Der Regenwald in Brasilien brennt an vielen Stellen - und ist dort unwiederbringlich verloren. Denn der Boden ist unfruchtbar. Es sind die nährstoffärmsten Böden der Welt und unbrauchbar für die Landwirtschaft.
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Nirgendwo auf der Welt ist die Zahl der Tier- und Pflanzenarten so hoch wie im Amazonas-Regenwald. Auch die Regenwälder in Asien oder Afrika reichen da nicht ran. Auf einem Quadratkilometer kommen im Amazonasgebiet mehr Arten vor als in ganz Europa.
Auf einem Hektar konnten Forscher über 450 Baumarten bestimmen, in ganz Deutschland – zum Vergleich – gibt es nicht mal 100 Baumarten. Die Zahlen sind so riesig, dass es schwerfällt, sich vorzustellen, wie so etwas möglich ist.
Zehntausende Pflanzenarten, darunter zahlreiche Heilpflanzen, über 2,5 Millionen Insekten-, 1300 Vogel, 430 Säugetier-, über 3000 Fischarten, Hunderte verschiedene Amphibien und Reptilien. Zahlreiche Arten werden jedes Jahr entdeckt und sehr viele hat noch kein Mensch zu sehen bekommen.
Die Regenwälder sind eine gigantische Ansammlung von Biomasse. Die Pflanzen stehen in Stockwerken. Es gibt Baumgiganten, die 60 bis 80 Meter hoch werden. Darunter die mittlere Baumetage. Darunter ist es sehr dunkel und feucht, denn die Kronen der Bäume sind so eng miteinander verwachsen, dass sie wie eine grüne Decke wirken.
Sonnenlicht fällt kaum auf den Boden. Einigermaßen hell ist es in der Nähe der Wipfel, hier leben auch die meisten Tiere – Affen, Vögel, Insekten, aber auch Schlangen und Amphibien.
Üppige Vegetation, karge Böden
In diesem Regenwalduniversum gibt es unendlich viele Nischen für Tiere. Dank eines Überangebots an Nahrung – an Blättern, Samen, Früchten und einer Fülle an Nährstoffen. Alles steckt in den Pflanzen. Auch das CO2, das die Bäume beim Wachsen aus der Atmosphäre ziehen und abspeichern. Dabei produzieren sie gleichzeitig Sauerstoff.
Das Verblüffende ist: So nährstoffreich und üppig die Vegetation ist, so karg und nährstoffarm ist der Boden. So gut wie nichts ist drin, die aufliegende Humusschicht ist fast überall minimal. Der Boden im Amazonas-Regenwald ist der ärmste und unfruchtbarste auf der ganzen Welt. Holzt man den Wald ab, ist er unwiederbringlich verloren. Die Humusschicht wird schnell ausgewaschen, spätestens drei Jahre nach der Rodung wächst hier nichts mehr. Zurück bleibt ein ausgelaugter, wertloser Boden.
Der Regenwald ernährt sich aus sich selbst. Die meisten Nährstoffe werden von den Pflanzen aufgenommen und gelangen erst gar nicht in den Boden. Es ist quasi ein überirdischer Kreislauf. Die wenigen Pflanzenreste, die dann doch bis auf den Boden gelangen, also Blätter oder Äste – werden dank des ganzjährigen feucht-warmen Klimas im Nullkommanichts von Pilzen und Bakterien zersetzt. Die freigesetzten Nährstoffe, zum Beispiel Kalium, Kalzium und Magnesium, werden sofort wieder von den Wurzeln aufgenommen.
Für den Boden bleibt so gut wie nichts übrig, es kann sich auch keine fruchtbare Humusschicht bilden. Schon wenige Zentimeter unter der obersten Bodenschicht ist nichts anderes mehr als Sand oder Lehm. Alle Nährstoffe im Regenwald sind also in den Pflanzen selbst gespeichert, nicht im Boden. Für die Landwirtschaft sind Regenwaldböden deshalb nur sehr kurzfristig nutzbar.
