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Songs zur WM

Suzanne Cords10. Juni 2014

Zu jeder Fußball-WM kommt ein offizieller Song auf den Markt. Früher trällerten die Spieler noch selbst, heute sind Musik-Profis am Start. Und immer wieder gibt es Streit um das Lied. Auch zu dieser Weltmeisterschaft.

Brasilianische Musiker: Rapper Pitbull und Sängerin Claudie Leitte
Bild: picture-alliance/dpa

Die Brasilianer sind sauer. Kaum ein Land hat eine so reiche musikalische Tradition wie das ihre. Und dann das: Ein Rapper aus den USA namens Pitbull singt den offiziellen WM-Song "We Are One (Ole Ola)". Flankiert wird er dabei von der in New York geborenen Jennifer Lopez, die dem Ganzen mit ihren puerto-ricanischen Wurzeln Latino-Power geben soll. Erst im letzten Drittel des Tracks kommt die einheimische Sängerin Claudia Leitte in einer Nebenrolle ins Spiel.

Die brasilianischen Gemüter erregt auch, dass das Lied vorwiegend auf Englisch gesungen wird und ihre Landessprache Portugiesisch kaum vorkommt. Das dazugehörige Video bringt den Volkszorn endgültig zum Kochen: Halbnackte Frauen, dazu Samba und Trommeln - das Ganze sei voller Klischees, mokierte sich Musikjournalist und DJ Leka Peres. Und seine Kollegin Gaia Passarelli klagte: "Es ist ein schlechter, langweiliger, austauschbarer Popsong. Wir haben die Chance verpasst, etwas Inspirierendes und Cooles daraus zu machen."

Unmut der Gastgeber

Auf Twitter machten weitere Brasilianer ihrem Unmut Luft und forderten, statt der Pitbull-Hymne doch wieder Shakiras WM-Hit "WakaWaka (This Time For Africa)" aus dem Jahr 2010 zu verwenden. Immerhin hat die Kolumbianerin in diesem Jahr einen inoffiziellen WM-Song am Start, mit dem sie Pitbull den Rang ablaufen könnte: "Dare (La La La)". Er klingt zwar auch nicht brasilianisch, aber für Latinos immerhin gefälliger. Und er ist auf dem offiziellen FIFA-World Cup Album "One Love, One Rhythm" vertreten.

Dabei hatte Shakira 2010 selbst mit starker Kritik zu kämpfen. Ihr WM-Song "Waka Waka" mutierte zwar schnell zum Ohrwurm, erboste aber so manchen Südafrikaner. Schließlich habe man hervorragende eigene Sänger, reklamierten die Gastgeber. Und da nutzte es auch nichts, dass zumindest die Begleitband Freshlyground aus Südafrika stammte.

Als am 12. Juni in São Paulo mit dem Spiel Kroatien gegen Gastgeberland Brasilien die 20. Fußballweltmeisterschaft angepfiffen wurde, standen auch Pitpull, Jennifer Lopez und Claudia Leitte bei der Eröffnungszeremonie im Stadion. "Es ist mir eine Ehre, die Welt anlässlich der Fußball-WM gemeinsam mit den beiden zusammenzubringen", so der US-Rapper. Die brasilianischen Fußballfans hätten wohl lieber den Ohrwurm "Samba E Gol" (Samba und Tor) gehört, der 1998 neben dem offiziellen WM-Song für Frankreich, "La Copa De La Vida" von Ricky Martin, im Radio rauf und runter lief.

Die Brasilianer sind stolz auf ihre Musik- und FußballkulturBild: Antonio Scorza/AFP/Getty Images

Hymnen der Herzen

Welcher Song zur offziellen Hymne gekürt wird, entscheiden der Plattenriese Sony und der Weltfußballverband FIFA, die gemeinsam einen Super Song-Contest ausrichten. Im Prinzip kann jedermann einen Beitrag beisteuern; 1500 Lieder aus aller Welt wurden für die WM 2014 eingereicht. Interpretiert wird der Siegersong dann aber immer von namhaften Interpreten.

