Amazon ersetzt rund 14.000 Verwaltungsjobs durch KI
28. Oktober 2025
Der weltgrößte Onlinehändler Amazon streicht rund 14.000 Arbeitsplätze in der Verwaltung. Das Unternehmen erklärte den Schritt in einer Mitteilung mit organisatorischen Veränderungen im Zuge der zunehmenden Nutzung Künstlicher Intelligenz. Einen konkreten Zeitraum nannte der Konzern nicht.
"Die geplanten Stellenkürzungen sind Teil unserer fortgesetzten Bemühungen, noch stärker zu werden, indem wir die Bürokratie weiter abbauen, Hierarchieebenen abschaffen und Ressourcen neu zuweisen", teilte Amazon-Managerin Beth Galetti mit. Das werde in einigen Bereichen zu Kürzungen, in anderen zu Neueinstellungen führen. Die Sparten Vertrieb und Lager seien vorerst nicht betroffen.
Amazon will "schlanker und agiler" werden
Amazon räumte ein, dass die Entscheidung in einer Phase guter Geschäftsentwicklung überraschen könne. Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass sich die Welt rasant verändere, hieß es weiter. Der Konzern verwies auf den Einfluss von KI-Anwendungen, die Innovationen beschleunigten und effizientere Strukturen ermöglichten. Deshalb müsse das Unternehmen "schlanker und agiler" aufgestellt sein.
Bereits im Juni hatte Amazon-Chef Andy Jassy angekündigt, dass die fortschreitende Entwicklung generativer KI in den kommenden Jahren zu einem Personalabbau in den Büros führen werde.
Weitere Entlassungen im kommenden Jahr?
US-Medien hatten am Montag zunächst von bis zu 30.000 bedrohten Jobs berichtet. Und auch Galetti ließ am Dienstag erkennen, dass die aktuellen 14.000 Stellenstreichungen nur ein erster Schritt sein könnten. Amazon werde "2026 weiterhin in strategischen Schlüsselbereichen Personal einstellen und gleichzeitig weitere Möglichkeiten zur Streichung von Stellen zur Erhöhung der Verantwortlichkeit und zur Verbesserung der Effizienz identifizieren", sagte sie. Betroffene Beschäftigte sollen 90 Tage Zeit erhalten, sich intern auf neue Positionen zu bewerben.
Die Debatte um die Auswirkungen von KI auf Büroarbeitsplätze erhält damit neuen Auftrieb. Programme wie ChatGPT oder interne Automatisierungssysteme übernehmen zunehmend Wissensaufgaben, die bislang von Menschen erledigt wurden. Besonders spürbar ist das in der Softwareentwicklung, wo KI-Tools bereits eigenständig Code generieren können.
Zunächst keine Auswirkungen im Paketversand
Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland und dem Rest Europas dürften die Folgen des Personalabbaus kaum bemerken. Betroffen sind ausschließlich Verwaltungsbereiche, nicht jedoch Beschäftigte in Logistikzentren oder Zustellerinnen und Zusteller, die ohnehin meist für Subunternehmen tätig sind.
Zugleich investiert Amazon in Europa stärker als je zuvor. 2024 flossen laut Unternehmensangaben rund 14 Milliarden Euro nach Deutschland - zwei Milliarden mehr als im Vorjahr. Deutschlandchef Rocco Bräuniger hatte im September angekündigt, das Investitionstempo weiter zu erhöhen. Der Fokus liegt auf der Automatisierung der Logistik, etwa durch den verstärkten Einsatz von Robotern.
Amazon beschäftigt in Deutschland rund 40.000 Menschen an mehr als 100 Standorten - von Logistikzentren über Verwaltungsbüros in München und Berlin bis zu Entwicklungsstandorten, etwa in Aachen, wo an der Verbesserung des Sprachassistenten Alexa gearbeitet wird. Binnen eines Jahres kamen 4000 neue Arbeitsplätze hinzu.
Amazon baut Marktanteil im Paketmarkt aus
Rund 60 Prozent des deutschen Onlinehandels entfallen inzwischen auf Amazon, einschließlich des Marktplatzes für Drittanbieter. Das Bundeskartellamt beobachtet die Entwicklung kritisch und führt derzeit zwei Verfahren gegen den US-Konzern. Dabei geht es unter anderem um den Vorwurf der Preiskontrolle. Eine Abmahnung wurde bereits ausgesprochen, Amazon hat nun die Möglichkeit zu einer Stellungnahme.
Auch im Paketgeschäft gewinnt der Konzern an Bedeutung. Laut Bundesnetzagentur ist Amazon mit einem Marktanteil zwischen 15 und 25 Prozent inzwischen die Nummer zwei in Deutschland - hinter DHL mit über 40 Prozent. Damit verdrängt der Konzern Wettbewerber wie Hermes, DPD, UPS und GLS zunehmend auf die hinteren Plätze.
pgr/jj (dpa, afp)
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