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Politik

Amnesty lobt und tadelt Katar

18. November 2020

Dass die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die Lage in dem Emirat kritisch sieht, ist bekannt. In einem neuen Bericht vor der Fußball-WM kommt man nun aber zu einem differenzierten Urteil.

Ausländische Arbeiter für die WM 2022 in Katar
Bild: picture-alliance/dpa/XinHua/Nikku

Der Gastgeber bei der Fußball-WM 2022, Katar, hat die Lage ausländischer Arbeiter nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verbessert, setzt aber entsprechende Reformen nur unzureichend um. Zudem würden einheimische Arbeitgeber bei Verstößen häufig nicht zur Rechenschaft gezogen, heißt es in einem neuen Amnesty-Bericht zwei Jahre vor Beginn der Fußball-WM in dem reichen Emirat. Dadurch seien Tausende Arbeiter weiter skrupellosen Arbeitgebern ausgesetzt, deren Missbräuche straflos blieben.

"Halbherzig"

Die für die Region zuständige Expertin der Organisation, Regina Spöttl, erklärte: "Wenn die Reformen richtig umgesetzt würden, dann wären viele problematische Aspekte beseitigt. Bei der Umsetzung hapert es allerdings, sie erfolgt nur halbherzig." Wenig getan habe sich vor allem beim Hauspersonal.
Das Emirat hatte nach anhaltender internationaler Kritik Reformen beschlossen, die die Lage der Arbeitsmigranten verbessern sollen. So baute Katar das sogenannte Kafala-System ab. Dieses auch in anderen Ländern der Region verbreitete System bindet ausländische Arbeiter fest an einen einheimischen Bürge wie einen Arbeitgeber. Nun können Migranten ohne Zustimmung ihres Arbeitgebers ausreisen oder den Job wechseln. Zudem legte das Land einen Mindestlohn fest. Die UN-Arbeitsorganisation ILO sprach von einem "historischen Schritt".

Regina Spöttl, Katar-Expertin von Amnesty InternationalBild: privat

Nur ein anderer Name?

"Das Kafala-System hat zwar einen anderen Namen bekommen, besteht in seinen Grundfesten aber weiter", kritisierte Spöttl weiter. So müssen Hausangestellte ihre Arbeitgeber 72 Stunden vorab informieren, wenn sie ausreisen wollen, weil sie etwa die Arbeitsbedingungen nicht ertragen. Dadurch hätten Arbeitgeber Zeit, Vergeltung zu üben, klagt Amnesty. Sie könnten Angestellte beschuldigen, sich unerlaubt der Arbeit entzogen oder gestohlen zu haben. Dann liefen die Betroffenen Gefahr, in Haft zu landen. Viele Arbeitgeber konfiszierten immer noch die Pässe der Migranten.

Geld kommt spät - wenn überhaupt

Viele Betroffene litten weiter darunter, ihre Löhne verspätet oder gar nicht zu erhalten, schreibt Amnesty weiter. Das habe fatale Auswirkungen. Betroffen davon waren Amnesty zufolge in diesem Jahr auch rund 100 Migranten, die auf einer WM-Stadionbaustelle im Einsatz waren. Einige hätten mehrere Monatslöhne noch immer nicht bekommen. Auch der Mindestlohn von 1000 Rial (etwa 230 Euro) sei zu niedrig, monierte Spöttl. 

Insgesamt konstatierte Amnesty aber positive Auswirkungen der Fußball-WM in Katar, womit auch der Fußball-Weltverband FIFA die Vergabe des Turniers an den reichen Golf-Staat gerechtfertigt hatte. "Ohne die WM hätte sich wahrscheinlich nichts geändert", sagt Spöttl. "Das Land ist auf einem guten Weg, auch wenn noch vieles im Argen liegt."

ml/kle (dpa)

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