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"Das passt wie Schnitzel und Kartoffeln..."

Elisabetta Galla
23. Februar 2017

Bayern Münchens Trainer Ancelotti philosophiert im Exklusiv-Interview mit der Deutschen Welle über sein Verhältnis zum FC Bayern, die Analogie von Orchester und Fußballmannschaft und den Exzentriker Zlatan Ibrahimovic.

FC Bayern München - Borussia Mönchengladbach 2:0 Trainer Ancelotti
Bild: picture-alliance/dpa/T. Hase

Ancelotti: "Der Schlüssel ist Respekt"

06:16

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DW lässt Carlo Ancelotti zu Beginn des Interviews ein Zitat von Herbert von Karajan vorlesen: "Dirigieren ist die Kunst zu wissen, wann man ein Orchester nicht stören soll."

Carlo Ancelotti: Ja, ja! Das sehe ich genau so. Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Trainern. Es gibt Trainer, die viel Unruhe verursachen, und dann gibt es Trainer, die keine Unruhe verursachen. Deswegen glaube ich, dass dieser Vergleich zwischen einem Orchester und einer Fußballmannschaft sehr passend ist. Denn ich bin davon überzeugt, dass auch eine Fußballmannschaft einer Partitur folgen muss.

Sie haben viele internationale Vereine kennengelernt, die Spieler, die Strukturen, vor allem die Bosse der Clubs. Wie schafft es Carlo Ancelotti, mit allen klar zu kommen?

Jeder Verein hat seine eigene Identität. Es gibt eher familiär geführte Vereine, wie es zum Beispiel beim AC Mailand der Fall war, und dann gibt es Vereine, die wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden, regelrechte Firmen, wie zum Beispiel Real Madrid, Chelsea oder Paris Saint Germain, wo der Business-Aspekt sehr wichtig ist. Dem gegenüber stehen dann die Vereine, die -  so würde ich es formulieren - eben familiär geführt werden. Bei denen sehr viel Wert auf die zwischenmenschlichen Beziehungen gelegt wird. Die Strukturen hier beim FC Bayern sind denen sehr ähnlich, die ich beim AC Mailand erlebt habe.

"Ich brauchte einen Job"

Seit Sommer 2016 sind Sie Trainer beim FC Bayern, warum?

Erstens: Die Bayern brauchten nun mal einen Trainer nach Pep Guardiola. Zweitens: Ich brauchte einen neuen Job (lacht). Die Verantwortlichen des FC Bayern und ich haben uns getroffen, weil ich in Stillstand verfallen war. Als ich bei Real Madrid aufgehört habe, war es ein sehr starker Wunsch, für die Bayern zu arbeiten.

Mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hat der FC Bayern zwei sehr starke, dominante Persönlichkeiten…

Sie sind mit viel Leidenschaft dabei, sie sind echte Fußball-Experten. Zum ersten Mal habe ich ein Arbeitsverhältnis mit Präsidenten, die sich wirklich auskennen. Deswegen werden sie auch nicht gleich panisch, wenn es mal nicht so läuft. Denn im Fußball funktioniert es eben nicht immer so, wie man es gerne hätte.

Apropos Panik, Uli Hoeneß hat vor zwei Wochen zum Besten gegeben, dass Karl-Heinz Rummenigge und er bei engen Spielen schon ein wenig nervös werden würden, dass Sie sie aber beruhigt hätten mit den Worten "Meine Herren, alles wird gut" …

(Lacht), weil ich ein Optimist bin …

Herr Ancelotti, Sie lieben das Essen. Was wäre der FC Bayern, wenn er ein Gericht wäre?

Sicherlich wäre er ein typisch bayrisches Gericht – ein Wiener Schnitzel oder Schweinebraten zum Beispiel. 

Und welches Getränk?

Ahh…natürlich ein Bier!

Der FC Bayern und Carlo Ancelotti, das passt, wie…?

Gutes Miteinander im gesamten Team ist entscheidendBild: picture-alliance/dpa/T. Silz

Wiener Schnitzel und Kartoffeln.

 Sie haben mit großen Spielern zusammengearbeitet und immer eine große Wertschätzung  erfahren. Zlatan Ibrahimovic z.B. sagt er würde für Sie durchs Feuer gehen.

Ich muss sagen, dass die Beziehung zu meinen Spielern immer sehr gut war. Ich habe mich mit allen sehr gut verstanden und tue es auch immer noch - auch in Zukunft. 

Es gibt zwei Sichtweisen auf die Fußballspieler. Die Spieler betrachtet man normalerweise nur von außen, wie die Fans oder die Medien. Es gibt aber auch noch eine andere Sichtweise - die hinter den Kulissen. Ich sehe Spieler die seriös, professionell, Gewinnertypen und altruistisch sind. Ibrahimovic ist einer davon. Ibrahimovic ist jemand, der von außen das Image eines Exzentrikers bekommen hat. Aber eigentlich ist er sehr konzentriert und arbeitet hart für die Mannschaft.

Das Miteinander ist der Schlüssel

Sie genießen allgemein eine sehr hohe Anerkennung. Was würden sie sich wünschen, das die Bayern-Spieler über Sie denken?

Gutes Verhältnis zu Bayern-Boss Rummenigge (r.)Bild: Reuters/M. Rehle

Ich denke, das Entscheidende in meinem Beruf ist das Miteinander. Und ich rede nicht nur von den Spielern, sondern vom Miteinander aller, mit denen ich zusammenarbeite. Das ist der Schlüssel. Natürlich habe ich zu den Spielern ein engeres Verhältnis als zum Vorstand oder zu anderen Mitarbeitern. Zu den Spielern pflege ich eine direkte Beziehung, weil ich der Verantwortliche für den Klang des Orchesters bin. Deswegen ist es meine Aufgabe, die Spieler davon zu überzeugen, einer Partitur zu folgen. Aber was ich mir wünschen würde?

Ja, was erhoffen sie sich?

Ach, nichts Besonderes eigentlich. Ich weiß,  dass es da schon eine enge Beziehung zu den Spielern gibt und dass wir dieses Jahr einiges erreichen können. Der Schlüssel ist der Respekt.

Carlo Ancelotti wurde 1959 im norditalienischen Reggiolo geboren. Nach einer herausragenden Karriere als Fußballer in der Serie A und der italienischen Nationalmannschaft hat er als Trainer sogar eine noch beeindruckendere Laufbahn hingelegt. Dreimal gewann  er als Coach die Champions League - ein einzigartiger Rekord. Dazu hat Ancelotti in allen Länder,  in denen er als Trainer gearbeitet hat, auch die Meisterschaft gewonnen: in Italien, England, Frankreich und Spanien.

Das Interview führte Elisabetta Galla im Rahmen der DW TV-Dokumentation "Das Mia san Mia Phänomen - 50 Jahre FC Bayern international".

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