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Andrássy-Universität Budapest

6. August 2009

Deutschlands Hochschulen wollen internationaler werden, und deshalb exportieren sie ihre Bildung. Zum Beispiel nach Ungarn, wo 2002 die Andrássy-Universität gegründet wurde, eine Kaderschmiede für künftige EU-Diplomaten.

Studierende in der Unibibliothek (Foto: Andrássy-Universität Budapest)
Eine internationale Truppe: Studierende in der BibliothekBild: Andrássy-Universität Budapest

Die Andrássy-Universität Budapest ist die einzige deutschsprachige Hochschule in Ungarn. Hier werden europäische Fach- und Führungskräfte für den auswärtigen Dienst ausgebildet. Im Interview mit DW-WORLD.DE spricht der stellvertretende Rektor, Professor Stefan Okruch, über Ziele und Angebote dieser multinationalen Elite-Universität im Donauraum.


DW-WORLD.DE: Wie kam es zu der Gründung einer deutschsprachigen Universität in Ungarn?

Stefan OkruchBild: Andrássy-Universität Budapest

Prof. Stefan Okruch: Das war eine ungarische Initiative, und zwar im Blick auf die damals noch bevorstehende EU-Erweiterung, den Beitritt Ungarns zur EU. Da war die Überlegung Ungarns, in Budapest eine deutschsprachige Universität zu gründen mit dem Fokus, europäische Fach- und Führungskräfte auszubilden. Dann konnte man relativ rasch die deutschsprachigen Länder von dieser Idee begeistern, und Ungarn, Österreich, Bayern, Baden-Württemberg und der Bund sind übereingekommen, die Andrássy-Universität Budapest zu gründen. Diese hat dann bereits 2002 ihren Lehr- und Studienbetrieb aufgenommen.

Was ist das Ziel dieser Kooperation?

Das Angebot eines Masterstudiums in deutscher Sprache in Budapest stärkt den sowieso schon interessanten Hochschulstandort. Hier gibt es ja eine Vielzahl fremdsprachiger Studiengänge und auch fremdsprachiger Universitäten, zum Beispiel in direkter Konkurrenz zu uns die Central European University. Und in einem Gebiet, in dem Deutschsprachigkeit immer noch eine Tradition hat und gepflegt wird, ist das einfach ein attraktives Angebot: eine Universität in deutscher Sprache.

Internationale Kooperationen auf Hochschulebene haben ja zwei Grundrichtungen: Die eine ist, dass sich zum Beispiel Professoren auf einem internationalen Symposium kennen lernen und dann eine Kooperation starten, etwa auf Fakultätsebene. Bei Ihnen klingt das eher nach einer sehr offiziellen Gründungsgeschichte.

In der Gründungsphase war das natürlich ein Top-down-Projekt, da gab es Leituniversitäten in allen Partnerländern, die die Startphase ganz stark unterstützt haben und die nach wie vor sehr wichtige Partnerhochschulen sind. Das sind die Universitäten Bayreuth, Heidelberg, Passau, St. Gallen und Wien. Die Gründungsgeschichte lebte ja von dieser "Donau-Kooperation". Inzwischen ist auch die Schweiz Förderer der Andrássy-Universität, hat sich also quasi als Donau-Anrainer entdeckt und fördert die Universität seit 2003 ebenfalls.

An der Andrássy-Universität werden europäische Fach- und Führungskräfte ausgebildet.Bild: Andrássy-Universität Budapest

Wie finanziert sich die Andrássy-Universität?

Die Andrássy-Universität finanziert sich aus Beiträgen der Partnerländer - das ist auch eine personelle Unterstützung - und daneben durch sehr, sehr moderate Studiengebühren, die nicht höher liegen als das, was man in vielen Bundesländern in Deutschland an Studiengebühren bezahlt.

Aus welchen Ländern kommen die Studierenden?

Zurzeit laufen bei uns noch die Bewerbungen, sodass ich das nicht ganz genau sagen kann. Aber ab dem nächsten Studienjahr werden Studierende aus ungefähr 25 Nationen unter dem Dach der Andrássy-Universität versammelt sein - alle um die Sprache Deutsch herum, das ist ja Lingua franca bei uns. Ungefähr ein Drittel sind Muttersprachler, ein knappes Drittel ungarische Hörerinnen und Hörer, und ein weiteres Drittel kommt aus anderen Ländern, das sind noch mal 20 Nationen von Westeuropa bis nach Osteuropa.

Sitz der Hochschule: das Festetics PalaisBild: Andrássy-Universität Budapest

An der Andrássy-Universität kann man insbesondere Staats- und Rechtswissenschaften studieren, aber auch Mitteleuropäische Studien. Für welche Beschäftigungsfelder werden die Studierenden ausgebildet?

Das Ziel war in der Tat, Fach- und Führungskräfte auszubilden für Brüssel, Straßburg und Luxemburg, für die nationalen Regierungen und Verwaltungen und für Nicht-Regierungs-Organisationen. Wenn wir jetzt auf sechs Jahrgänge unserer Alumni zurückblicken, dann haben wir das zum Teil erreicht. Aus den mehr wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen International Economy and Business – ebenfalls auf Deutsch, trotz des englischen Titels – und Internationale Beziehungen sind sehr viele Alumni auch in Unternehmen.


Das Gespräch führte Svenja Üing
Redaktion: Claudia Unseld

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