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Politik

Anklage gegen "Hotel Ruanda"-Held erhoben

14. September 2020

Nach seiner Festnahme im August ist gegen den Regierungskritiker Paul Rusesabagina jetzt Anklage erhoben worden. Neben Terror wird ihm die Gründung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen, wie die Behörden mitteilten.

Ruanda | Paul Rusesabagina | Anklage erhoben
Paul Rusesabagina (2.v.l.) vor einem Gericht in KigaliBild: picture-alliance/AP Photo

Insgesamt 13 schwere Anklagepunkte lägen gegen ihr vor, berichtet die regierungsnahe Zeitung "The New Times". Rusesabagina gehört zur Leitung der MRCD, einer Gruppe politischer Parteien, die der Regierung in Kigali gegenüber kritisch eingestellt ist und sich im Exil befindet. Die MRCD hat einen bewaffneten Arm, die FLN, der für Menschenrechtsverbrechen 2018 und 2019 verantwortlich gemacht wird.

Der 66-Jährige ist durch den Hollywood-Film "Hotel Ruanda" weltweit bekannt geworden. Darin wird geschildert, wie er als Hotelmanager während des Genozids 1994 in dem ostafrikanischen Land mehr als 1200 Menschen rettete. Allerdings wird diese Erzählung von der Regierung und einigen Überlebenden bestritten.

Paul Rusesabagina gehört zur Führung der oppositionelle Bewegung MRCD (Archiv)Bild: Imago Images/Belga/M. Maeterlinck

Rusesabagina ist ein scharfer Kritiker von Präsident Paul Kagame. Dieser wird zwar dafür gelobt, nach dem Genozid für Versöhnung, Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt zu haben. Allerdings hat er die Meinungs- und Pressefreiheit sowie jegliche Opposition scharf eingeschränkt. Viele Kritiker Kagames und Oppositionelle befinden sich im Ausland.

Staatlich bestellte Anwälte

Die Tochter von Rusesabagina, Carine Kanimba, kritisierte die Anklage als "Schein-Justiz". Die Anwälte ihres Vaters seien vom Staat bestellt worden und hätten die Familie nicht über den Gerichtstermin an diesem Montag informiert. Rusesabagina war Ende August festgenommen worden. Seine Familie erklärte, man habe ihn in Dubai entführt. Laut den Behörden wurde er hingegen bei seiner Einreise nach Ruanda gefasst.

Bei dem Völkermord töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit zwischen April und Juli 1994 rund 800.000 Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu. Kagame entmachtete mit seiner Rebellengruppe RPF das Regime der Hutu-Extremisten und beendete den Völkermord. Rusesabagina warf der RPF vor, bei den Kämpfen schwere Verbrechen an der Hutu-Bevölkerung begangen zu haben. Er nannte die Kagame-Regierung eine Diktatur. Bereits 2011 wurde er beschuldigt, das Regime stürzen zu wollen.

uh/fab (dpa, epd)

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