Die Vermarktung des offiziellen WM-Songs ist nämlich mittlerweile so einträglich, dass sowohl die FIFA als auch die nationalen Fußballverbände der Auswahl des Liedes größte Aufmerksamkeit widmen. Unbekannte Künstler haben da kaum Chancen. Doch die Ohren und Herzen der Fans erreichen dann oft ganz andere Interpreten mit ihren eigenen, passend zum Ereignis produzierten Fußball-Hymnen.

Der Klang der Vuvuzela war in Südafrika populärer als Shakiras HymneBild: dpa

In Deutschland waren das bei der WM 2006 Herbert Grönemeyer mit seinem Hit "Zeit, dass sich was dreht" und die Indie-Rock-Band Sportfreunde Stiller mit dem Mitgröl-Renner "'54, '74, '90, 2006". An den offiziellen Song für Deutschlands "Sommermärchen"-WM "The Time Of Our Lives" vom Klassik-Pop-Quartett Il Divo kann sich heute kaum noch jemand erinnern.

Chinesische Erfindung

Die erste Weltmeisterschaft überhaupt wurde 1930 in Uruguay ausgetragen, 13 Nationen waren damals am Start. In Montevideo besiegten die Gastgeber im Endspiel vor 70.000 Zuschauern ihren Gegner Argentinien mit 4:2 und errangen so den ersten WM-Titel der Fußballgeschichte. Wegen der aufgeheizten Atmosphäre soll der belgische Schiedsrichter damals für seinen persönlichen Schutz um eine Leibwache hinter jedem Tor gebeten haben. Einen offiziellen Song gab es damals noch nicht.

Deutsche WM-Fußballer sangen früher gern selbst: In den 1970er Jahren griffen sie das erste Mal zum Mikrofon. Ermutigt von Franz Beckenbauers schrägem Gesang "Gute Freunde kann niemand trennen", der Kultstatus in den Fan-Kurven erlangte, trat die WM-Elf 1974 erstmals als Kicker-Chor in Erscheinung: "Fußball ist unser Leben" hieß das Lied, passend zum folgenden WM-Sieg.

Sie konnten besser kicken als singen: die deutschen WM-Sieger von 1974

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2002 kam der Fußball dorthin zurück, wo er ursprünglich erfunden wurde: Nach Asien. Vangelis komponierte die Hymne "Anthem" für die Spiele in Japan und Südkorea. Ausgedacht haben soll sich den Sport der chinesische Kaiser Huangdi um 2600 v. Chr.. Er befahl seinen Männern, den Magen eines getöteten Widersachers auszustopfen und zu einem Ball zu verarbeiten, den man mit Füßen treten konnte. Später wurde das Spiel - weniger blutrünstig - unter dem Namen "Ts'uh-küh" hoffähig.

Die englischen Löwen

Als Mutterland des modernen Fußballsports gilt allerdings England - und das, obwohl der englische König Eduard III. im Jahr 1350 das Spiel verbot, weil es angeblich vom Bogenschießen und anderen Kriegskünsten ablenkte. Trotz dieses königlichen Verdikts trat der Fußball von hier aus seinen Siegeszug an. Und 1863 wurde in England die Football Association als erster Fußballverband der Welt gegründet. Umso mehr leiden die Engländer bis heute darunter, nur einmal den WM-Titel gewonnen zu haben: 1966. Das Lied "Three Lions" von Lightning Seeds thematisiert die vielen Fehlschläge und lässt doch noch ein Fünkchen Hoffnung aufkeimen.

König Edward III. verbot seinen Untertanen das FußballspielBild: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Für die Gewinner jeder Fußball-WM gibt es die Hymne schlechthin, die 1978 eigentlich gar nicht als solche komponiert wurde: "We are the Champions". Der Queen-Hit wird von allen Fußballfans dieser Welt mit Inbrunst gesungen. Mal sehen, wer das Lied am 13. Juli nach dem Finale in Rio de Janeiro anstimmen darf.

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