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Ann-Kathrin Berger - für Opa bis ins Finale der EURO 2025

Stefan Nestler
16. Juli 2025

Vor dem EM-Viertelfinale der DFB-Frauen gegen Frankreich fragen sich viele: Werden die wacklige deutsche Abwehr und die zu riskantem Spiel neigende Torhüterin Ann-Katrin Berger dem Druck der Französinnen standhalten?

 Ann-Katrin Berger gestikuliert im EM-Spiel gegen Schweden
DFB-Torfrau Ann-Kathrin Berger wurde zuletzt häufig kritisiertBild: Laci Perenyi/IMAGO

Ann-Kathrin Berger hat ein einfaches Rezept gegen Kritik an ihrer eigenen Person: "Seit ich Deutschland verlasse haben, lese ich keine Nachrichten mehr und bin auch kaum in den sozialen Medien unterwegs", sagt die zuletzt viel kritisierte Torhüterin der DFB-Frauen. "Ich konzentriere mich nur auf mich und meine Mannschaft." Diese Strategie ist nicht neu. Schließlich spielt Berger bereits seit 2014 im Ausland, zunächst in Paris, dann in Birmingham, bei Chelsea und seit 2024 beim Gotham FC in den USA. Trotz ihrer vermeintlichen Medienabstinenz dürfte es allerdings auch der 34-Jährigen nicht entgangen sein, dass es in den vergangenen Tagen in den Diskussionen um die deutsche Nationalmannschaft vor allem ein Thema gab: Ann-Kathrin Berger.

Leichtsinnige Dribblings vor dem Tor

Im EM-Gruppenspiel gegen Dänemark (2:1) hatte sie mit riskanten Dribblings vor ihrem Tor selbst Bundestrainer Christian Wück nervös gemacht. Das hatte er hinterher eingeräumt und Gesprächsbedarf angemeldet. Auch bei der 1:4-Niederlage gegen Schweden hatte Berger mit zwei Fehlpässen beinahe weiteres Unheil heraufbeschworen. "Nicht eine von uns hat gegen Schweden ihr komplettes Talent gezeigt", verteidigt sich die Torfrau gegen die Kritik an ihr, räumt jedoch ein: "Auch ich hatte nicht mein bestes Spiel. Nach meiner Analyse habe ich damit abgeschlossen. Jetzt konzentriere mich auf das Frankreich-Spiel."

Starke französische Offensive

Im Viertelfinale, der ersten K.o.-Runde der EM in der Schweiz, sind die Französinnen in der Favoritenrolle. Mit drei Siegen in drei Spielen haben sie sich den Gruppensieg vor Titelverteidiger England gesichert und dabei elf Treffer erzielt.

Nicht erst die Pleite gegen Schweden, die höchste Niederlage der DFB-Frauen in der EM-Geschichte, sondern auch schon die Abwehrleistung gegen Dänemark nährte die Zweifel daran, ob die deutsche Defensive und Torhüterin Berger dem französischem Angriffswirbel standhalten können. "Jede kleinste Nachlässigkeit kann zu Gegentoren führen", sagt die erfahrene Abwehrspielerin Kathrin Hendrich, wiegelt aber ab: "Wir müssen es nicht größer machen als es ist. Wir spielen nicht erst seit gestern Fußball und werden schon eine Lösung finden."

Fußballerin des Jahres 2024

Für Ann-Kathrin Berger ist die EM nach den Olympischen Spielen 2024 in Paris erst das zweite große Turnier als Nummer eins im deutschen Tor. Erst mit 30 Jahren hatte sie Ende 2020 ihr Länderspieldebüt gegeben. Damit war sie die viertälteste Debütantin in der Geschichte der Frauen-Nationalmannschaft. Im vergangenen Jahr wurde Berger noch als Olympia-Heldin gefeiert. Im Viertelfinale der Spiele von Paris gegen Kanada parierte sie im Elfmeterschießen zwei Schüsse und verwandelte anschließend den entscheidenden Elfmeter selbst. Im Spiel um Platz drei gegen Spanien hielt sie dann in der Nachspielzeit einen Strafstoß der zweimaligen Weltfußballerin Alexia Putellas und sicherte damit den DFB-Frauen die Bronzemedaille.

Dafür wurde sie später zu Deutschlands "Fußballerin des Jahres" gekürt. "Bei Torhütern ist es ganz selten, dass sie solche Titel gewinnen", freute sich Berger über die Auszeichnung.

Berger: "Ich lebe im Hier und Jetzt"

Nun ist die Wertschätzung in Kritik umgeschlagen. Berger kann nach eigenen Worten gut damit umgehen. "Ich bin von Natur aus ein sehr kritischer Mensch. Deshalb muss ich mir nicht von jemandem, der nie im Tor stand, Kritik anhören", sagt die Torhüterin. Sie bleibe auch in dieser Situation gelassen: "Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt." Das hat auch mit ihrer Krankheitsgeschichte zu tun. 2017 wurde bei Berger Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Sie wurde operiert. Vier Monate später stand sie wieder auf dem Trainingsplatz. 2022 kehrte der Krebs zurück, erneut unterbrach die Torhüterin ihre Fußball-Karriere nur kurz.

Für das Viertelfinalspiel gegen Frankreich setzt sie auf eine ganz persönliche Motivation. Ihr 92 Jahre alter Großvater, der bereits im EM-Auftaktspiel gegen Polen dabei war, hat angekündigt, erst für das Finale wieder ins Stadion zu kommen, um seiner Enkelin die Daumen zu drücken. "Er meint es wirklich ernst", sagt Berger schmunzelnd. "Ich habe versucht, ihn zu überreden. Aber er ist eine harte Nuss."

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