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"Deutsch-französische Brüderlichkeit"

Nina Werkhäuser31. März 2015

Die geteilte Trauer hat Deutschland und Frankreich näher zueinander gebracht. Anlässlich der Regierungskonsultationen in Berlin beschwor Präsident Hollande die enge Freundschaft beider Länder.

Deutschland Berlin Treffen Merkel und Hollande
Bild: Reuters/H. Hanschke

Wenn die Franzosen das Wort "fraternité" - Brüderlichkeit - gebrauchen, dann sprechen sie von einem hohen Wert, hinter dem sich die Nation vereint. Dass Präsident François Hollande im Kanzleramt von der "fraternité franco-allemande" sprach, also von einem besonders innigen Verhältnis beider Länder, darf deshalb als Zeichen großer Wertschätzung verstanden werden.

Üblicherweise ist es die "deutsch-französische Freundschaft", die gelobt und gepflegt, manchmal aber auch zur Phrase wird. Die Krisensituationen der letzten Wochen haben gezeigt, wie eng und belastbar diese Freundschaft tatsächlich ist: der Anschlag auf das Pariser Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Januar und der Absturz des Germanwings-Flugzeugs über den französischen Alpen haben eine Welle der Solidarität und des Mitgefühls ausgelöst.

"Mit großem und weitem Herzen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Hollande, hätten die Franzosen die Angehörigen der Opfer empfangen und "in unnachahmlicher Weise" die deutsch-französische Freundschaft gelebt. Gemeinsam dankten Merkel und Hollande den Rettungskräften und Spezialisten, die nach den Worten des französischen Präsidenten alle 150 Opfer des Flugzeugabsturzes bis zum Ende der Woche identifiziert haben werden.

Europa rückt zusammen

Hollande war anlässlich einer gemeinsamen Sitzung der beiden Kabinette nach Berlin gekommen und von Merkel mit militärischen Ehren im Kanzleramt empfangen worden. Nachdem sie einander anfangs mit kühler Zurückhaltung begegnet waren, arbeiten der Sozialist Hollande und die Christdemokratin Merkel inzwischen eng und freundschaftlich zusammen.

Savoir vivre: Beim Mittagessen stimmen sich Merkel, Hollande, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und Frankreichs Kulturministerin Fleur Pellerin untereinander abBild: Reuters/F. Bensch

Dass Deutschland und Frankreich in diesen schwierigen Zeiten nicht nur emotional zusammenrücken, sondern auch gemeinsam Politik machen, zeigen die zahlreichen Beschlüsse von Paris und Berlin: Zusammen mit Italien soll eine europäische Überwachungsdrohne entwickelt werden - ein Feld, auf dem Europa längst weit hinter die USA zurückgefallen ist.

Die Drohnen sollen "gegebenenfalls nach parlamentarischem Beschluss auch bewaffnet werden" können, sagte Merkel mit Blick auf Deutschland. Hollande betonte, diese wichtige Entscheidung mache Europa unabhängig in der Drohnenproduktion und beim Zugriff auf Lagebilder aus der Luft, die immer wichtiger für die Sicherheit würden.

Druck auf Athen

Einigkeit demonstrierten Merkel und Hollande auch in der Europapolitik: Griechenland, so mahnten beide, müsse seine Reformvorschläge rasch konkretisieren, dann könne es auch eine Einigung mit der EU über weitere Finanzhilfen geben. "Die Zeit drängt", sagte Merkel.

Auch den Fortgang der Atomverhandlungen mit dem Iran bewerteten beide ähnlich: Es gehe nicht darum, eine Vereinbarung um jeden Preis zu schließen. Vielmehr müsse ein solches Abkommen garantieren, dass der Iran sich auf absehbare Zeit nicht atomar bewaffnen könne, betonten Merkel und Hollande. Wegen der laufenden Verhandlungen in Lausanne konnten die beiden Außenminister, Frank-Walter Steinmeier und Laurent Fabius, nicht an der gemeinsamen Sitzung der beiden Kabinette in Berlin teilnehmen.

Die Regierungen vereinbarten zahlreiche Erleichterungen für Deutsche, die in Frankreich leben und umgekehrt. Dazu gehört die Anerkennung von Studienabschlüssen aus dem jeweiligen Nachbarland ohne aufwendige Überprüfungen und die Besteuerung von Rentnern, die im jeweils anderen Land leben, nur noch an ihrem Wohnort. Denn Deutschland und Frankreich, erklärte der französische Präsident, wollten nicht nur in der internationalen Politik zusammen Positives bewirken, sondern auch das Zusammenleben ihrer Bürger auf praktische Weise erleichtern.

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