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Politik

Angst vor Corona? Nicht in Deutschland

5. März 2020

Wie denken die Deutschen über das Coronavirus, die Flüchtlinge an der griechisch-türkischen Grenze und die strikte Abgrenzung der CDU gegen die AfD und die Linkspartei? Antworten gibt der aktuelle ARD-Deutschlandtrend.

Deutschland Essen | Coronavirus | Infektionsstation Uniklinik
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind auch in Deutschland inzwischen Mangelware und vielfach ausverkauft. Kein Wunder, nimmt doch die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus ständig zu. Weniger ausgeprägt sind sogenannte Hamsterkäufe. Auch wenn Nudeln, Konserven, Mehl, Öl und Toilettenpapier zurzeit gefragte Artikel sind: Die Regale in den Supermärkten bleiben gut gefüllt.

Zwar hat die Sorge vor einer Ansteckung in den vergangenen vier Wochen zugenommen, 76 Prozent der Deutschen bleiben indes gelassen. Das geht aus dem ARD-Deutschlandtrend für März hervor, einer repräsentativen Umfrage, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap.

Punkten kann in diesen Tagen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Im Deutschlandtrend rückt er auf der Skala der beliebtesten Politiker auf Platz zwei vor und landet unmittelbar hinter Angela Merkel. 51 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit zufrieden, bei der Kanzlerin sind es 53 Prozent. Spahn erreicht den besten jemals erzielten Zufriedenheitswert eines Gesundheitsministers im Deutschlandtrend.

Hände waschen nicht vergessen

Täglich wendet sich Jens Spahn derzeit an die Öffentlichkeit. Auch, um darüber aufzuklären, was jeder Einzelne tun kann, um sich zu schützen. Folgen die Bürger seiner Empfehlung, sich häufiger die Hände zu waschen und Menschenansammlungen zu meiden? Auch das hat infratest-dimap diesmal abgefragt.

Ein Thema, das die Deutschen in diesen Tagen beschäftigt, ist auch die Lage an der griechisch-türkischen Grenze. Seit dem vergangenen Wochenende hält sich die Türkei nicht mehr an das Abkommen mit der EU und hält Flüchtlinge nicht mehr von der Weiterreise ab. Tausende von Flüchtlingen stehen an der Grenze. 57 Prozent der Bundesbürger würden es richtig finden, die Flüchtlinge passieren zu lassen und anschließend auf die EU-Staaten aufzuteilen. 41 Prozent lehnen das jedoch ab.

Jeder vierte plädiert für Härte

42 Prozent sind dafür, die Einreise der Flüchtlinge in die Europäische Union möglichst ganz zu verhindern. Blickt man auf die Parteianhänger, dann gibt es den größten Widerstand bei der AfD (87 Prozent). Aber auch mehr als die Hälfte der FDP-Anhänger (54 Prozent) und knapp jeder zweite Anhänger von CDU/CSU (44 Prozent) sind dieser Meinung.

Gefragt wurde zudem, ob Länder wie Deutschland und Frankreich im Alleingang Flüchtlinge aufnehmen sollten, falls sich die EU-Staaten nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen könnten. Auch hier unterscheiden sich die Antworten je nach Parteipräferenz.

Ist das EU-Türkei-Abkommen zu retten?

Nur ein knappes Drittel der Befragten spricht sich für eine größere finanzielle Unterstützung der Türkei aus, um das Flüchtlingsabkommen aufrechtzuerhalten. Sechs von zehn (59 Prozent) sind dagegen.

Allerdings fand das seit 2016 geltende Abkommen, in dem sich die Türkei verpflichtet, Flüchtlinge von der Weiterreise in die EU abzuhalten, nie den ungeteilten Zuspruch der Bundesbürger. Nur jeder zweite ist dafür. Unterstützer finden sich bei FDP (75:23 Prozent), Union (61:31 Prozent) und SPD (57:39 Prozent). In den Reihen der AfD (31:69 Prozent) überwiegt die Kritik. Die Wähler von Grünen (50:47 Prozent) und Linken (46:54 Prozent) sind in ihrem Urteil gespalten.

Die Landtagswahl in Thüringen und die Folgen

Innenpolitisch nimmt der Deutschlandtrend diesmal die CDU in den Fokus. In der Partei hadern viele mit dem Beschluss, sich klar gegen das rechte und das linke politische Spektrum abzugrenzen. Keine Zusammenarbeit mit der in weiten Teilen rechtsradikalen AfD, aber auch nicht mit der Linkspartei, so lautet ein christdemokratischer Parteitagsbeschluss.

Vor allem im Osten der Republik bringt das die CDU in eine schwierige Lage, weil kaum noch Mehrheiten gegen die AfD und die Linke gebildet werden können. Was halten die Bürger vom sogenannten "Unvereinbarkeitsbeschluss"? Anders als die CDU-Spitze differenzieren sie zwischen den beiden Parteien.

Wer soll die CDU führen?

Annegret Kramp-Karrenbauer hat angekündigt, sich vom CDU-Vorsitz zurückzuziehen. Ein Sonderparteitag wird Ende April darüber abstimmen, ob der frühere Bundestagsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz, der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet oder der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen den Parteivorsitz übernimmt.

Keiner der Kandidaten überzeugt eine Mehrheit der Bundesbürger, allerdings ist Friedrich Merz derzeit im Vorteil: Ein gutes Drittel (35 Prozent) spricht sich für ihn im Amt des Parteichefs aus, ein Viertel (24 Prozent) für Armin Laschet. Norbert Röttgen findet Zuspruch bei jedem achten Wahlberechtigten (12 Prozent). Interessant ist das Votum der CDU-Anhänger. Bei ihnen liegt Merz mit 40 Prozent Befürwortern deutlich vorne.

Die AfD verliert in der Wählergunst

Der zukünftige CDU-Vorsitzende wird wahrscheinlich auch der nächste Kanzlerkandidat der Unionsparteien. Wenn jetzt gewählt würde, dann könnten CDU und CSU mit den Grünen eine Mehrheit bilden.

Erstmals liegt diesmal die SPD aber wieder deutlich vor der AfD, die erstmals seit langer Zeit auf 12 Prozent absackt. Die derzeit regierende Koalition aus CDU, CSU und SPD hat seit Monaten keine Mehrheit mehr. Neben einem schwarz-grünen Bündnis wären rechnerisch z.B. Koalitionen aus Grünen, SPD und Linken sowie CDU, Grünen und FDP möglich.