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Amos Oz erhält Literaturpreis

Heike Mund14. November 2014

Als Schriftsteller hat er Welt-Literatur verfasst: Seine Bücher und Essaybände wurden in 40 Sprachen übersetzt. Nun hat der israelische Autor Amos Oz als erster Preisträger den Siegfried-Lenz-Preis erhalten.

Amos Oz Verleihung des Siegfried-Lenz-Preises im Rathaus in Hamburg 14.11.2014
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Der Literaturpreis wurde zum ersten Mal vergeben. Im Hamburger Rathaus nahm der israelische Schriftsteller Amos Oz (75) heute die Auszeichnung persönlich entgegen. Außenminister Franz Walter Steinmeier würdigte in seiner Laudatio ausdrücklich das politische Engagement des Autors. Oz setze "im Nahostkonflikt seit Jahrzehnten auf die Macht des Wortes und der Vernunft." Der Preis wird künftig alle zwei Jahre an einen internationalen Autor verliehen.

Politische Ämter hat Amos Oz nie angestrebt. Er nimmt lieber als politischer Journalist und als Schriftsteller mit seinen Büchern Einfluss auf den Lauf der Welt, speziell der im Nahen Osten. Seit über 50 Jahren mischt er sich schreibend ein. Deshalb hat er auch in Deutschland eine große Lesergemeinde.

Von der Literaturkritik wird er für seine Sprachgewalt gerühmt, mit der er stilbildend nachfolgende Generationen von jüngeren Literaten geprägt hat. Während seiner Poetik-Professur 2002 in Tübingen gibt er sein Wissen auch an Studenten aus aller Welt weiter. Der generations-übergreifende Dialog liegt ihm besonders am Herzen. Sein letztes Buch "Juden und Worte" hat er zusammen mit seiner Tochter Fania Oz-Salzberger geschrieben.

Im Geist der Kibbuz-Bewegung

Geboren ist Amos Oz am 4. Mai 1939 in Jerusalem, das damals zum britischen Mandatsgebiet Palästina gehörte. Sein Großvater, Geschäftsmann und Poet war nach der russischen Revolution 1917 mit der Familie erst nach Polen geflohen und 1933 nach Palästina ausgewandert. Amos Vater, der 14 Sprachen beherrschte, arbeitete dort als Bibliothekar. Die Liebe zu Büchern und zur Ideenwelt der Literatur hat er als Junge früh mitbekommen. Nach der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 zieht Amos Oz als Jugendlicher in einen Kibbuz - aus Protest gegen seine zionistische Familie. Dort geht er auch auf die kibbuzeigene Oberschule. Erst sein Studium führt ihn zurück nach Jerusalem an die hebräische Universität: Literatur und Philosophie sind die Fächer, die ihn interessieren.

Amoz Oz (li) bei der Olivenernte im WestjordanlandBild: picture alliance/dpa

Als Writer-in-Residence in den USA lernt er in den 1980er Jahren an den amerikanischen Universitäten Literatur von der theoretischen Seite her kennen. Die Sprachvermittlung an jüngere Generationen ist ihm ein Herzensanliegen. Nach mehreren Gastprofessuren in den USA bekommt er 1993 einen Ruf nach Israel, an den Lehrstuhl für Hebräische Literatur der Ben-Gurion-Universität - für ihn eine große Ehre.

Friedensaktivist mit Leidenschaft

Schon seine ersten Bücher, z.B. "Wie man Fanatiker kuriert", beschäftigen sich mit dem Nah-Ost-Konflikt. Schnell macht er sich - neben seiner Hochschularbeit - international einen Namen als politischer Journalist und Schriftsteller. 30 Bücher, darunter 14 Romane, und über 500 Essays hat Amos Oz seitdem veröffentlicht. Gleichzeitig wird er in den Feuilletons der großen deutschen Zeitungen und in den internationalen Medien zu einem der wortstärksten Friedenskämpfer, der bis heute an seinen Visionen und literarischen Ambitionen festhält, wie er im DW-Interview erzählt. "Mich interessieren die außergewöhnlichen, nicht die normalen Leute. Ich schreibe über die Außenseiter, die Einsamen. Das Glück braucht mich nicht, um über es Geschichten zu erzählen."

Amos Oz Teil 1

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Vieles in seinen Erzählungen stammt aus persönlichen Beobachtungen. Der Nahost-Konflikt ist Teil seines Alltagslebens in Israel. Auch er musste sich vor Raketenangriffen in Sicherheit bringen, erzählt er im DW-Interview. "Während des Alarms gehen wir in den Schutzraum, warten dort einige Momente und versuchen dann, bis zum nächsten Alarm unser Leben fortzusetzen." Trotz dieser Erfahrung vertritt er vehement eine Zwei-Staaten-Lösung für Israelis und Palästinenser: "Zwei Hauptstädte in Jerusalem, beidseitig akzeptierter Landtausch und Beseitigungen der israelischen Siedlungen. Wenn in Ramallah und Nablus im Westjordanland Wohlstand und Freiheit einziehen, werden die Menschen in Gaza früher oder später das mit der Hamas machen, was die Bevölkerung Rumäniens mit Ceausescu gemacht hat."

Vielfach ausgezeichneter Schriftsteller

1992 wurde er durch den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels auch in Deutschland und Europa bekannt. Danach folgten zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion und der Goethe- und Heinrich-Heine-Preis. Sein Einsatz für die israelische Friedensbewegung "Peace Now", zu deren Gründungsmitgliedern er 1977 gehörte, ist für ihn zur Lebensaufgabe geworden, literarisch fliesst das auch in seine Bücher ein.

Außenminister Steinmeier (re) hielt die Laudation bei der Preisverleihung im Hamburg RathausBild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Deshalb freut ihn die aktuelle Anerkennung durch den Siegfried-Lenz-Preis besonders. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird 2014 zum ersten Mal verliehen. Der in diesem Jahr gestorbene Schriftsteller Siegfried Lenz hat ihn noch persönlich gestiftet und einer Stiftung übereignet. Die Jury zeichnet Amos Oz jetzt für seine literarische "Verschmelzung von Zeitgeschichte und individuellem Schicksal" aus. Ganz im Geist des Stifters Lenz, mit dem Amos Oz eng befreundet war. Der deutsche Schriftsteller hatte ihn vor 30 Jahren auch in Israel im Kibbuz besucht.

Literatur, die polarisiert

In Israel lösen seine Haltung und bisweilen provokanten Essays bis heute heftige Kontroversen aus. Seine politische Position gerät da immer wieder zwischen die Fronten, berichtet er im DW-Gespräch. "Ich sehe kaum eine Chance für einen Kompromiss zwischen Israel und der Hamas. Ich war mein ganzes Leben ein Mann des Ausgleiches, aber auch ein Mann des Ausgleiches kann nicht auf die Hamas zugehen und sagen: 'Vielleicht treffen wir uns in der Mitte, und Israel existiert dann eben nur Montags, Mittwochs und Freitags'."

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