Anleger halten Italien die Stange
27. September 2013Die Emission von längerlaufenden Anleihen spülte am Freitag sechs Milliarden Euro in die Staatskasse. Damit konnte das Land zwar trotz der politischen Unsicherheiten erfolgreich den Kapitalmarkt anzapfen. Anleger mussten aber teilweise mit etwas höheren Zinsen geködert werden als zuletzt. Denn die durchschnittliche Rendite von zehnjährigen Papieren stieg auf 4,50 von 4,46 Prozent bei einer Auktion im August. Regierungschef Enrico Letta wollte noch im Laufe des Tages mit Staatspräsident Giorgio Napolitano über die Lage beraten. Letta hatte jüngst betont, er werde mit Regierung und Parlament über das weitere Vorgehen sprechen. Es sei von entscheidender Bedeutung, Klarheit und Stabilität zu schaffen.
Der Berlusconi-Faktor
Der andauernde Koalitionsstreit in Italien hatte die Finanzmärkte aufgeschreckt. Grund ist vor allem die wiederholte Drohung der Mitte-Rechts-Partei PDL des früheren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, die Koalition mit Letta platzen zu lassen. Die Minister der PDL wollen zurücktreten, sollte der wegen Steuerhinterziehung verurteilte Berlusconi aus dem Senat ausgeschlossen werden. Zudem haben PDL-Abgeordnete angedroht, dann ihre Parlamentsmandate niederzulegen. Napolitano hatte dies in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert und davor gewarnt, die Arbeit beider Parlamentskammern zu gefährden.
Italien kämpft sich derzeit aus der längsten Rezession seit Jahrzehnten. Die Stimmung der Unternehmer hellte sich im September weiter auf. Das Barometer für die gesamte Wirtschaft kletterte auf 83,3 von 82 Punkten im August und damit den dritten Monat in Folge. Es ist das höchste Niveau seit Juli 2012. Der Index umfasst Industrie, Einzelhandel, Bau und Dienstleister.
zdh/gmf (dpa, rtr)