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Schwierige Demenzforschung

Conor Dillon / Fabian Schmidt12. Dezember 2013

Wirksame Medikamente gegen Demenz zu finden, dauert lange und ist teuer. Aber wenn es neue Wirkstoffe gibt, kommen auch Investoren, sagt der britische Alzheimer-Arzt Simon Ridley im DW-Interview.

Alzheimer-Artz Simon Ridley (Foto: Alzheimer's Research UK)
Bild: Alzheimer's Research UK

Die acht wichtigsten Industrienationen (G8) haben sich am 11. Dezember 2013 in London verpflichtet, mehr für die Suche nach wirksamen Demenz-Medikamenten zu tun. Der Gastgeber, der britische Premierminister David Cameron, rief die G8-Staaten dabei auf, ihre Ausgaben für die Forschung zu verdoppeln. Die Deutsche Welle sprach dazu mit dem britischen Alzheimer-Forscher Simon Ridley.

Deutsche Welle: Insgesamt scheint das Geld für die Demenzforschung recht knapp bemessen: Großbritannien zum Beispiel wäre auch nach einer Verdoppelung der Ausgaben jährlich bis 2025 mit nur rund 145 Millionen Euro dabei - ein Klacks im Vergleich zu anderen Forschungsbeträgen. Reichen diese Summen aus, um neue Medikamente zu entwickeln?

Simon Ridley: Man kann diese Zahlen aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Wenn wir uns die Ausgaben weltweit anschauen, gehört Großbritannien sicher zu den Staaten, die am meisten für die Forschung ausgeben. Aber wenn man die Zahlen in ein Verhältnis zum allgemeinen Staatshaushalt setzt, oder auch zu anderen Forschungsausgaben in den Naturwissenschaften, dann hat die Demenzforschung sicher etwas unter mangelnder Finanzierung gelitten. Gerade wenn es um neue Behandlungsmethoden geht, kann dieses Geld die Erwartungen sicher nicht erfüllen.

Aber das Geld kann trotzdem sehr dabei helfen, die Forschungsanstrengungen von Pharmaunternehmen zu begeleiten, die neue Behandlungen entwickeln. So kann man das Beste aus der universitären Forschung und der Forschung der Pharmaunternehmen zusammenführen. Dann können wir gemeinsam zu einem Punkt kommen, an dem die Industrie dann mit der Medikamentenentwicklung anknüpfen kann.

Die Pharmaunternehmen haben sich in den vergangenen Jahren aber immer weiter aus der Demenzforschung zurückgezogen. Offensichtlich sind die medizinischen Aspekte der Hirnforschung einfach zu kompliziert. Es gelingt anscheinend nicht, eine magische Pille entwickeln, die wirkt und gleichzeitig auch Profit über die nächsten Jahrzehnte abwirft. Wie bekommt man die Industrie wieder an Bord?

Die Herausforderungen an medizinische Forschung und Entwicklung sind enorm. Es wird immer schwieriger und teurer, ein neues Medikament auf den Markt zu bringen. Das gilt übrigens für alle Krankheiten. Demenz - und besonders Alzheimer - sind seit jeher ein besonders schwieriger Forschungsbereich. Die Pharmaunternehmen haben sehr viel in die Forschung investiert. Wir haben einige Behandlungen gefunden, die tatsächlich ein wenig geholfen haben. Aber wir könnten das noch viel besser.

Dieser Forschungsbereich bleibt eine große Herausforderung und führt immer wieder zu Enttäuschungen. Also hat sich sicher das eine oder andere Unternehmen gefragt, ob es nicht besser ist, sich daraus zurückzuziehen. Auf der anderen Seite gibt es noch einige Firmen, die durchaus in diese Forschungen investieren. Wir ermutigen sie, weiterzumachen und hoffen, dass ein Erfolg zum nächsten führt.

Unsere konkrete Hoffnung: Wenn es uns gelingt, zum Beispiel einen Wirkstoff gegen das Amyloid-Beta Protein zu finden - und ein Großteil der heutigen Alzheimer-Forschung zielt auf dieses Protein -, dann könnte das eine neue Investitionswelle von Firmen auslösen, die vielleicht gerade jetzt in diesem Feld nicht so viel forschen.

Warum hinkt die Demenzforschung der Krebsforschung so weit hinterher?

Die systematische Krebsforschung begann schon in den sechziger und siebziger Jahren. Wir holen aber bei der Demenzforschung auf. Allerdings ist die Forschung an Hirnerkrankungen viel schwieriger zu bewerkstelligen, als die Erforschung anderer Krankheiten: Man kommt nicht so einfach an das Hirn heran, weil viele Medikamente die Blut-Hirn-Schranke gar nicht überwinden können.

Zwar können wir heute durch moderne Bildgebungsverfahren mehr erkennen, dennoch bleibt die Diagnose schwierig. Wenn ich zum Beispiel ein Diabetes-Medikament testen will, kann ich klinische Werte über einen Bluttest auslesen. Ich weiß also sehr schnell, ob mein Medikament wirkt. Bei Alzheimer kommt man gar nicht so weit: Es dauert zehn bis zwanzig Jahre, bis ich überhaupt die Krankheitssymptome erkenne. Dann ist der Schaden schon sehr groß - und den zu reparieren ist extrem schwierig.

Dr. Simon Ridley ist Forschungsleiter bei dem britischen Forschungsverbund .

Das Interview führte Conor Dillon.

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