Unterwasserwunder im Amazonas
Der größte Fluss Südamerikas hat in der Evolution erstaunliche Arten hervorgebracht. Von den berüchtigten Piranhas über zwei Meter lange Riesenfische bis hin zu rosa Delfinen. Hier unsere Favoriten der Amazonasbewohner.
Bild: Rainer Dückerhoff
Berüchtigte Piranhas
Die Raubfische mit den rund 30 rasiermesserscharfen Zähnen leben im Amazonas und anderen Süßgewässern in Südamerika. Ihr Name stammt aus der Sprache Guaraní: "Pirá" steht für "Fisch" und "aña" für "Teufel". Es gibt etwa 40 Piranha-Arten; der rote Piranha ist eine davon. Piranhas zählen zur Fischfamilie der Sägesalmler.
Bild: Rainer Dückerhoff
Zorro ohne Maske
Nicht alle Piranha-Verwandten fressen andere Tiere. Dieser Kollege hier ernährt sich von Samen, Früchten und Pflanzen. Auch er ist ein Sägesalmler und wurde gerade erst dieses Jahr neu beschrieben. Er heißt Myloplus zorroi, kurz Zorro. Er ist etwa 45 Zentimeter lang. Forscher fanden ihn an der Mündung des Amazonas in Brasilien.
Bild: CC-BY-Douglas Bastos
Einzigartiges Biotop
Der Amazonas und seine zahlreichen Nebenflüsse beherbergen eine riesige Artenvielfalt. Die berüchtigten Piranhas sind nur eine von vielen außergewöhnlichen Arten, die sich in den Gewässern, die über fast ganz Südamerika reichen, entwickelt haben.
Bild: Getty Images/C. Simon
Noch mehr Vegetarier
Der größte Salmler und damit Piranha-Verwandte ist der Pacu. Er kann bis über einen Meter lang werden. Auch Pacus lehnen Fleisch ab und fressen lieber Pflanzen. Der Riesen-Pacu hat sich auf das Aufknacken von Nüssen spezialisiert und hat dementsprechend ein sehr kräftiges Gebiss - sehr viel furchterregender als die kleinen Zähnchen der Roten Piranhas.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Leonhardt
Töten mit Strom
Im Amazonas lebt auch der Zitteraal. Er erzeugt Stromstöße, die er zur Verteidigung, aber auch zur Jagd einsetzt. Er liebt schlammige und sauerstoffarme Süßgewässer. Sein Name stimmt übrigens nicht: Er ist gar kein Aal, sondern ein Neuwelt-Messerfisch.
Bild: imago/Olaf Wagner
Wohlschmeckend
Der Amazonas mit seinem Artenreichtum bescherrt den Bewohnern Südamerikas eine reich gefüllte Speiseplatte. Viele Fische sind beliebte Speisefische. Etwa der Surubi, eine Wels-Art. Er wird bis zu 1,60 Meter groß.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Sayao
Ein Riese
Arapaimas sprengen alle Größenrekorde: Sie können über zwei Meter lang und über 130 Kilo schwer werden. Die Fische haben neben den Kiemen ein zusätzliches lungenähnliches Atemorgan: Sie steigen regelmäßig an die Wassseroberfläche und nehmen mit ihrem nach oben gerichteten Maul einen Schluck Luft. So haben sich die Arapaimas an das oft sauerstoffarme Wasser in ihrem Lebensraum angepasst.
Bild: picture-alliance/dpa/L.T. Linh
Flipper
Im Amazonas leben nicht nur Fische, sondern auch Säugetiere - etwa Delfine. Amazonasdelfine werden 2 bis 3 Meter lang. Jungtiere sind wie andere Delfinarten silbergrau, ältere Exemplare färben sich allmählich rosa. Um die Art ranken sich viele Mythen: Einige Ureinwohner glauben, dass ertrunkene Menschen zu Amazonasdelfinen werden.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Valentim
Sehr gefürchtet: der Penisfisch
Den Harnröhrenwels, in seiner Heimat Candirú genannt, kennt vermutlich jeder aus Erzählungen. Eigentlich schiebt er sich in die Kiemen von Fischen und saugt dort Blut aus der Aorta der Tiere. Er kann sich aber vertun und in die Harnröhre von Menschen kriechen, die im Amazonas sitzen und dort urinieren. Daher sein Trivialname Penisfisch.
