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Amazon, Google & Apple: Die Spender hinter Trumps Ballsaal

23. Oktober 2025

US-Präsident Donald Trump lässt im Weißen Haus einen Ballsaal bauen, der Platz für knapp tausend Gäste bieten soll. Kritiker sagen, das Projekt sei aktuell unpassend, und warnen vor Korruption bei der Finanzierung.

Abrissarbeiten am Ostflügel des Weißen Hauses für den neuen Ballsaal
Für Trumps Ballsaal müssen Teile des Ostflügels des Weißen Hauses weichenBild: Evan Vucci/AP Photo/picture alliance

Die Bilder von Baggern, die Teile des Weißen Hauses einreißen, gingen Anfang der Woche um die Welt. Der aktuelle Hausherr, US-Präsident Donald Trump, lässt am Ostflügel des Regierungssitzes in Washington einen neuen Ballsaal bauen, der Platz für mehrere hundert Menschen bieten soll, zum Beispiel bei Staatsbanketten. Die Renovierung ist ein Herzensprojekt des US-Präsidenten, das er gegenüber der Presse immer wieder stolz erwähnt. Allerdings ziehen die Arbeiten auch Kritik auf sich, etwa hinsichtlich der Finanzierung.

Trump freut sich auf seinen "wunderschönen Ballsaal"

Trump betont, dass die US-Regierung bereits seit 150 Jahren mehr Platz für große Empfänge im Weißen Haus braucht. "Präsident Donald J. Trump hat versprochen, dieses Problem für zukünftige Regierungen und das amerikanische Volk zu lösen", heißt es in einer Presseerklärung des Weißen Hauses von Juli 2025.

Mit einer Fläche von rund 8360 Quadratmetern ist der Ballsaal, der jetzt gebaut wird, etwas größer als ein Fußballfeld. Und er soll nach Darstellung Trumps "rund 300 Millionen Dollar" (258 Millionen Euro) kosten. "Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass auf dem Gelände des Weißen Hauses der erste Spatenstich für den Bau des neuen, großen und wunderschönen Ballsaals des Weißen Hauses erfolgt ist", schrieb Trump in einem Post auf seinem Netzwerk Truth Social.

Bereits im Sommer 2025 ließ Trump eine Fläche pflastern, die vorher den Rosengarten des Weißen Hauses beherbergteBild: Bryan Dozier/NurPhoto/picture alliance

Zunächst hieß es, der neue Saal werde Platz für 650 sitzende Gäste bieten. Bei einem Abendessen für reiche Spender und Spenderinnen sagte Trump vergangene Woche dann, dass Platz für 999 Menschen sein werde. Große Staatsempfänge und andere Feiern mit vielen Gästen fanden bisher häufig in Zelten statt, die auf dem Rasen südlich des Weißen Hauses aufgestellt wurden. Diesen laut Trump unhaltbaren Zustand soll das Bauprojekt beheben.

Ballsaal auf der einen, Shutdown auf der anderen Seite

Der Präsident unterstreicht, dass kein Cent Steuergelder für den Umbau verwendet wird. Deswegen ist es überhaupt möglich, dass die Bauarbeiten während des Shutdowns beginnen, der seit rund drei Wochen die US-Regierung lahmlegt und die meisten Ausgaben öffentlicher Gelder gestoppt hat.

Kritiker sehen die Baumaßnahmen zu diesem Zeitpunkt trotzdem als problematisch an: "Ist es fair, dass die Regierung teure, hauptsächlich ästhetische Bauprojekte angeht, während normale Amerikaner in einer schwierigen finanziellen Lage stecken? Und während eines Shutdowns, bei dem zehntausende Angestellte im öffentlichen Dienst nicht bezahlt werden?", fragt Davina Hurt, Direktorin des Programms für Regierungsethik am Markkula Center for Applied Ethics der Santa Clara University in Kalifornien.

Hurt sagt der DW, sie finde die Opulenz des Projekts völlig unpassend - gerade während eines Shutdowns, wo viele den Gürtel enger schnallen müssen, aber auch im Allgemeinen: "Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, und vielleicht ist der auch nie, um einen großen, prunkvollen Ballsaal zu bauen."

Wer zahlt für den Umbau im Weißen Haus?

Trump betont, er werde selbst für den neuen Ballsaal aufkommen - mit Unterstützung von reichen Privatpersonen und Unternehmen. Auf einer Spender-Liste, die das Weiße Haus am Donnerstag veröffentlichte, stehen unter anderem der Rüstungskonzern Lockheed Martin sowie die Internetriesen Microsoft, Apple, YouTube, Amazon und Google. Kritiker befürchten, diese Art der Finanzierung könnte zu Korruption führen.

Die Köpfe von Techfirmen wie Facebook, Amazon und Google waren auch bei Trumps zweiter Amtseinführung im Januar 2025 unter den GästenBild: Saul Loeb/REUTERS

"Die Firmen, die Geld spenden, tun dies offensichtlich, um sich das Wohlwollen der Regierung zu sichern, und ihre Marke bei Regierungsbeamten beliebt zu machen", meint Richard Painter, Juraprofessor an der University of Minnesota und von 2005 bis 2007 Anwalt für Ethikfragen in der Bush-Regierung.

Spenden für lukrative Verbindungen zur Trump-Regierung?

Die Sorge ist, dass Firmen (oder auch Privatpersonen), die jetzt für Trumps Herzensprojekt spenden, in der Zukunft eine Gegenleistung vom Präsidenten erwarten könnten. Painter sieht ein solches Quid-pro-quo-System als große Gefahr. Seiner Meinung nach ist sogar der Tatbestand der Bestechung erfüllt.

"Diese Firmen wollen etwas von der Regierung und bezahlen erstens für Kontakt zum Präsidenten und anderen hohen Regierungsbeamten und zweitens dafür, dass sie bekommen, was sie wollen", so Painter. "Lockheed Martin zum Beispiel will große Verträge mit dem Verteidigungsministerium, also wird unser Verteidigungsbudget von einer Billion Dollar jetzt noch größer."

Basketballplatz und Bowlingbahn: Renovierungen im Weißen Haus

Trumps Renovierungsmaßnahmen sind natürlich nicht das erste Mal, dass ein US-Präsident den Amtssitz umgestaltet hat, seitdem der Bau des Weißen Hauses in Washington 1792 begann.

Bei Trumans Kernsanierung des Weißen Hauses blieben praktisch nur die Außenwände stehenBild: Everett Collection/picture alliance

Die Anpassungen reichen von einem Tennisplatz, den Barack Obama so umgestalten ließ, dass man darauf auch Basketball spielen kann, bis zu einer weitreichenden Entkernung des Gebäudes von Harry Truman, der 1945 ins Weiße Haus einzog. Damals war das Gebäude nach Jahren der Vernachlässigung in einem schlechten Zustand. Die Renovierungen erstreckten sich praktisch über den gesamten Innenraum des Gebäudes und beinhalteten unter anderem ein neues Esszimmer für Staatsbesuche, eine Bowlingbahn und einen neuen Balkon. Sie dauerten von 1948 bis 1952. Trumps Ballsaal soll vor Ende seiner Amtszeit im Januar 2029 fertiggestellt werden.

Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker
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