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KonflikteZypern

Alter Streit, neue Treffen: Worum es im Zypern-Konflikt geht

18. März 2025

Zypern ist seit gut 50 Jahren geteilt - und ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Nach mehreren Jahren Funkstille sprechen beide Seiten nun wieder. Als Vermittler engagiert sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres.

Zypern Derynia | Das Varosha-Gebiet
Varosha war einst ein Stadtteil von Famagusta im Osten der Insel - doch seit der Teilung ist es militärisches SperrgebietBild: Kostas Pikoulas/NurPhoto/picture alliance

Man redet wieder miteinander - aber einen Durchbruch erwartet keiner der Kontrahenten. So lässt sich die derzeitige Großwetterlage im Zypern-Konflikt zusammenfassen. Vertreter beider Seiten haben eine recht unterschiedliche Sicht auf einen möglichen Ausweg. UN-Generalsekretär Antonio Guterres wollte nun bei informellen Gesprächen im Genfer Völkerbundpalast nach einer gemeinsamen Basis suchen, auf der man wieder in offizielle Friedensgespräche einsteigen könnte.

Worum geht es grundsätzlich?

Wie so häufig bei Konflikten, reichen auch in Zypern die Ursachen weit in die Vergangenheit zurück. Über Jahrzehnte gab es in der größten Bevölkerungsgruppe, den Zyperngriechen, immer wieder den Wunsch, die Insel mit Griechenland zu vereinigen. Viele Zyperntürken, die sich im Laufe der jahrhundertelangen Zugehörigkeit der Insel zum Osmanischen Reich hier niedergelassen hatten, standen dem skeptisch gegenüber.

Suche nach einem Gesprächsfaden: v.l.n.r. Zyperns Präsident Nikos Christodoulides, UN-Generalsekretär Antonio Guterres und das Oberhaupt der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, Ersin TatarBild: Pierre Albouy/KEYSTONE/Reuters Pool/picture alliance

Mitte des 20. Jahrhunderts verschlechterte sich die Sicherheitslage auf der Insel. Nach Verhandlungen zwischen den Zyprioten, der bisherigen Kolonialmacht Großbritannien sowie der Türkei und Griechenland wurde Zypern 1960 unabhängig - die drei anderen Länder wurden Garantiemächte. Großbritannien betreibt bis heute zwei Militärstützpunkte, die formell britische Überseegebiete sind. 1963 gingen Massaker zwischen den Ethnien als "blutige Weihnachten" in die Geschichte ein; im Anschluss schickten die Vereinten Nationen eine Friedenstruppe auf die Insel, die bis heute präsent ist.

1974 putschten radikale Zyperngriechen gegen die Regierung, um einen Anschluss an das damals diktatorisch regierte Griechenland zu erzwingen. Die Türkei entsandte zum Schutz der Zyperntürken das Militär und eroberte den Nordteil der Insel. Zwar wurde in der Republik Zypern der Putsch rückabgewickelt, doch die Türkei behielt die Kontrolle im Norden. Im Wesentlichen handelt es sich um das Gebiet der Türkischen Republik Nordzypern, die sich 1983 einseitig für unabhängig erklärte und von der Weltgemeinschaft mit Ausnahme der Türkei nicht als Staat anerkannt wird.

Grundsätzlich ist das Staatsziel der Republik Zypern - vereinfacht gesagt - die Wiedervereinigung der Insel; die politischen Vertreter der Zyperntürken treten hingegen für eine Zwei-Staaten-Lösung ein.

Seit Mai 2004 ist die Republik Zypern Mitglied der Europäischen Union. Völkerrechtlich zählt dazu die ganze Insel - allerdings kann die faktische Republik Zypern im Süden der Insel auch gut 20 Jahre später im nördlichen Teil das EU-Recht nicht durchsetzen.

Welche Friedenslösungen sind bisher gescheitert - und warum?

Die Vereinten Nationen haben seit mehr als 60 Jahren Friedenstruppen in Zypern stationiert. Nicht nur wegen der hohen Kosten dafür engagieren sich die UN deshalb seit jeher aktiv als Vermittler in dem Konflikt.

2004, kurz vor dem EU-Beitritt des Südens, schien eine Lösung schon einmal zum Greifen nahe: Der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte eine Föderation vorgeschlagen, in der beide Teilstaaten weitgehende Autonomie behalten, aber von einer gemeinsamen Regierung nach außen vertreten werden sollten. In einem Referendum sprach sich im Norden eine Mehrheit für den Plan aus; im Süden überwogen jedoch die Nein-Stimmen.

Zäune und Wachposten durchziehen auch die Inselhauptstadt NikosiaBild: Kostas Pikoulas/NurPhoto/picture alliance

Seitdem wurde in verschiedenen Formaten unter wechselnden Vorzeichen verhandelt. 2017 musste der damals neue UN-Generalsekretär Guterres im schweizerischen Crans-Montana ein Scheitern der Verhandlungen vermelden: Ein Streitpunkt damals war der geforderte Abzug der bis heute stationierten rund 35.000 türkischen Soldaten. Die Türkei und Griechenland sowie beide zyprischen Delegationen gaben jeweils der Gegenseite die Schuld für das Scheitern der offiziellen Verhandlungen.

Was war die Ausgangslage für die aktuellen Gespräche?

2021 hatte Guterres schon einmal nach Genf geladen, um informell auszuloten, ob man eine gemeinsame Basis für offizielle Gespräche finden würde. Damals war das nicht der Fall. Nun hat Guterres also einen neuen Versuch gestartet. Neben dem zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulides und dem nordzyprischen Vertreter Ersin Tatar sitzen auch die Garantiemächte Griechenland, Türkei und Großbritannien am Tisch.

Neben Guterres sitzen die Außenminister Hakan Fidan (Türkei) und Giorgos Gerapetritis (Griechenland), neben den Vertretern der beiden zyprischen Teile sitzt der britische Europa-Staatsminister Stephen DoughtyBild: Pierre Albouy/KEYSTONE/Reuters Pool/picture alliance

"Das informelle Treffen wird eine Möglichkeit für eine bedeutungsvolle Diskussion über den weiteren Weg bieten", zitierte die Nachrichtenagentur AFP vor dem Treffen eine UN-Sprecherin. Christodoulides gab im Vorfeld das Ziel aus, die offiziellen Verhandlungen wieder aufzunehmen. Tatar sprach sich für eine Vertiefung der inner-zyprischen Kooperation aus - und betonte die Eigenständigkeit der Zyperntürken.

Nach der "konstruktiven" gemeinsamen Sitzung konnte Guterres zwar wie erwartet keinen großen Durchbruch verkünden - aber immerhin: Für Ende Juli wurde eine weitere Gesprächsrunde vereinbart.

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