Riesiges, mysteriöses Loch in der Antarktis aufgetaucht
Kai Steinecke
16. Oktober 2017
In den 1970er Jahren war es schon einmal da, sogar viermal größer. Forscher rätseln, was dort genau vor sich geht. Eine unbemannte Sonde könnte jetzt das Geheimnis lüften.
Anzeige
Ein 80.000 Quadratkilometer großes Super-Rätsel entwickelt sich gerade vor der Antarktis im Weddell-Meer. Satellitenbilder zeigen dort eine Fläche ohne Eis, die trotz Außentemperaturen von circa minus 20 Grad zustande kommt. Das Loch von der doppelten Fläche der Niederlande sorgt für viele Fragezeichen bei Ozean-Forschern. Bis jetzt konnten sie die Fläche noch nicht genauer untersuchen.
"Wir haben hunderttausende von Quadratkilometern Meereis und auf einmal ist da ein Loch drin! Das ist schon sehr außergewöhnlich", sagt Dr. Michael Schröder, Ozeanograph am Alfred-Wegener-Institut.
Polynja - so heißen eisfreie Flächen im Meereis. Eigentlich kommen sie nur in Küstennähe vor, wenn das Eis durch Winde von der Küste weggetrieben wird. Doch diese mysteriöse Polynja, die das letzte Mal 1976 beobachtet wurde, ist direkt von einer dicken Eisschicht umgeben. "Es gibt schon mal kleine Polynien", sagt Schröder. "Aber dieses Ausmaß und diese Lage im Weddell-Meer ist wirklich einzigartig."
Theorien und Vermutungen gibt es viele, "aber die Datenlage ist denkbar ungünstig", sagt Schröder ein wenig frustriert. Schließlich ist das Phänomen bisher nur zweimal aufgetaucht und davon existieren ausschließlich Satellitenbilder.
Allerdings hat die Forschungswelt vielleicht ein bisschen Glück, um den Fall zu knacken. Denn in der Antarktis sind mehrere autonome Drifter im Einsatz. Das sind unbemannte Mini-U-Boote, die im Meeresstrom treiben und Daten über Dichte, Temperatur und Salzgehalt sammeln.
Einer dieser kleinen Datensammler tauchte zufällig in dem riesigen Eisloch im Weddell-Meer auf. Allerdings wollten die Forscher vom Southern Ocean Carbon and Climate Observations and Modeling project (SOCCOM), die den Drifter betreiben, ihr zufällig erlangtes Wissen nicht mit uns teilen. Also gibt es keinen Kommentar zu den Daten, die das Mini U-Boot gesammelt hat. Wir müssen also darauf warten, dass die Forschungsberichte in Fachpublikationen veröffentlicht werden.
Dankenswerterweise springt uns Dr. Michael Schröder zur Seite und stellt eine der wahrscheinlichsten Theorien vor (siehe Grafik). Im Weddell-Meer gibt es zwei Wasserschichten: Eine kältere, die direkt unter der Eisfläche liegt (Winterwasser) und eine etwas wärmere Schicht, die wiederum unter der kalten Schicht liegt (Tiefenwasser). An dem Punkt der Polynja ist dieses Verhältnis schon leicht gestört durch den Unterwasserberg Maud Rise.
Kommt es jetzt an der Eisoberfläche zu einer großen Störung (beispielsweise einem Sturm), kann das wärmere Wasser nach oben gezogen und das kalte nach unten gedrückt werden. "Das funktioniert dann wie bei einem Strohhalm, der das Warmwasser nach oben saugt. Die Wassermassen mischen sich dann ähnlich wie beim Rühren in einer Tasse", erklärt Schröder mit einem Lachen. Einmal gestartet, funktioniert dieser Warmwasser-Fahrstuhl so lange bis der nächste Sommer das gesamte Eis schmelzen lässt. Das Resultat: Die Eisfläche schmilzt schon im Winter.
"Unterschiedliche Theorien haben dann einfach einen anderen 'Rührer' als den Wind", verdeutlicht Schröder die denkbaren Mechanismen. Er hält es für die plausibelste Theorie, weil es ansonsten keine Wärmequellen im Weddell-Meer gibt. Warm heißt übrigens +1,4 Grad.
Und wer ist Schuld?
