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Anklage gegen Ex-Sprecher von Wulff

6. März 2013

Nach knapp 14 Monate dauernden Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen den ehemaligen Sprecher des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff erhoben. Olaf Glaeseker wird Korruption vorgeworfen.

Der damalige Bundespräsident Christian Wulff und sein früherer Pressesprecher Olaf Glaeseker (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Glaeseker ist der Bestechlichkeit im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe "Nord-Süd-Dialog" zwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg angeklagt, die in Jahren 2007, 2008 und 2009 vom Partymanager Manfred Schmidt organisiert worden war. Ziel der Veranstaltungen war es, ein Netzwerk von Prominenten in den beiden Bundesländern zu schaffen. Schirmherren es "Dialogs" waren der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (im Artikelbild links neben Glaeseker) und sein baden-württembergischer Kollege Günther Oettinger, beide CDU.

Gegen Schmidt erhoben die Staatsanwälte Anklage wegen Bestechung. Die Ermittler halten es für erwiesen, dass Glaeseker als damaliger niedersächsischer Regierungssprecher dem Manager bei der Suche nach Sponsoren für die Veranstaltungen half und Schmidt ihn im Gegenzug zu kostenlosen Urlauben in seine Häuser in Frankreich und Spanien einlud. "Nach dem Anklagevorwurf erhielt Olaf Glaeseker als Belohnung für seine Gefälligkeiten von Manfred Schmidt unentgeltlich neun Urlaubsaufenthalte in dessen Feriendomizilen in Frankreich und Spanien sowie 19 Freiflüge im Gesamtwert von etwa 12.000 Euro", hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

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Der heute 51-jährige Glaeseker soll für die drei Veranstaltungen wenigstens 650.000 Euro Sponsorengelder eingeworben und Schmidt bei Vertragsverhandlungen unterstützt haben. Schmidt machte nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft mit den Partys in Hannover und Stuttgart einen Gewinn von mehr als einer Million Euro. Glaeseker hat den Korruptionsvorwurf stets zurückgewiesen und die Urlaube in Liegenschaften Schmidts mit seiner langjährigen Freundschaft mit dem Manager begründet. Über die Zulassung der Anklagen muss jetzt das Landgericht Hannover entscheiden.

Die engen Beziehungen zwischen Glaeseker und Schmidt waren Ende 2011 im Zusammenhang mit der Kreditaffäre um das Haus von Bundespräsident Wulff in Großburgwedel zum Thema geworden. Wulff entließ deshalb seinen langjährigen Vertrauten, der ihm als Sprecher von Hannover nach Berlin gefolgt war, im Dezember 2011. Wulff wird in der Anklageschrift als einer von 47 Zeugen genannt. Ob das ehemalige Staatsoberhaupt als Zeuge Gericht geladen werde, "müssen die Richter entscheiden", erklärte die Anklagebehörde.

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Die Staatsanwaltschaft teilte zudem mit, dass "in den nächsten Wochen" auch die Entscheidung falle, ob Wulff und der Filmemacher David Groenewold wegen Vorteilsannahme bzw. Vorteilsgewährung angeklagt werden. Groenewold soll Hotelaufenthalte von Wulff bezahlt haben. Die Einleitung förmlicher Ermittlungen in dem Fall durch die Staatsanwaltschaft hatte im Februar 2012 zum Rücktritt Wulffs geführt.

wl/kle (dpa, afp)

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