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Politik

Terrorängste nach Attacke auf Flughafen Orly

18. März 2017

Am Airport der französischen Hauptstadt wurde ein Mann erschossen, nachdem er versucht hatte, einer Soldatin die Waffe zu entreißen. Es handelt sich um einen Kriminellen, der auf dem Weg der Radikalisierung war.

Sicherheitskräfte patrouillieren am Flughafen Paris-Orly (Foto: Getty Images/AFP/C. Simon)
Bild: Getty Images/AFP/C. Simon

Am Flughafen Orly versuchte der Mann gegen 8.30 Uhr in Halle 1 des Airports, der Soldatin die Waffe zu entreißen und lief danach in ein Geschäft im Flughafengebäude, wie der Sprecher des französischen Innenministeriums, Pierre-Henry Brandet, sagte. Anschließend sei der Mann von Sicherheitskräften getötet worden. Die Soldatin gehörte den Angaben zufolge zu der Anti-Terror-Mission "Sentinelle". Der Ministeriumssprecher führte aus, dass sonst niemand zu Schaden gekommen sei. Brandet zufolge wurde eine Sicherheitszone eingerichtet. Der Vorfall löste einen Großeinsatz der Polizei aus. Sprengstoffexperten der Polizei waren im Einsatz, sie fanden jedoch keinen Sprengstoff.

Nach der Attacke wurde der Süd-Terminal von Orly komplett geräumt. Die Passagiere im West-Terminal durften das Gebäude zunächst nicht verlassen. Betroffen waren tausende Passagiere. Der Flugverkehr in Orly wurde zunächst ausgesetzt. Eine Reihe von Flügen wurde zu dem im Norden von Paris gelegenen Flughafen Charles-de-Gaulle umgeleitet. Am Mittag öffnete der West-Terminal von Orly wieder.

"Ich bin da, um für Allah zu sterben"

Vor dem Angriff in Orly war der 39-Jährige laut Innenminister Bruno Le Roux gegen sieben Uhr in Garges-lès-Gonesse nahe der Stadt Stains von der Polizei kontrolliert worden. Er eröffnete mit einer Schrotpistole das Feuer, verletzte einen Beamten leicht am Kopf und konnte dann fliehen. Anschließend soll er im nahe des Flughafens von Orly gelegenen Vitry-sur-Seine ein Auto geraubt und außerdem Gäste in einer Bar bedroht haben.

Frankreichs Innenminister Bruno le Roux wird am Pariser Flughafen Orly interviewtBild: picture-alliance/AP Photo/K. Zihnioglu

Die Ermittler haben inzwischen erste Hinweise auf einen möglichen Terroranschlag. Der Mann habe bei seiner Attacke auf Soldaten gerufen: "Ich bin da, um für Allah zu sterben". Das berichtete Antiterror-Staatsanwalt François Molins am Abend in Paris bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz. Früheren Polizeiangaben zufolge war der 39-Jährige wegen Straftaten wie bewaffnetem Raubüberfall und Drogenhandel mehrfach vorbestraft und wurde von der Kriminalpolizei gesucht. 2015 stand er zudem unter Radikalisierungsverdacht. Eine Wohnungsdurchsuchung habe damals aber nichts ergeben, verlautete aus den Polizeikreisen. Der Vater und der Bruder des Mannes wurden festgenommen, wie es in solchen Fällen üblich ist. Seine Wohnung im nördlichen Pariser Vorort Garges-lès-Gonesse wurde durchsucht.

Hollande lobt "Mut und Schlagkraft" der Sicherheitskräfte

Frankreichs Staatschef François Hollande würdigte den "Mut und die Schlagkraft" der Polizisten und Soldaten. Bei dem Angreifer habe es sich um einen "besonders gefährlichen" Mann gehandelt. Die Attacke von Orly weckt Erinnerungen an einen Angriff auf Soldaten nahe des Pariser Louvre-Museums vor eineinhalb Monaten. Ein mit zwei Macheten bewaffneter Ägypter griff Anfang Februar eine Soldatenpatrouille an und schrie dabei "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Einer der angegriffenen Soldaten eröffnete mit seinem Sturmgewehr das Feuer auf den Mann und verletzte ihn schwer.

Frankreich wurde seit Anfang 2015 von einer Reihe islamistischer Anschläge getroffen. Bei einer Anschlagsserie in Paris wurden am 13. November 2015 insgesamt 130 Menschen getötet. Seither gilt in ganz Frankreich der Ausnahmezustand. Am 23. April und 7. Mai finden in Frankreich Präsidentschaftswahlen statt - auch deshalb gilt im Land erhöhte Alarmbereitschaft. Die Sicherheit ist für viele Wähler eines der wichtigsten Themen bei der Wahl.

sti/haz (afp, dpa)