Im Hinterkopf hallt es schon: "Klimawandel, Klimawandel!" Doch der Forscher widerspricht. "Für sowas ist es noch viel zu früh. Zweimal hat die Kuh irgendwo hingemacht und wir sollen jetzt sagen, warum gerade da. So schnell können wir das nicht! Ob die Kuh bewusst auf den Fleck kackt oder es nur Zufall ist, ist momentan noch total unklar", sagt Schröder streng, kann sich aber ein Lachen nicht verkneifen.
Die gespannten Blicke zieht jetzt das Forschungsteam des SOCCOM auf sich, die ihre Arbeit erst in ein paar Monaten veröffentlichen werden. Erst dann lässt sich eine wissenschaftlich stichhaltigere Aussage treffen. Selbst dann wird vermutlich noch unklar sein, was für eine Auswirkung dieses Phänomen auf globaler Ebene haben wird. Bei einer wärmeabgebenden Fläche, die doppelt so groß ist wie die Niederlande, könnten die Folgen großen Einfluss auf das allgemeine Klima oder die Meere haben.
Pinguine - die coolsten Frackträger aller Zeiten
Kennen Sie schon die schwulen Pinguine aus Bremerhaven oder Sir Nils Olav? Nein? Dann wird es aber Zeit! Der Welt-Pinguin-Tag am 25. April ist DIE Gelegenheit, um mehr über die watschelnden Vögel zu erfahren.
Bild: picture alliance/dpa/I. Wagner
Welt-Pinguin-Tag
Am 25. April ist Welt-Pinguin-Tag - nicht zu verwechseln mit dem Penguin Awareness Day am 20. Januar. Awareness heißt so viel wie Bewusstsein oder Erkenntnis. Die Adeliepinguine und all ihre Verwandten sind eben so toll, dass sie gleich zwei Feiertage verdienen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Lewins
Unterwasserflieger
Sie können nicht durch die Lüfte fliegen und auch beim Laufen an Land sehen Pinguine wenig elegant aus - trotz ihres schicken Fracks. Aber im Wasser macht ihnen keiner etwas vor. Ihre stromlinienförmigen Körper erlauben es ihnen, wie Torpedos blitzschnell durchs Wasser zu schießen. Selbst die großen Kaiserpinguine bringen es auf bis zu 2,7 Meter pro Sekunde.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Zuhause am Strand
Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen: Sand, Sonne - und Pinguine? Aber die Vögel leben nicht nur in der Antarktis. Diese sich sonnenden Exemplare sind Brillenpinguine. In Simon's Town in Südafrika gibt es eine ganze Kolonie von ihnen. In Australien findet man Zwergpinguine. Die kleinste Pinguinart wird nur 30 Zentimeter groß. Im Vergleich: Kaiserpinguine werden bis zu 1,30 Meter groß.
Bild: Lars Bevanger
Sir Nils Olav
Hier sieht man einen Ehrenoberst bei der Inspektion seiner Truppen. Königspinguin Sir Nils Olav lebt im Edinburgher Zoo in Schottland. Er wurde 2008 beim Besuch der königlichen Garde Norwegens zum Ritter geschlagen. 1972 übernahm die Garde die Patenschaft für einen Königspinguin im Zoo, seitdem gilt er als Maskottchen der Truppen und stieg über die Jahre vom Unteroffizier zum Oberst auf.
Bild: Getty Images/E. Jones
Strickpullis gegen die Ölpest
Nach Ölkatastrophen werden Pinguine oft von Freiwilligen gewaschen, aber alles Öl können auch sie nicht aus den verklebten Federn entfernen. Deshalb werden den Pinguinen kleine Wollpullover angezogen, damit sie bei dem Versuch, ihre Federn zu reinigen, kein Öl schlucken. Außerdem zerstört das Öl auch die isolierende Fettschicht der Pinguine. Mit den Pullovern wird ihnen trotzdem nicht kalt.
