Beim FC Barcelona sorgt der 16-jährige Ansu Fati für Begeisterung. In der Champions League gegen Dortmund könnte ihm eine Schlüsselrolle zufallen - weil der Einsatz von Superstar Lionel Messi noch nicht feststeht.
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Ex-BVB-Profi Ousmane Dembélé? Nicht dabei! Abwehrspieler und Weltmeister Samuel Umtiti? Fehlt ebenfalls! Und Superstar Lionel Messi? Hat nach seiner Wadenverletzung erst zweimal trainiert, über seinen Einsatz in Dortmund soll kurzfristig entschieden werden. Dafür, dass der beste Spieler zum Auftakt der Champions League bei Borussia Dortmund möglicherweise nicht dabei sein kann, ist die Stimmung beim FC Barcelona relativ gelassen. Verständlich, hat doch die Generalprobe gegen Spaniens Pokalsieger FC Valencia am Samstag auch ohne Messi und die beiden anderen Genannten hervorragend geklappt. Mit 5:2 setzte sich Barça vor heimischem Publikum durch und schickte damit nach schwachem Saisonstart ein Statement an die Konkurrenz in La Liga - und wird dabei von einem erst 16-Jährigen in die Erfolgsspur gebracht.
Neuer Star von unbekanntem Planeten
"Ein Star wurde geboren", titelte die spanische Zeitung "Marca" am Sonntag. "AS" sah eine "überragende Show" des linken Außenstürmers. Der Name des so hochgelobten: Ansu Fati, gebürtig aus Guinea-Bissau, Teenager, aus einfachen Verhältnissen stammend, seit Samstag jüngster Torschütze im Estadio Camp Nou von Barcelona und in aller Munde. "Ansu, von welchem Planeten bist du gekommen?", fragte auf Seite eins die katalanische Zeitung "Sport". Fati hatte gegen Valencia nicht lange gebraucht, um ins Spiel zu finden. Bereits in der 2. Spielminute traf er nach Flanke von Frenkie de Jong mit sehenswertem Volley vom Elfmeterpunkt aus zum 1:0. Nur vier Minuten später revanchierte er sich, bediente seinerseits de Jong mit einer perfekten Vorlage und es stand 2:0.
"Was Ansu da treibt, ist nicht normal", lobte Barça-Coach Ernesto Valverde, eher ein zurückhaltender Charakter. Der Junge habe "etwas Besonderes" und sei "für sein Alter sehr reif", allerdings habe er mit seiner Leistung gegen Valencia "schon fast übertrieben". Außerdem kündigte Valverde an: Fati werde bald "noch viel besser" spielen. Vielleicht ja in der Königsklasse gegen den BVB?
Qualitäten, die wehtun können
In der Tat besitzt Fati Qualitäten, mit denen Barcelona den Dortmundern wehtun könnte. Er zeigt atemberaubende Dribblings und lässt sich auch durch im Weg stehende oder nebenherlaufende Gegner nicht aus der Ruhe bringen. Auch beim 4:0-Erfolg des BVB gegen Bayer Leverkusen am Wochenende war es im Grunde immer nur dann ansatzweise brenzlig geworden, wenn die Flügelstürmer der Werkself, Karim Bellarabi und Leon Bailey über außen mit Tempo Druck ausübten. Die Verantwortlichen des FC Barcelona werden es notiert haben.
Mal sehen, ob auch die Dortmunder Scouts ihre Hausaufgaben gemacht und Fati auf dem Zettel haben. Eigentlich sollten sie, schließlich war der 16-Jährige gegen Valencia nicht zum ersten Mal auffällig geworden: Gegen Betis Sevilla feierte er Ende August sein LaLiga-Debüt. Beim letzten Spiel vor der Länderspielpause in Osasuna wurde er zur zweiten Halbzeit eingewechselt und trug sich fünf Minuten später erstmals in die Torschützenliste ein. Dann folgte die Gala gegen Valencia.