Bild: Robbie Cada
Sensationelle Entdeckung
Noch immer hat der Amazonas Überraschungen zu bieten. Erst gerade haben Forscher ein riesiges Korallenriff in den trüben Gewässern der Amazonasmündung entdeckt, dort wo der Fluss in den Atlantik mündet. Auf dem Riff wachsen vor allem Schwämme und Meeresalgen. Auch diese Languste fühlt sich dort wohl. Autorin: Brigitte Osterath
Bild: picture-alliance/Arco Images/F.Schneider
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Der langsame Abschied vom Amazonas
In den vergangenen Jahrzehnten hat Brasiliens Amazonas-Urwald bereits rund ein Fünftel seiner ursprünglichen Fläche verloren. Nun hat die Regierung erneut ein Urwaldgebiet für die Rohstoffgewinnung freigegeben.
Bild: picture-alliance/dpa
Gold statt Bäume
Die brasilianische Regierung hat im Amazonasgebiet die Rodung einer riesigen Fläche genehmigt, um das Gebiet für den Bergbau zu öffnen. Die Fläche von 46.000 Quadratkilometern erstreckt sich auf die nördlichen Staaten Amapa und Para. Dort werden reiche Vorkommen an Gold, Kupfer, Eisenerz, Mangan und anderen Rohstoffen vermutet.
Bild: Getty Images/AFP/A. Scorza
Amazonas: ein Naturspektakel
Von insgesamt 26 Bundesstaaten Brasiliens ist Amazonas der größte. Er liegt im Nordwesten des Landes und besteht vor allem aus Wald und Wasser. Hier wächst der weltweit größte tropische Regenwald. Aber für wie lange noch?
Bild: Reuters/B. Kelly
Der Regenwald schrumpft
Jedes Jahr wird weltweit Regenwald abgeholzt. Der Amazonas-Urwald ist von großer Bedeutung. Er ist Weltspeicher für Kohlendioxid und hat einen großen Einfluss auf das Klima. Von Jahr zu Jahr breiten sich Agrarflächen zu Lasten der Regenwälder aus.
Bild: Reuters/B. Kelly
Hilfloser Schutz
In den vergangenen zwölf Monaten sind im brasilianischen Amazonasgebiet fast 3000 Quadratkilometer Wald zerstört worden. Laut einem Bericht des Umweltinstituts "Imazon" geht die Abholzung zwar zurück, findet aber immer noch auf hohem Niveau statt. Und: Mehr als 20 Prozent der Entwaldung war in Schutzgebieten.
Bild: Reuters/B. Kelly
Gewinnbringende Vernichtung
Abgebrannt und abgeholzt: Es ist ein profitables, aber zugleich zerstörerisches Geschäft. Viele Unternehmen sowie illegale Holzfäller entwalden enorme Waldflächen, um dort beispielsweise Soja für die Rinderzucht anzubauen. Ein weiterer Grund für die Abholzung sind große Staudamm- oder Bergbauprojekte.
Bild: Reuters/B. Kelly
Fatale Auswirkungen
Die Waldfläche von fast 3000 Quadratkilometern, die von August 2016 bis Juli 2017 zerstört wurde, entspricht ungefähr der Ausdehnung Luxemburgs. Umweltschützer hatten vor der Freigabe gewarnt, da Naturschutzgebiete und indigenes Land in der Region liegen.
Bild: Reuters/B. Kelly
Eingriff ins Ökosystem
Durch den Holzeinschlag und die Brandrodung wird eines der artenreichsten Ökosysteme der Erde vernichtet. Die große Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht - manche sind noch gar nicht entdeckt. Durch die Zerstörung der Wälder leiden insbesondere indigene Völker, die hierdurch ihre Heimat und Hauptnahrungsquellen verlieren.