Er war der letzte noch lebende direkte Verwandte von Anne Frank und der Präsident des Anne Frank Fonds. Nun ist der Schweizer Humanist und Schauspieler Bernhard "Buddy" Elias mit 89 Jahren verstorben.
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Er sei am Montag im Kreise seiner Familie in seinem Heim in Basel gestorben, teilte der dort ansässige Anne Frank Fonds am Dienstag mit. Elias habe sich als langjähriger Präsident der Stiftung stets "für die Zivilgesellschaft, für Dialog und Aufklärung gegen Diskriminierung" eingesetzt. "Als Zeitzeuge und Cousin von Anne Frank arbeitete er unermüdlich für Bildungsarbeit, Menschenrechte und speziell die Rechte von Kindern und Jugendlichen", heißt es auf der Homepage der Stiftung. Diese verwaltet unter anderem die Autorenrechte am Tagebuch der Anne Frank.
"Mit der Ethik eines Gerechten engagierte er sich für das Erbe und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus, gegen Rassismus und Antisemitismus", erklärt der Fonds weiter. Zusammen mit dem Stiftungsrat habe Elias die Herausgabe und Dramatisierung des Tagebuchs von Anne Frank verantwortlich geleitet und im Jahre 2012 in Frankfurt das Familie Frank Zentrum, in dem die Archive der Familien Frank, Elias, Stern, Kahn zugänglich gemacht werden, gegründet.
Auswanderung in die Schweiz
Elias wurde 1925 in Frankfurt am Main geboren, wo er in den ersten Jahren mit seinen Cousinen Margot und Anne Frank aufwuchs. Er emigrierte 1931 mit seiner Familie in die Schweiz. Anne Frank war mit ihren Eltern vor den Nazis nach Amsterdam geflohen, wo sie verraten und verhaftet wurden. Ihr Tagebuch ist eines der wichtigsten Zeugnisse des Leidens im Holocaust. Geschildert wird darin das Leben, Hoffen und Bangen in einem Amsterdamer Hinterhaus, in dem sich ihre Familie und einige Freunde von 1942 bis 1944 vor dem Nazi-Terror versteckten. Das Tagebuch in Form von Briefen an Annes fiktive Freundin Kitty ist eines der bekanntesten und weltweit am meisten gelesenen Bücher. Es wurde millionenfach in Dutzenden Sprachen verlegt, verfilmt und für die Bühne aufbereitet. Anne Frank starb im Alter von 15 Jahren im KZ Bergen-Belsen. Ihr Todestag jährt sich in diesem März zum zum 70. Mal. Ihr Vater überlebte den Holocaust und veröffentlichte das Tagebuch 1947.
ld/ds (dpa, annefrank.ch)
Zeugin des Holocaust: Wer war Anne Frank?
Weil ihnen als Juden unter den Nazis der Tod drohte, mussten sich Anne Frank und ihre Familie verstecken. Am 4. August 1944 wurde die 15-Jährige entdeckt und nach Auschwitz deportiert. Ihr Tagebuch ist heute weltberühmt.
Bild: Arno Burgi/ZB/picture alliance
Auf der Flucht vor den Nazis
1934 flüchtet Anne Frank mit ihrer Familie vor den Nationalsozialisten aus Deutschland in die Niederlande. Im Zweiten Weltkrieg müssen sie untertauchen, um den Nazis zu entkommen. Sie leben zwei Jahre lang versteckt in einem Hinterhaus in Amsterdam - bis sie verraten werden: Am 4. August 1944 werden Anne Frank und ihre Familie entdeckt, verhaftet und nach Auschwitz deportiert.
Bild: Cinema Publishers Collection/IMAGO
Familienbande
Anne Frank (vorne links) hatte eine dreieinhalb Jahre ältere Schwester namens Margot (hinten rechts). Ihr Vater Otto Frank machte dieses Foto am achten Geburtstag von Margot im Februar 1934. Anne war damals vier Jahre alt und die Familie bereits im Exil in den Niederlanden.
Bild: Otto Frank/AP Photo/picture alliance
Versteck in Amsterdam
Otto Frank, Annes Vater, konnte in Amsterdam die Niederlassung der Firma Opekta übernehmen. Als die Judenverfolgung einsetzte, richtete der Vater im Hinterhaus des Büros ein Versteck ein. Die vierköpfige Familie lebte dort von 1942 bis 1944, zusammen mit vier weiteren Verfolgten. Hier schrieb Anne Frank ihr weltberühmtes Tagebuch. Seit 1960 ist das Anne-Frank-Haus (Foto) ein Museum.
Bild: Daniel Kalker/picture alliance
Annes Versteck
Im Anne-Frank-Haus in Amsterdam können Besucher das Hinterhaus, in dem sich Anne mit ihrer Familie versteckte, besichtigen. Monatelang musste das junge Mädchen ihr enges Zimmer mit dem jüdischen Zahnarzt Fritz Pfeffer teilen, den sie in ihrem Tagebuch "Albert Dussel" nannte. Rechts ihr Schreibtisch, an dem sie fast jeden Tag schrieb.
Bild: H.Mund/DW
Tagebuch als beste Freundin
Von Anfang an schreibt Anne fast jeden Tag in ihr Tagebuch. Es wird für sie zu einer Art Freundin, der sie den Namen "Kitty" gibt. Das Leben, das Anne im Versteck führt, ist völlig anders als die sorglose Zeit davor: "Am besten gefällt mir noch, dass ich das, was ich denke und fühle, wenigstens aufschreiben kann, sonst würde ich komplett ersticken", ist dort zu lesen.
Bild: Ade Johnson/picture alliance/dpa
Tod in Bergen-Belsen
Anne Frank und ihre Schwester Margot werden am 30. Oktober 1944 aus Auschwitz nach Bergen-Belsen gebracht. In diesem Konzentrationslager kommen insgesamt mehr als 70.000 Menschen ums Leben. Nach der Befreiung des KZs werden die Opfer unter Aufsicht britischer Soldaten von Lastwagen zu den Massengräbern gebracht. Hier starben auch Anne und Margot Frank. Anne war erst 15 Jahre alt.
Bild: dpa/picture alliance
Annes und Margits Grabstein
In Bergen-Belsen steht auch der Grabstein von Anne. Das jüdische Mädchen aus Frankfurt am Main hatte sich ihr Leben anders vorgestellt: "Ich will nicht umsonst gelebt haben wie die meisten Menschen. Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod" - so lautet ihr Tagebucheintrag vom 5. April 1944.
Bild: Julian Stratenschulte/picture alliance/dpa
Berühmt durch ein Tagebuch
Annes großer Traum war es, Journalistin oder Schriftstellerin zu werden. Dank ihres Vaters erscheint ihr Tagebuch am 25. Juni 1947. Der Titel: "Das Hinterhaus." Es folgen viele weitere Auflagen und Übersetzungen. Anne Frank wird zur Symbolfigur für die Opfer der Nazi-Diktatur. "Wir alle leben mit dem Ziel, glücklich zu werden, wir leben alle verschieden und doch gleich." (Anne Frank, 6. Juli 1944)