Gut möglich, dass Dortmunds Trainer Lucien Favre seine Defensivtaktik noch einmal überdenkt. Statt sich auf eine kompakte Mittte zu konzentrieren, wo normalerweise Lionel Messi als hängende Spitze seine Kreise zieht, könnte es bedenkenswert sein, die defensive Außenbahn zu verstärken, damit der neue Shooting-Star des FC Barcelona nicht wieder zum Glänzen kommt.
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Endlich startet die Champions League in die neue Saison. Wir haben in die Historie der Königsklasse zurückgeschaut und erinnern in unserer Bildergalerie an bedeutende, emotionale und skurrile Momente.
Legendäre Momente der Champions League
Die Champions League steht in den Startlöchern und soll auch in dieser Saison wieder mit Spitzenfußball begeistern - so wie in der Vergangenheit. Wir schauen auf denkwürdige Momente in der Geschichte der Königsklasse.
Bild: picture-alliance/empics/P. Noble
2005: Das Wunder von Istanbul
Im Finale 2005 führt Milan zur Pause mit 3:0 und sieht wie der sichere Sieger aus. Doch Liverpool kommt zurück: Gerard trifft zum 1:3, Smicer besorgt den Anschlusstreffer und Xabi Alonso gelingt nach einem verschossenen Elfmeter im Nachschuss der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleich. Liverpools Sieg im Elfmeterschießen setzt dem denkwürdigen Abend in Istanbul einen dramatischen Schlusspunkt.
Bild: picture-alliance/empics/P. Noble
1999: Verrückte zwei Minuten
Die Bayern denken im Finale von Barcelona schon an den Siegersekt - Baslers frühes Tor (6. Minute) scheint gegen Manchester United zu reichen. Doch dann schreibt der Gegner Fußballgeschichte: In der 91. trifft Sheringham nach einer Ecke, Solksjaers 2:1 zwei Minuten später ist fast eine Doublette und versetzt den paralysierten Münchnern den finalen Stoß - bis heute ein Trauma der Bayern-Seele.
Bild: picture-alliance/empics
1997: Ricken trifft mit erstem Kontakt
Schon der Finaleinzug war eine Sensation, doch der BVB legt noch einen drauf: Gegen das große Juventus führt der Außenseiter durch zwei Tore von Riedle zur Pause mit 2:0. Del Pierros Treffer in der 64. Minute lässt Juve hoffen - für sieben Minuten. In der 71. Minute trifft der eingewechselte Lars Ricken mit seinem ersten Ballkontakt per Traumheber zum 3:1-Endstand - ein Moment für die Ewigkeit.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Scheidemann
2017: Barcas Comeback gegen PSG
Barcelonas Aus scheint nach einer 0:4-Pleite in Paris besiegelt, doch im Rückspiel steigt ein nie gesehener Showdown: Cavanis 1:3 (62. Minute) scheint Barcas Aufholjagd beendet zu haben, der Gastgeber braucht nun drei weitere Tore. Bis zur 88. Minute gelingt nicht mal eines, doch dann schreiben Neymar (88./90.+1) und Sergi Roberto (2.v.l./90.+5) eine sogar für Barca-Verhältnisse unfassbare Story.
Bild: picture-alliance/Actionplus
2012: Trauma im "Finale dahoam"
Die Bayern können Historisches schaffen, sind im eigenen Stadion gegen Chelsea Favorit. Fünf Minuten nach Müllers vermeintlich entscheidendem 1:0 (85. Minute) schockt Drogba mit dem Ausgleich. Robben vergibt in der 95. Minute einen Elfmeter, die Nerven liegen blank. Im Elfmeterschießen versagen Olic und Schweinsteiger selbige. Chelsea gewinnt, das "Finale dahoam" wird zum Bayern-Trauma.
