Ferguson auf Wiedervereinigung.

Dieses "fast alles" ist für Sommer und Ferguson mehr als eine Kleinigkeit. Er hat ein Herzleiden, gehört damit zu einer Hochrisiko-Gruppe. Eine Reise etwa nach Kroatien oder Irland - Länder, in die US-amerikanische Staatsbürger ausreisen könnten - kommt für ihn nicht in Frage.

Wird sich Berlin bewegen?

Ihre Chancen haben sich jetzt etwas verbessert. Der deutsche Europaabgeordnete Moritz Körner (FDP) hat sich der Sache angenommen. Der Politiker hat persönlich an die Regierungschefs der einzelnen EU-Staaten geschrieben, um für Ausnahmeregelungen zu werben. Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat Körner auf das Problem aufmerksam gemacht. Und obwohl Regierungsbeamte vorher als Bedenkenträger auffielen, erklärte Seehofer, er sei sicher, dass eine "vernünftige Lösung" gefunden werden könne.

Der Abgeordnete versichert, dass er die Fortschritte verfolgen werde. Und er hofft auf einen Wendepunkt in der Angelegenheit - auch wegen der deutschen EU-Präsidentschaft. "Wenn die deutsche Präsidentschaft das anginge, dann würden andere Länder diesem Beispiel natürlich folgen", sagt Körner gegenüber der DW.

Nicht länger auf Daddy warten

In New York ist Zuri Ferguson noch nicht ganz so weit, die Koffer zu packen. Aber die Reaktion des Bundesinnenministers hat ihr Mut gemacht. Auch sie war nicht untätig und hat E-Mails an mehr als 250 deutsche Parlamentarier geschickt.

Corsi Crumpler hingegen, die werdende Mutter in Texas, hat die Hoffnung fast aufgegeben. Irland hat zwar beschlossen, sogar US-amerikanische Touristen ins Land zu lassen. Aber Washington zeigt keine Anzeichen, unverheirateten Paaren zu helfen - ganz gleich, wie die Lebensumstände auch sind. Und Baby Taos in ihrem Bauch hat ihr nun deutlich zu verstehen gegeben: Wir können jetzt nicht länger auf Daddy warten.

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