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Interview zur Auswärtigen Kulturpolitik

Gero Schließ
11. Juli 2017

Der Wettbewerb ist härter geworden, sagt Helmut Anheier von der Hertie School im DW-Interview zu den Ergebnissen seiner Studie zur Auswärtigen Kulturpolitik. Deutschland stehe noch gut da, aber es gebe Handlungsbedarf.

Prof. Helmut K. Anhaier
Bild: David Ausserhofer

DW: Sie haben im Auftrag des Auswärtigen Amtes die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands im internationalen Vergleich untersucht. Wie ist Ihr Befund? Wo steht Deutschland?

Helmut Anheier: Deutschland steht eigentlich recht gut da. Wir haben verschiedene Bereiche untersucht: In der Kultur- und Sprachpolitik das Netzwerk der Goethe-Institute und im Bereich Bildungspolitik und Studentenaustausch die Humboldt-Stiftung, das Erasmus-Programm und weitere Einrichtungen. Hier hat Deutschland eine gute Position. Im dritten Bereich, der Medienpolitik und insbesondere bei den neuen Medien, haben wir festgestellt, dass Deutschland zwar noch recht gut dasteht. Aber es gibt neue Akteure wie RT (Russia Today) und CCTV, die mit einer vehementen Strategie vorgehen.

Fangen wir mit der Medienpolitik an, in der ja die DW der deutsche Player ist. Nach welchen Kriterien haben Sie die Wirkung der Konkurrenz von RT und CCTV gemessen?

Das englischsprachige Nachrichtenstudio von Russia Today in MoskauBild: picture-alliance/dpa

Bei den konventionellen Medien kann man es unter anderem an der Anzahl der Sendesprachen sowie den Reichweiten festmachen. Einige Mitbewerber sind dabei, die Zahl der Sprachen vehement auszubauen. BBC World geht jetzt beispielsweise mit elf zusätzlichen Sprachen an den Start. Man sieht es aber auch bei den neuen Medien. Bei Plattformen wie YouTube fällt Deutschland zurück. Man kann das unter anderem an den Abruf- und Abonnentenzahlen messen.

Was müsste da besser bei uns laufen?

Zunächst einmal geht es um ein besseres Verständnis, wo Deutschland gerade steht und wie sich das Land positionieren könnte. Ob das jetzt mehr Geld, Gesetzesänderungen oder andere Strukturen erfordert, darüber müsste man diskutieren. Das haben wir nicht zum zentralen Gegenstand dieser Studie erhoben. Grundsätzlich sollte man darüber nachdenken, ob eine engere Verzahnung von Kulturpolitik und Medienarbeit im In- und Ausland möglich ist, um noch effizienter zu werden. 

Kommen wir zur klassischen Kulturpolitik zurück. Sie haben gesagt, Deutschland stehe gut da. Woran machen Sie das fest?

Das Goethe-Institut hat ein weltweites Netzwerk an Kulturinstituten. Da können wir uns sehen lassen. Wir müssen aber auch schauen, inwieweit andere Institute nach Deutschland hineinwirken. Wir haben sehr viele ausländische Kulturinstitute hier, die auch willkommen sind. Hinzugekommen sind etwa die Konfuzius-Institute aus China und Institute aus Russland.

Wie soll Deutschland darauf reagieren?

Das deutsch-mosambikanische Kulturzentrum und Goethe-Institut in MaputoBild: DW/J. Beck

Ich möchte auf das Potential hinweisen, das sich aus einer Kooperation auf europäischer Ebene ergeben kann. Wir haben die neuen Wettbewerber aus Russland und China, aber auch aus der Türkei und Brasilien etwa. Deutschland allein kann da kaum auf Augenhöhe operieren. Da müssen wir in Zukunft mit Frankreich, Italien, Spanien und gegebenenfalls auch mit dem British Council zusammenarbeiten. Um auch schneller auf punktuelle Problemlagen zu reagieren, die sich in der Welt abzeichnen.

Gilt das auch für die internationalen Sender aus Europa?

Ja. Gerade in der Medienpolitik müssen wir mit einer europäischen Message reagieren. Wenn etwa von Russland und China bestimmte Inhalte verbreitet werden, müssen wir gezielt dagegen halten.

Professor Helmut Anheier ist wissenschaftlicher Leiter der Studie über die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands im internationalen Vergleich und Dekan der Hertie School of Governance in Berlin.

Das Interview führte Gero Schließ. 

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