Amerika verneigt sich vor John McCain
1. September 2018John McCains Tochter Meghan erinnerte in einer emotionalen Rede an ihren Vater. An US-Präsident Donald Trump gerichtet sagte sie, das Amerika John McCains müsse nicht wieder groß gemacht werden, es sei immer groß gewesen. Meghan McCain kritisierte zugleich die "billige Rhetorik von Männern, die den Opfern, die er so bereitwillig gab, nie nahekommen konnten". Trumps Namen nannte sie dabei nicht.
McCain war mehr als fünf Jahre in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft. Unter hochrangigen Republikanern war McCain der schärfste Kritiker Trumps. Trump nahm an der Trauerfeier für seinen innerparteilichen Widersacher nicht teil. Die "New York Times" hatte berichtet, McCain habe vor seinem Tod mitgeteilt, er wünsche nicht, dass Trump auf seiner Beerdigung anwesend sein werde. Der Sender CNN berichtete, auch McCains frühere Vize-Kandidatin bei der US-Präsidentschaftswahl 2008, die Republikanerin Sarah Palin, sei nicht zu den Trauerfeiern eingeladen.
Der frühere US-Präsident Barack Obama sagte in seiner Rede, John McCain habe ihn und seinen Vorgänger George W. Bush zu besseren Präsidenten gemacht. Obama hob auch die große Bedeutung McCains für den Senat und die USA hervor.
McCains Leiche war am Freitag im Kapitol aufgebahrt worden - eine Ehre, die in dieser Form bislang nur 30 Amerikanern vor ihm zuteil wurde. In Vertretung Trumps nahm Vizepräsident Mike Pence an der Zeremonie teil. "Wir werden uns immer daran erinnern, dass John McCain seinem Land gedient hat - und John McCain hat seinem Land ehrenhaft gedient", sagte Pence.
"Ein Gigant unter uns"
In den Tagen zuvor hatten bereits die Bürger in McCains Heimatstaat Arizona Abschied von dem Senator nehmen können. Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden - den trotz unterschiedlicher Parteizugehörigkeit eine langjährige Freundschaft mit McCain verband - nannte den Verstorbenen bei einem Trauergottesdienst in Phoenix "einen Giganten unter uns".
McCain war 1982 als Abgeordneter in den Kongress eingezogen. Von 1986 an bis zu seinem Tod gehörte er dem US-Parlament als Senator an. 2008 war McCain als Präsidentschaftskandidat der Republikaner dem Demokraten Obama unterlegen.
McCain war am vergangenen Samstag im Alter von 81 Jahren auf seiner Ranch in Arizona an den Folgen eines Gehirntumors gestorben. Erst nach massivem öffentlichem Druck hatte Trump die Verdienste des Kriegsveteranen und Senators öffentlich gewürdigt.
HF/hk (dpa, afp)