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Politik

Nach Corona wird wieder mehr hingerichtet

24. Mai 2022

Einige der "produktivsten Henker der Welt" seien zur Tagesordnung zurückgekehrt, stellt Amnesty International fest. Die Zahl der dokumentierten Todesurteile und Hinrichtungen ist weltweit wieder gestiegen.

Gegnern des Mullah-Regimes demonstrieren in Köln und fordern unter anderem die Abschaffung der Todesstrafe (vom 29. Mai 2021)
Im Iran wurden vergangenes Jahr mindestens 314 Menschen hingerichtetBild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopress/picture alliance

An mindestens 579 Menschen in 18 Ländern wurde im Jahr 2021 die Todesstrafe vollstreckt. Damit sei die Zahl der weltweit dokumentierten Hinrichtungen um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, heißt es im Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Ein Grund dafür seien auch Lockerungen von Corona-Beschränkungen.

Die meisten dokumentierten Hinrichtungen gab es im Iran

Amnesty spricht von einem besorgniserregenden Anstieg, dennoch sei es weiterhin die zweitniedrigste Zahl seit 2010. Den größten Anteil an der Zunahme der Hinrichtungen habe im vergangenen Jahr der Iran gehabt. Dort sei an mindestens 314 Menschen die Todesstrafe vollzogen worden, vielfach im Zusammenhang mit Drogendelikten und damit im Widerspruch zu internationalem Recht. Nach 246 Exekutionen im Jahr zuvor sei dies die höchste Zahl seit 2017 gewesen.

Aber auch in Saudi-Arabien habe sich die Zahl der bekannt gewordenen Hinrichtungen verdoppelt. So seien in diesem März an einem einzigen Tag 81 Menschen vom Staat getötet worden.

Inoffiziell liegt China an der Spitze

Die mit Abstand meisten Hinrichtungen dürfte es aber auch 2021 in China gegeben haben. Das wahre Ausmaß der Anwendung der Todesstrafe bleibe jedoch ungewiss, da die chinesische Regierung diese Daten als Staatsgeheimnis behandele, betonen die Menschenrechtler. So seien erneut die Tausenden von Todesurteilen, die in China mutmaßlich verhängt und auch vollstreckt worden seien, in der weltweiten Bilanz zur Todesstrafe nicht enthalten.

Auch Zahlen zu Nordkorea und Vietnam seien nicht aufgenommen worden, da staatliche Statistiken und unabhängige Informationen fehlten. Amnesty nimmt jedoch an, dass auch diese beiden Staaten 2021 "übermäßig stark" auf die Todesstrafe zurückgriffen.

Der Trend wendet sich gegen die Todesstrafe

Trotz der gestiegenen Zahlen geht der internationale Trend laut Amnesty in Richtung einer Abschaffung der Todesstrafe. So sei die Zahl der Staaten, aus denen Exekutionen bekannt wurden, mit 18 auf dem historisch niedrigsten Stand seit Beginn der Statistik. Nur noch eine "isolierte Minderheit" von Staaten erlaube die Todesstrafe.

Anzahl der Hinrichtungen in den USA von 2012 bis 2022 (DW englisch)

Vollstreckt werden Todesurteile nach Angaben von Amnesty durch Enthauptung, Erhängen, Giftinjektion und Erschießen. Knapp ein Viertel der hingerichteten Personen waren demnach Frauen.

rb/wa (dpa, epd, KNA)

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