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2013: Das deutsche Finale in Wembley
Nach dem Trauma 1999 brauchten die Bayern zwei Jahre, um sich mit dem Titelgewinn 2001 zu rehabilitieren. Dieses Mal geht es schneller. Ein Jahr nach dem "Finale dahoam" stehen die Bayern zum dritten Mal binnen vier Jahren im Endspiel. Gegner im ersten Finale zweier deutscher Teams ist der BVB. Mit Robben trifft eine der tragischen Figuren des Vorjahres kurz vor Schluss (89. Minute) zum 2:1-Sieg.
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1998: Der Torfall von Madrid
Kurz vor Beginn des Halbfinals zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund knickt eines der Tore um, als Fans auf einen Zaun klettern, dieser einstürzt und das Tor mitreißt. 76 Minuten dauert es, Ersatz zu beschaffen. Der Torfall von Madrid geht wie die Reportage im deutschen Fernsehen von Marcel Reif ("Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan.") und Günther Jauch in die Geschichte ein.
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1995: Die Ajax-Dämmerung
1995 ist der AC Mailand das dominierende Team in Europa. Die Titelverteidigung gegen die blutjunge Mannschaft von Ajax? Für Milan eine Pflichtaufgabe. Doch es kommt anders: Das junge Team (Durchschnittsalter knapp über 23 Jahre) überrascht Milan und gewinnt den Titel. Das Gesicht der Erfolgsstory: Der 18-jährige Patrick Kluivert (Foto), der in der 85. Minute das Siegtor für Ajax erzielt.
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2013: Lewandowskis Viererpack gegen Real
Dortmunds Stürmer Robert Lewandowski zeigt es an: Vier! Vier Tore erzielt der Pole in einem denkwürdigen Halbfinal-Hinspiel in der Saison 2012/13 gegen Real Madrid. Am Ende heißt es 4:1 für den BVB, der sich im Rückspiel in Madrid eine 0:2-Niederlage erlauben kann und trotzdem ins Finale einzieht, das im Londoner Wembley-Satdion wie erwähnt mit 1:2 gegen den FC Bayern verloren gehen sollte.
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2012: Der fünffache Messi
Die sprichwörtlichen Rücklichter von Lionel Messi haben schon viele Gegner gesehen, doch für Bayer Leverkusen wird Messi 2012 zum wahrhaftigen Albtraum: Der Argentinier schenkt dem überforderten Bundesligisten im Camp Nou fünf Tore ein und erledigt Bayer im Alleingang. Am Ende des Abends steht mit dem 1:7 für Leverkusen eine der höchsten Niederlagen der Champions-League-Geschichte zu Buche.
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2004: Mourinho und Porto feiern den Coup
Das Finale 2004 ist ein historisches: Mit Porto und Monaco stehen sich zwei krasse Außenseiter gegenüber. Porto setzt sich klar mit 3:0 durch und feiert einen der größten Coups der Champions-League-Geschichte. Es ist auch die Geburtsstunde des Star-Trainers José Mourinho, der anschließend zum "großen" FC Chelsea wechselt und sich dort in einer legendären PK als der "Special One" vorstellt.
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2011: Stankovics "Götterschuss"
Manuel Neuer gilt als Erfinder des mitspielenden Torhüters. Doch der Weltmeister von 2014 musste auch Lehrgeld zahlen. Im Viertelfinale bei Inter Mailand passt Neuer gut auf und klärt außerhalb des Strafraums spektakulär per Kopf. Aus Schalker Sicht aber leider genau auf den Fuß von Inters Dejan Stankovic, der den Ball mit einem "Götterschuss" aus 50 Metern volley ins Schalker Tor drischt.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Dal Zennaro
2001: Der zwölfte Mann
Stop, Moment mal! Einmal durchzählen, bitte! Das ist doch keine Start-Elf, sondern eine Start-Zwölf...!? Tatsächlich sind auf dem Mannschaftsbild von Manchester United vor dem Viertelfinal-Rückspiel beim FC Bayern zwölf Spieler zu sehen. Der Grund: ManUnited-Fan Karl Power (l.) hat es in der korrekten Kluft in den Innenraum geschafft und sich heimlich dazusortiert. Ein tolles Erinnerungsfoto!