1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Gegenschuss

14. April 2008

Fassbinder, Wenders und Herzog - drei große Namen verschafften dem deutschen Film Weltruhm. Hinter den Regisseuren stand ein ganzes Kollektiv. Die wichtigste Rolle spielte dabei ein Filmverleih

Filmplakat des Films "Gegenschuß - Aufbruch der Filmemacher" zeigt Kameras, Namen der Regisseure und historisches Gruppenfoto
Kino als Dialektik

Die Geschichte des Neuen Deutschen Films ist auch eine Geschichte des "Filmverlags der Autoren". Diese spannende Historie dokumentiert jetzt ein aktueller Kinofilm von Regisseur Dominik Wessely. Nach ersten Erfolgen des jungen deutschen Films in den 1960er Jahren wollten die Regisseure im nächsten Jahrzehnt noch mehr erreichen. Auch deshalb gründeten sie ihren eigenen Verleih: Der Filmverlag der Autoren wurde im April 1971 von 13 Regisseuren in München aus der Taufe gehoben, u.a. dabei Wim Wenders und Peter Lilienthal. Nun hatten sie den gesamten Vetriebsweg in eigener Hand.

Kino als Dialektik

Erfolgreiche Zusammenarbeit

Von der Produktion über den Verleih bis zum Marketing - der Filmverlag kümmerte sich um alles. Laurens Straub war die treibende Kraft des Unternehmens. Mit ihm begann die erfolgreichste Zeit des deutschen Films in den 1970er Jahren. Es wurden auch Filme anderer Regisseure produziert und vertrieben. Der Filmverlag der Autoren entwickelte sich zu einem Markenzeichen des heimischen Kinos.

Erfolge auf Festivals und in den Kinos

Fassbinders "Angst essen Seele auf", Werner Herzogs "Lebenszeichen" und Wim Wenders "Im Laufe der Zeit" sind nur ein paar der Titel, die das deutsche Kino damals bekannt machten. Erstmals nach der goldenen Ära des Expressionismus der 1920er Jahre fanden deutsche Filmemacher wieder internationale Anerkennung. Die Goldene Palme von Cannes für "Paris, Texas" von Wenders war dann in den 1980er Jahren das sichtbarste Zeichen für die begeisterte Aufnahme des deutschen Kinos in aller Welt.

Heimatfilm "Ruf der Wälder" mit Ellen Ferner und Hans-Jürgen Bäumler.Bild: dpa

Abschied und Revolte

Was Fassbinder, Kluge und Wenders damals schafften war auch ein Auflehnen gegen die Väter. Wie in anderen gesellschaftlichen und künstlerichen Bereichen entsprang der Drang etwas Neues zu machen auch dem Wunsch sich von der Vätergeneration abzusetzen. Die 1950er Jahre waren beherrscht von Heimat- und Operettenfilmen, seichter Unterhaltungskost und schlüpfrigen Altherrenträumen. Dagegen opponieren die Jungen. Sowohl formal als auch inhaltlich strampelte man sich frei und zerschlug Tabus.

intelektueller Kopf: Alexander Kluge des ManifestsBild: picture-alliance/dpa

Kreativität und Chaos

Doch trotz aller Erfolge auf Festivals und an den Kinokassen, viele der idealistisch eigestellten Mitglieder des Filmverlags waren mehr Künstler als Geschäftsleute, mehr kreative Köpfe denn kühle Strategen. Es gab Streit innerhalb des Autorenkollektivs, finanzielle Schieflagen und Auseinandersetzungen mit anderen Regisseuren und Verlegern folgten. Die enge Bande unter den Gründungsmitgliedern löste sich auf. Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein stieg für einige Jahre beim Filmverlag ein. Doch Mitte der 80er Jahre verlor auch er die Lust am Filmgeschäft. Der Filmverlag der Autoren arbeitete dann zwar nach wie vor, doch mit der Idee seiner Gründer hatte er kaum noch etwas zu tun. Auch diese Auflösungserscheinungen dokumentiert Wesselys aktueller Film eindrucksvoll.

Jochen Kürten

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen