Unbekannte haben auf das Haus von Myanmars faktischer Regierungschefin einen Molotow-Cocktail geschmissen. Die Friedensnobelpreisträgerin steht wegen ihres Umgangs mit der Rohingya-Krise in der Kritik.
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Bei dem Angriff sei die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi nicht zu Hause gewesen, sagte ein Regierungssprecher. Die Villa, an einem Seeufer in Rangun gelegen, wurde nur leicht beschädigt. Dort hatte die einstige Oppositionsführerin während der Militärherrschaft jahrelang unter Hausarrest gestanden. Zu einem möglichen Motiv für den Angriff äußerte sich der Sprecher nicht.
Suu Kyi steht wegen ihres langen Schweigens zur Rohingya-Krise international in der Kritik. Myanmars Armee geht im nördlichen Bundesstaat Rakhine seit August mit brutaler Gewalt gegen die muslimische Minderheit der Rohingya vor, fast 700.000 Menschen sind bereits ins Nachbarland Bangladesch geflohen. Die Vereinten Nationen stufte das Vorgehen der Armee gegen die Rohingya als ethnische Säuberungen an.
Umstrittenes Verhalten in Rohingya-Krise
In Myanmar wird Suu Kyi aber immer noch als Freiheitsikone verehrt und achtungsvoll "die Lady" genannt. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit in Myanmar betrachten die Rohingya als illegale, staatenlose Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele Rohingya schon seit Generationen in dem südostasiatischen Land leben.
Suu Kyi hielt sich zum Zeitpunkt der Attacke in der Hauptstadt Naypyidaw auf, um vor dem Parlament eine Rede zum zweiten Jahrestag der Regierungsübernahme ihrer Nationalen Liga für Demokratie (NLD) zu halten. Myanmar wurde jahrzehntelang von einer Militärjunta beherrscht. Der von der Junta im Herbst 2010 eingeleitete demokratische Übergang mündete 2015 in die ersten freien Parlamentswahlen, aus denen die NLD als klare Siegerin hervorging. Das Militär behielt aber bedeutenden Einfluss.
Rohingya: Aus der Hölle ins Elend
Hunderttausende Rohingya aus Myanmar suchen in Bangladesch Schutz vor der Gewalt ihrer Heimat. Doch auf der anderen Seite des Flusses Naf erwartet sie Armut und Not. Die Flüchtlingslager sind längst überfüllt.
Bild: Reuters/J. Silva
Verzweiflung treibt sie an
Diese Rohingya-Familie wurde aus ihrer Heimat vertrieben. Seit Tagen ist sie unterwegs und muss den Grenzfluss Naf zwischen Myanmar und Bangladesch überqueren, um in Sicherheit zu gelangen. Ihr Ziel: Flüchtlingslager bei der Stadt Cox's Bazar nahe der Grenze. Ihr gesamtes Hab und Gut passt in eine Plastiktüte und einen Korb.
Bild: Reuters/J. Silva
Kein Weiterkommen
Auf der anderen Seite des Grenzflusses verhindert Bangladeschs Militär die Weiterreise der Flüchtlinge. Mehr als 582.000 muslimische Rohingya sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR seit Ende August aus Myanmar nach Bangladesch geflohen.
Bild: Reuters/Z. Bensemra
Trügerisch stilles Gewässer
Eine Überfahrt mit dem Boot über den Naf kostet pro Person umgerechnet 40 Euro, bei einem Monatseinkommen von knapp 50 Euro ist dies nur für wenige Menschen bezahlbar. Immer wieder kommt es bei der Überquerung des Flusses zu Unglücken; viele Menschen bezahlen ihre Flucht mit dem Leben.
Bild: Reuters/J. Silva
Im Wartestand
Diese Frauen mit ihren Kindern haben es geschafft: Sie haben den Naf überquert und das sichere Bangladesch erreicht. Nach der langen und kräftezehrenden Flucht erfrischen sie sich in einem nahe gelegenen Reisfeld, während sie am Grenzübergang in Palang Khali darauf warten, zu einem Flüchtlingscamp durchgelassen zu werden.
Bild: Reuters/J. Silva
Ungewisse Zukunft
Gleich hinter der Grenze müssen hunderte der Rohingya-Flüchtlinge darauf warten, weitergelassen zu werden. Allein seit Sonntag sind laut UNHCR 15.000 Menschen in Bangladesch angekommen. Sie alle wollen in Richtung Cox's Bazar, wo das Flüchtlingslager Kutupalong, eines der größten der Welt, entsteht.
Bild: Reuters/J. Silva
Eng an eng und ohne Obdach
Tausende aus ihrer Heimat vertriebenen Rohingya leben dort teils eng zusammengepfercht, oft ohne Zugang zu Toiletten und sauberem Trinkwasser und schlafen auf schlammigen Feldern. Doch die Camps sind längst überfüllt, es entwickelt sich eine humanitäre Katastrophe. Die internationalen Hilfsorganisationen können die Not dort kaum lindern.
Bild: Reuters/Z. Bensemra
Verbrannte Erde
Die Krise in Myanmars westlichem Bundesstaat Rakhine eskalierte, als Rohingya-Rebellen Sicherheitskräfte attackierten und töteten. Das Militär antwortete mit brutaler Gewalt. Hunderte Rohingya wurden getötet, ihre Häuser und Felder niedergebrannt. Die UN sprechen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ethnischen Säuberungen, um die Muslime aus dem vorwiegend buddhistischen Land zu vertreiben.
Bild: Reuters/S. Z. Tun
Die umstrittene Suu Kyi
Die internationale Kritik wuchs - vor allem an Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Die Regierungschefin rief zwar zu nationaler Einheit auf, doch ihre Regierung betrachtet die Rohingya weiter als illegale Einwanderer. Auch der einflussreiche Armeechef Min Aung Hlaing bekräftigte seine harte Haltung gegenüber den Rohingya.