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Politik

ANC wählt Nachfolger von Parteichef Zuma

18. Dezember 2017

Fast 4800 Delegierte waren aufgerufen, den nächsten Vorsitzenden des Afrikanischen Nationalkongresses zu bestimmen. Es bleibt dennoch "familiär": Zumas Ex-Frau und Südafrikas Vize-Präsident haben die besten Chancen.

Vize-Staatschef Cyril Ramaphosa (r.) ist einer der Favoriten für die Nachfolge von ANC-Chef Jacob Zuma (M.) (Foto: Getty Images/AFP/M. Safodien)
Vize-Staatschef Cyril Ramaphosa (r.) ist einer der Favoriten für die Nachfolge von ANC-Chef Jacob Zuma (M.)Bild: Getty Images/AFP/M. Safodien

In der durch Skandale und Korruptionsaffären zerrissenen südafrikanischen Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) steht der Führungswechsel an: Die knapp 4800 Delegierten eines Parteitages in Johannesburg haben ihre Stimmen für einen Nachfolger des langjährigen ANC-Chefs Jacob Zuma abgegebem, der zugleich Staatspräsident ist. Die Bekanntgabe des Ergebnisses wird im Laufe des Tages erwartet.  Aussichtsreichste Kandidaten sind Zumas ehemalige Ehefrau Nkosazana Dlamini-Zuma sowie der stellvertretende Staatschef Cyril Ramaphosa. Zumas zweite fünfjährige Amtszeit in Folge als Staatsoberhaupt endet 2019. Wer an die ANC-Spitze gewählt wird, hat gute Aussichten, ihn auch als Staatsoberhaupt abzulösen.

Dlamini-Zuma: Eine "Marionette" des Ex-Ehemanns? 

Dlamini-Zuma wird von ihrem Ex-Mann unterstützt und kann sich auf dessen Machtbasis in der südlichen Provinz KwaZulu-Natal verlassen, Die 68-jährige versprach, sich mehr für die schwarze Mehrheit im Land einzusetzen. Diese lebt zu einem großen Teil auch ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der Apartheid noch in Armut. Der Chef der ANC-Jugend, Collen Maine, sagte, er unterstütze Dlamini-Zuma, weil sie eine "radikale Umstrukturierung der Wirtschaft" beabsichtige. Dlamini-Zumas Gegner werfen der langjährigen Gesundheits-, Außen- und Innenministerin dagegen vor, dass ihr Ex-Mann sie als "Marionette" benutze und dass sie ihm zu strafrechtlicher Immunität verhelfen wolle.

Die zweite Favoritin: Nkosazana Dlamini-Zuma (hier zusammen mit ihrem Gegenkandidaten Ramaphosa)Bild: picture-alliance/AP Photo/T. Hadebe

Ramaphosa: Vom Gewerkschafter zum reichen Geschäftsmann 

Dlamini-Zumas Hauptgegner, der 65-jährige Ramaphosa, wurde vom Gewerkschaftschef zu einem der reichsten Geschäftsmänner des Landes. Er wird vom gemäßigten, wirtschaftsfreundlichen Flügel der Partei unterstützt. Auch die Vorsitzende des südafrikanischen Parlaments, das politische Schwergewicht Baleka Mbete, sprach sich für Ramaphosa aus. Dessen Anhänger üben scharfe Kritik am Zuma-"Clan": Der Delegierte Tefu Velaphi etwa nannte Zumas Erbe "desaströs". Er warf dem Präsidenten vor, Interesse "nur für sich und seine Freunde" zu haben. "Wir wollen, dass er festgenommen wird", fügte das 38-jährige ANC-Mitglied hinzu.

Zuma geschwächt durch Korruptionsaffären 

Der 75-jährige Zuma ist wegen zahlreicher Korruptionsaffären und der ihm zugeschriebenen Veruntreuung öffentlicher Gelder auch innerhalb der eigenen Partei stark unter Druck. Dlamini-Zuma musste sich bereits gegen Vorwürfe wehren, gemeinsam mit ihm Stimmen für ihren Sieg zu kaufen. Zuma räumte in seiner wenig beklatschten Eröffnungsrede auf dem Parteitag ein, dass die Südafrikaner mit den Ergebnissen der ANC-Herrschaft nicht "zufrieden" seien. Das betreffe unter anderem die grassierende Korruption und Kriminalität sowie die hohe Arbeitslosigkeit. Dies habe sich zusammen mit den Rückschlägen für die Partei bei den Wahlen 2016 negativ auf den ANC ausgewirkt.

Die Delegierten aus KwaZulu-Natal - die Provinz ist Zumas ANC-Machtbasis - dürften auch für dessen Ex-Frau stimmenBild: Getty Images/AFP/M. Safodien

Zuma versprach, Hochschulbildung für den Großteil der Studenten ab dem kommenden Jahr kostenlos anzubieten und das Budget für die Universitäten aufzustocken. Das könnte der Unterstützung für seine Ex-Frau Auftrieb verleihen. Für die Forderung nach kostenloser Bildung waren Studierende in einer großen Protestwelle gegen die schwarzen Machthaber der Post-Apartheid landesweit auf die Straße gegangen. Der Staat hatte die Polizei gegen die Demonstranten eingesetzt.

Mehrheit in Johannesburg und Pretoria verloren 

Die Beliebtheit des ANC, der seit dem Ende der Apartheid 1994 ununterbrochen an der Macht ist, hat unter Zuma stark gelitten. Zuma stand zehn Jahre an der Spitze der Partei des 2013 gestorbenen Friedensnobelpreisträgers und ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela. Im vergangenen Jahr verlor die Partei bei Wahlen das Rathaus der größten südafrikanischen Stadt Johannesburg und das der Hauptstadt Pretoria. Die südafrikanische Wirtschaft entwickelt sich seit Jahren nur schleppend, die Arbeitslosenrate ist mit mehr als 27 Prozent auf einem Rekordhoch.

sti/haz (afp, ap, dpa, rtr)