Altindisches Tor in Berlin nachgebaut
16. Januar 2023Das Humboldt Forum in Berlin ist um eine Attraktion reicher: eine neu angefertigte Replik des berühmten Ost-Tores aus dem indischen Sanchi. Das altindische Tor zur Verehrung Buddhas steht nun vor der rekonstruierten Barock-Fassade des Berliner Stadtschlosses, das das Ethnologische Museum Berlin und das Museum für Asiatische Kunst beherbergt.
Das Original des Tores stammt aus dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung und dient in Sanchi als einer von vier Eingängen des großen Stupa, eines Baus in Form einer Halbkugel mit Reliquien buddhistischer Heiliger.
Die Nachbildung des indischen Heiligtums dient den Museen im Humboldt Forum als Eingangstor und ist zugleich ein Fenster in die Vergangenheit Indiens. Die Arbeiten an der rund 150 Tonnen schweren und etwa elf Meter hohen roten Sandsteinkonstruktion hatten im November vergangenen Jahres begonnen. Der Sandstein für die neue Replik stammt aus einem Steinbruch in Röttbach bei Würzburg. An den Reliefs arbeiteten Steinbildhauer aus Deutschland und Indien gemeinsam.
Auf den drei Querbalken und zwei Säulen sind detaillierte Szenen aus dem Leben Buddhas dargestellt. Das 1,6 Millionen Euro teure Projekt knüpft an die Replik des Sanchi-Tores im Berliner Stadtteil Dahlem aus dem Jahr 1970 an, wo die Kunstschätze aus dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst vor ihrem Umzug ins Humboldt Forum zu sehen waren.
Besucherinnen und Besucher werden jedoch keine Darstellung von Buddha selbst unter der Ikonografie auf dem Tor finden. Er wurde zur Zeit der Errichtung des ursprünglichen Tores vor mehr als 2000 Jahren lediglich durch Symbole wie einen Thron unter einem Baum oder Fußabdrücke dargestellt.
Dritte Nachbildung in Berlin
Die Nachbildung des berühmten Tores aus Sanchi in Berlin ist kein Novum. Bereits 1886 wurde ein Gipsabguss des Originaltors im damaligen Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin ausgestellt.
Das Museum hatte die Replik aus Gips vom britischen South Kensington Museum in London (heute Victoria and Albert Museum) erworben. Deren Bestandteile lagern heute im Außendepot des Berliner Museums für Asiatische Kunst. Eine weitere Kopie aus Steinguss ist seit 1970 im Berliner Vorort Dahlem zu sehen.
Das Stupa von Sanchi wurde 1818 von dem britischen General Henry Taylor entdeckt. In den späten 1860er-Jahren fertigte der britische Leutnant Henry Hardy Cole einen Abguss des Ost-Tors von Sanchi, des Hauptportals des antiken Stupa, für das Victoria and Albert Museum an, das später mehrere Kopien herstellen ließ und sie verschiedenen europäischen Institutionen zum Kauf anbot.
Bedeutendes Heiligtum
Die Stätte von Sanchi gehört seit 1989 zum UNESCO-Welterbe. Der Komplex ist eines der ältesten, bedeutendsten und am besten erhaltenen buddhistischen Heiligtümer in Indien.
Der indische Botschafter in Berlin, Harish Parvathaneni, begrüßte die Initiative des Humboldt Forums, die Nachbildung des Sanchi-Tors im Herzen Berlins aufzustellen. Das verdiene hohe Anerkennung, sagte er. "Es verkörpert Buddhas Botschaft des Friedens, des Mitgefühls und der Liebe für alle Lebewesen. Die Kopie des berühmten Heiligtums steht für die enge Beziehung zwischen Indien und Deutschland und die langjährigen, starken Verbindungen zwischen den Menschen unserer Länder."
Tor repräsentiert "die Vielfalt der Welt in der Mitte Berlins"
Auch Hartmut Dorgerloh, Generalintendant des Berliner Museumskomplexes, ist begeistert von dem Nachbau. "Als spannender Gegenpol zu den barocken Fassaden wird nun auch vor den Portalen des Humboldt Forums sichtbar, worauf sich Besucherinnen und Besucher im Inneren des Hauses freuen können: die Vielfalt der Welt in der Mitte Berlins", sagte er in einer Pressemitteilung.
Neben dem rekonstruierten Tor soll noch ein Bronzemodell des Stupa von Sanchi ausgestellt werden. Es soll zum Verständnis der Rekonstruktion beitragen, den gesamten Komplex besser zugänglich machen und auch als Tastmodell für Menschen mit Sehbehinderungen dienen.