1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Ankara empört über Libyens Warlord Haftar

30. Juni 2019

Zwischen der Türkei und der sogenannten Libyschen Nationalarmee (LNA) bahnt sich ein Konflikt an. Die Regierung in Ankara will es sich nicht bieten lassen, dass General Haftars Miliz sie mit Sanktionsdrohungen überzieht.

Libyen Mitglieder der National Army LNA in Bengasi
Milizionäre der LNA im April beim Vorstoß auf BengasiBild: Reuters/E. O. Al-Fetori

In Libyen halten Kämpfer des abtrünnigen Generals Chalifa Haftar nach Angaben des türkischen Außenministeriums sechs türkische Staatsbürger fest. Die Festnahme von sechs türkischen Staatsbürgern "durch illegale Milizen mit Verbindungen zu Haftar" sei "ein rücksichtsloser Akt und Piraterie", erklärte das Außenministerium in Ankara und verlangte die sofortige Freilassung. 

"Wir werden Vergeltung auf die wirkungsvollste und stärkste Weise üben", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit Blick auf die Drohungen der LNA unter ihrem Befehlshaber Haftar.

Die Türkei bemühe sich um Frieden und Stabilität in der Region, "eine feindliche Einstellung oder Angriffe" hätten einen "sehr hohen Preis", erklärte Akar. Die Türkei werde Vorkehrungen gegen jede Art von Drohungen und Sanktionen ergreifen. Mit seiner Präsenz in Libyen wolle sein Land "zum Frieden und zur Stabilität in der Region beitragen", sagte Akar.

Türkische Händler verbarrikadieren sich

Hintergrund der Konfrontation sind Drohgebärden von Haftars Miliz gegen die Türkei. Die LNA, die große Gebiete vor allem im Osten des Libyens Landes kontrolliert, untersagte Verkehrsflüge zwischen beiden Ländern. Zudem dürfen türkische Schiffe nicht mehr in den von ihr beherrschten libyschen Häfen einlaufen. Ein LNA-Sprecher drohte zudem, türkische Staatsbürger in Libyen würden verhaftet und türkische Firmen und Einrichtungen künftig "als legitimes Ziel angesehen". Laut Augenzeugen blieben an diesem Sonntag im Osten Libyens, aus Angst vor Interventionen der LNA, türkische Geschäfte geschlossen.

Machtbewusst: General Chalifa HaftarBild: picture-alliance/ Balkis Press

Im Kampf um die Macht in Libyen ist Haftar, einst hochrangiger Offizier unter Diktator Muammar al-Gaddafi, einer der größten Gegenspieler der international anerkannten Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch. Mit seiner LNA unterstützt er eine Gegenregierung im Osten des Landes.

Kämpfe mit regierungstreuen Truppen dauern an

Die Türkei gehört, wie viele westliche Staaten, die Vereinten Nationen und die NATO, zu den Unterstützern der Regierung von Ministerpräsident Sarradsch. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wirft Haftar daher vor, seine Rivalen in Libyen zu unterstützen. Erdogan hatte zuletzt bekräftigt, dass sein Land hinter der Regierung in Tripolis steht und ihr Waffen liefert. Libyen ist seit dem Sturz Gaddafis im Jahr 2011 gespalten. Im Land herrscht Chaos, Milizen und die schwache Einheitsregierung in Tripolis kämpfen um die Vorherrschaft.

Anfang April hatte die LNA eine Offensive auf die Hauptstadt Tripolis gestartet. Haftar wird von arabischen Ländern wie Saudi-Arabien, den Emiraten und Ägypten unterstützt. Regierungstreue Truppen und Einheiten Haftars liefern sich seit Beginn der Offensive erbitterte Kämpfe um die Kontrolle der Hauptstadt. Nach UN-Angaben wurden dabei bisher mehr als 650 Menschen getötet und 3500 weitere verletzt.

qu/as (afp, dpa, ape)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen