1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Angriffe auf Falludscha nehmen zu

6. November 2004

Bei Anschlägen in der irakischen Stadt Samarra starben am Samstag erneut viele Menschen, weitere wurden verletzt. Ungeachtet einer Warnung von UNO-Chef Kofi Annan scheint die US-Armee eine Stürmung Falludschas zu planen.

US-Marines bereiten sich auf Straßenkämpfe vorBild: AP

Nach Polizeiangaben detonierten in Samarra am Samstagmorgen (6.11.) in kurzem Abstand zwei Autobomben vor einem Regierungsgebäude. Eine halbe Stunde später ging eine dritte Autobombe vor einem Ausbildungszentrum für Lehrer hoch. Gleichzeitig griffen Bewaffnete mehrere Polizeiwachen in der Stadt an. Gegen Mittag explodierte dann ein vierter Sprengsatz im Süden der Stadt.

Aufständischer mit Panzerfaus im IrakBild: AP

Bei der Anschlagsserie starben mindestens 19 Iraker, teilte die Polizei mit. 18 der Opfer waren Polizisten. Nach Angaben eines Krankenhauses wurden 23 weitere Personen verletzt.

Anwohnern zufolge verhängte die US-Armee eine Ausgangssperre über Samarra. Soldaten hätten sich Scharmützel mit Aufständischen geliefert. Über der Stadt flogen Kampfjets, auch kreisten Hubschrauber über den Dächern. Amerikanische und irakische Truppen haben die Stadt, die etwa 95 Kilometer nördlich von Bagdad liegt, erst im September eingenommen.

Bomben auf Falludscha

Unterdessen verstärkten die US-Streitkräfte ihre Angriffe auf Falludscha, wo vermutlich ein Sturmangriff bevorsteht. Die US-Luftwaffe flog dort in der Nacht zum Samstag die stärksten Angriffe seit Monaten. Vor Morgengrauen warfen die Streitkräfte nach eigenen Angaben fünf 500-Pfund-Bomben auf verschiedene Ziele in der westlich von Bagdad gelegenen Stadt ab. Stunden zuvor hatten US-Flugzeuge Flugblätter abgeworfen, in denen Frauen und Kinder zum Verlassen von Falludscha aufgefordert wurden. Dort leben 300.000 Menschen.

Die US-Truppen und irakische Kräfte bereiten sich seit Tagen auf die lange erwartete größere Offensive gegen die Aufständischen vor. Mehrere tausend Marineinfanteristen und irakische Truppen bezogen rund um Falludscha Stellung. In der Stadt werden bis zu 5000 Aufständische vermutet. Auch der jordanische Topterrorist Abu Mussab al-Sarkawi soll dort Unterschlupf gefunden haben. Die Stadt ist inzwischen abgeriegelt. Gefechte wurden am Samstag an Kontrollposten östlich und nördlich der Stadt gemeldet. Bei einem Raketenangriff von Rebellen wurde ein US-Soldat getötet, fünf weitere wurden verletzt.

Streit zwischen USA und Annan

Die USA und die irakische Regierung wollen den Aufstand in Falludscha und anderen sunnitischen Gebieten im Norden und Westen Bagdads unbedingt vor den Wahlen im Januar beenden. UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte die Regierungen in Washington, London und Bagdad vor einer solchen Offensive: Diese könne die Wahlen gefährden. Sunnitische Geistliche drohten für den Fall eines Sturmangriffes mit Wahlboykott.

Nach US-Angaben laufen noch Verhandlungen für eine friedliche Lösung. Der irakische Ministerpräsident Ajad Allawi sieht allerdings kaum noch Chancen dafür. "Das Fenster schließt sich tatsächlich", sagte Allawi am Freitag in Brüssel. (mas)
Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen
Den nächsten Abschnitt Top-Thema überspringen

Top-Thema

Den nächsten Abschnitt Weitere Themen überspringen