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Politik

Grüne-Jugend-Chefin zieht sich vorerst zurück

11. Oktober 2021

Am Samstag war Sarah-Lee Heinrich zur Bundessprecherin der Grünen Jugend gewählt worden. Dann wurde sie im Netz wegen alter Tweets angefeindet und bedroht. Nun zieht sie sich erst einmal zur eigenen Sicherheit zurück.

Sarah-Lee Heinrich, Bundessprecherin der Grünen Jugend am Rednerpult nach ihrer Wiederwahl beim Nachwuchskongress der Jugendorganisation in Erfurt.
Sarah-Lee Heinrich wurde mit 93,84 Prozent der Stimmen zur neuen Bundessprecherin der Grünen Jugend gewähltBild: Bodo Schackow/dpa/picture alliance

Als frisch gewählte Bundessprecherin der Grünen Jugend hätte Sarah-Lee Heinrich eigentlich viele Termine auf der Agenda gehabt. Doch diese sind nun erst einmal alle abgesagt: Die 20-jährige Studentin zieht sich für einige Tage aus der Öffentlichkeit zurück. Der Grund dafür sind Morddrohungen und Gewaltandrohungen nach einem am Wochenende entstandenen "Shitstorm" in den sozialen Medien. Es gehe jetzt erst einmal darum, alles für ihre Sicherheit zu tun, sagte der scheidende Bundessprecher der Nachwuchsorganisation, Georg Kurz, auf Anfrage. Sarah-Lee Heinrich wolle in den kommenden Tagen keine Interviews geben und auch nicht öffentlich auftreten.

Eine Jugendsünde mit Konsequenzen? 

Sarah-Lee Heinrich war am Samstag beim Bundeskongress der Grünen Jugend mit 93,84 Prozent der Stimmen gemeinsam mit Timon Dzienus zur Bundessprecherin der Jugendorganisation gewählt worden. Kurz darauf entbrannte im Netz eine Debatte um vor Jahren abgesetzte Tweets Heinrichs. Die neue Grüne-Jugend-Sprecherin schrieb am Sonntag auf Twitter dazu: "Ich wurde gerade auf einen Tweet aufmerksam, in dem mein Account im Jahr 2015 "Heil" unter einen Tweet mit Hakenkreuz kommentierte."

"Das war maximal dumm und unangebracht", schrieb sie ebenfalls auf Twitter. "Ich bin Teil einer antifaschistischen Jugendorganisation. Dieser Tweet spiegelt in keiner Weise meine Position wieder. Es tut mir wirklich leid, einen solchen Tweet jemals abgesetzt zu haben."

"Messt mich an meiner politischen Arbeit"

Schon vor ihrer Äußerung zu dem "Heil"-Tweet hatte Heinrich auf Twitter beklagt, seit ihrer Wahl versuchten Rechte, Shitstorms gegen sie hochzuziehen. Im Netz kursierten Screenshots von alten Tweets von ihr, die zum Teil vulgär oder beleidigend sind. "Was bei den Screenshots von Tweets mit Absicht rausgenommen wird: Die sind von 2014/2015", kritisierte sie. Sarah-Lee Heinrich war damals 13 oder 14 Jahre alt. Sie forderte: "Messt mich und kritisiert mich gern an meinen Positionen und meiner politischen Arbeit. Ich werde mich jetzt nicht zu allem erklären, was ich mal so mit 14 gedacht und gesagt habe, das verlange ich auch von niemandem."

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb am Sonntag an die Adresse Heinrichs: "Wir machen alle Fehler. Du stehst dazu und entschuldigst dich. Danke dafür. Aber auch danke, dass du klar sagst, was ist, Ausgrenzung durch Armut, durch NichtWeissSein, durch Rassismus oder Gleichgültigkeit."

ies/ml (dpa, afp)

 

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