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KriminalitätItalien

Anschlag auf Auto von Mafia-Experten in Italien

17. Oktober 2025

Zwei Explosionen erschüttern einen Vorort von Rom: Der Wagen des Investigativjournalisten Sigfrido Ranucci und ein weiteres Fahrzeug gehen in Flammen auf. Steckt die Mafia hinter dem Anschlag?

Sigfrido Ranucci in den RAI-Studios bei TV-Sendung Report
Der italienische Investigativ-Journalist Sigfrido Ranucci (Archivbild)Bild: Marco Provvisionato/Independent Photo Agency Int./IMAGO

Auf das Auto den Italien bekannten Fernsehjournalisten Sigfrido Ranucci ist ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Der Wagen des 64-jährigen Investigativ-Reporters, der im öffentlich-rechtlichen Sender RAI das Magazin "Report" moderiert, brannte vollständig aus.

Ranucci hatte das Fahrzeug vor seinem Haus in Roms Vorort Campo Ascolano an der Mittelmeerküste abgestellt. Verletzt wurde niemand. Hinweise auf die Täter oder ein Bekennerschreiben gibt es bislang nicht.

Schäden nach Sprengstoffangriff auf das Auto des Journalisten in einem Vorort von RomBild: Cecilia Fabiano/LaPresse/AP Photo/picture alliance

Die Hintergründe des Anschlags sind noch unklar. Als mögliche Spur gilt ein Mafia-Motiv. Ranucci steht seit Jahren unter Polizeischutz, nachdem er wiederholt Morddrohungen erhalten hatte.

Er recherchierte intensiv zur italienischen Mafia, veröffentlichte ein Buch darüber. Erst kürzlich stellte er neue Erkenntnisse über die kalabrische Gruppe 'Ndrangheta und die sizilianische Cosa Nostra online vor.

Innenminister erhöht Sicherheitsvorkehrungen für Journalisten

Der Angriff löste Italien-weit Entsetzen aus und wurde auch von der Politik scharf verurteilt. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach von einem Versuch, die Presse einzuschüchtern. "Die Freiheit und Unabhängigkeit der Information sind unverzichtbare Werte unserer Demokratien, die wir weiterhin verteidigen werden", ließ die Regierungschefin verlauten. Sie verurteile "diesen schrecklichen Akt der Einschüchterung auf das Schärfste".

Direkt nach dem Anschlag: Auch das Fahrzeug daneben und die Hausfassade sind beschädigtBild: Fotogramma/Independent Photo Agency Int./IMAGO

Innenminister Matteo Piantedosi kündigte eine Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen für Journalistinnen und Journalisten "bis zum Maximum" an. Die für den Kampf gegen die Mafia zuständige Staatsanwaltschaft in Rom hat eine Untersuchung eingeleitet.

Zwei Pistolenkugeln als Drohung

Der Anschlag ereignete sich am Donnerstagabend gegen 22 Uhr. Auch das Auto von Ranuccis Tochter, das neben seinem Wagen geparkt war, sowie die Hausfassade wurden beschädigt.

Anwohner berichteten von zwei heftigen Explosionen. Die Wucht der Explosion sei so stark gewesen, dass sie tödlich hätte sein können, wenn zu diesem Zeitpunkt jemand vorbeigegangen wäre, meldet die RAI. Sigfrido Ranucci befand sich währenddessen im Haus.

In Onlinediensten kursierende Videoaufnahmen vom Tatort zeigen zerborstene Autofenster und verbogenes Metall. "Mindestens ein Kilo Sprengstoff" sei gezündet worden, sagte Ranucci der Zeitung "Corriere della Sera". Das Auto sei zuvor von seinem Sohn genutzt worden, während seine Tochter nur 20 Minuten vor der Explosion daran vorbeigegangen sei.

Sigfrido Ranucci spricht von mindestens "einem Kilo Sprengstoff"Bild: Cecilia Fabiano/LaPresse/AP Photo/picture alliance

Er selbst könne sich "noch keinen Reim darauf machen, was passiert ist." Bereits im Vorjahr habe er aber vor seinem Haus zwei Pistolenkugeln gefunden, offenbar als Drohung deponiert.

Der Europa-Direktor von Reporter ohne Grenzen (RSF), Pavol Szalai, nannte den Anschlag den "schwersten Angriff auf einen italienischen Reporter in den vergangenen Jahren". Die Pressefreiheit in Italien sei "existenziell bedroht". Im aktuellen Pressefreiheitsindex von RSF belegt der südeuropäische Mitgliedsstaat der Europäischen Union nur Platz 49.

pgr/AR (dpa, afp, epd, rtr, ap)

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