Bild: picture-alliance/dpa/Philip Island Nature Parks/Hpicture-alliance/dpa/Philip Island Nature Parks/H
Große Filmstars
Immer mal wieder sind die niedlichen Vögel auch im Kino erfolgreich. "Die Pinguine von Madagaskar" und "Happy Feet" waren erfolgreiche Animationsfilme mit Pinguinen in der Hauptrolle. "Die Reise der Pinguine" aber war eine Dokumentation über waschechte Kaiserpinguine und die Strapazen, die sie für ihre Küken auf sich nehmen. Der Film gewann den Oscar für die beste lange Dokumentation.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/R. Linke
Alles für die Kids
In dem Film sind Kaiserpinguine zur Brutzeit zu sehen. Sie wandern vom Meer wochenlang zu ihren Brutplätzen in der Antarktis. Dort brütet das Männchen das Ei auf seinen Füßen aus. Das Weibchen läuft zurück zum Meer, um zu fressen. Die Männchen stehen eng beisammen, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Wenn das Küken nach 60 Tagen schlüpft, hat der Vater ein Drittel seines Gewichts verloren.
Bild: picture-alliance/dpa
Gleichgeschlechtliche Liebe auch bei Pinguinen
Der "Zoo am Meer" in Bremerhaven hatte gehofft, die vom Aussterben bedrohten Humboldt-Pinguine nachzüchten zu können. Weil aber bei den Tieren das Geschlecht nur schwer festzustellen ist, merkte im Zoo lange keiner, dass die Kolonie hauptsächlich aus Männchen bestand. So bildeten sich viele "schwule" Pärchen, die mangels anderer Möglichkeiten versuchten, Steine auszubrüten.
Bild: picture alliance/dpa/I. Wagner
8 Bilder1 | 8
Arbeiten in der Antarktis
Temperaturen von bis zu -55 Grad Celsius und Monate absoluter Dunkelheit machen das Leben eines Forschers in der Antarktis zur Herausforderung. Doch die Arbeit am Ende der Welt verspricht auch Schönes.
Bild: British Antarctic Survey
Bewegliche Wissenschaft
Halley VI in der Antarktis war ein Novum: Das erste verschiebbare Forschungslabor der Welt. Das raumschiffartige Gebilde bietet sowohl Wohnraum für die Wissenschaftler als auch hochmodern ausgestattete Labore. Trotz seiner Größe lässt sich Halley VI relativ leicht über den Kontinent bewegen.
Bild: British Antarctic Survey
Die Dinge ändern sich
Jetzt ist diese Beweglichkeit von Vorteil, denn Halley VI muss umziehen. Nördlich der Forschungsstation hat sich das Eis gespalten – und der Riss im Brunt-Schelfeis wird immer größer. Die Station ist zwar nicht in akuter Gefahr, man fürchtet jedoch, sie könnte weitere Risse verursachen. Im schlimmsten Fall könnten riesige Teile der Eisfläche abbrechen.
Bild: British Antarctic Survey
Eine Weltall-Wetterstation
Die Forschungsbasis in der Antarktis ist eine riesige Datensammelmaschine, die über Sonneneruptionen, den Ozonabbau, die chemische Zusammensetzung der antarktischen Atmosphäre und über den Klimawandel informiert. Halley VI ist bekannt als die erste Forschungsstation, deren Aufgabe es ist, Ozonlöcher aufzuspüren.
Wer in Halley VI arbeitet, ist nicht nur vom Rest der Welt abgeschnitten. An 105 Tagen im Jahr ist es an diesem Ort der Erde stockfinster. Einziges Trostpflaster: Die spektakulären Polarlichter, die sogenannten Aurora Australis, lassen sich wohl nirgendwo besser beobachten.
Bild: British Antarctic Survey
Labore auf Skiern
Die Forschungsstation besteht aus acht Modulen. Jedes dieser Module steht auf hydraulischen Beinen, mit speziell angefertigten Skiern als „Füßen“. Jedes Modul kann abgekoppelt und einzeln über den Schnee gezogen werden. Ein Umzug, wie er jetzt bevorsteht, ist so immerhin einfacher.
Bild: British Antarctic Survey
Eine antarktische Stadthalle
Der große rote Container gehört ebenfalls zur Forschungsstation. Er dient den Wissenschaftlern als Versammlungsort. Im Sommer arbeiten 70 Forscher in den antarktischen Laboren, im Winter sind es nur 16. Hier können sich die Wissenschaftler treffen und mal über etwas anderes nachdenken, als über die Arbeit an diesem einsamen Ort.
Bild: British Antarctic Survey
Eiskalter Job
Die Wissenschaftler genießen eine herrliche Aussicht und haben spannende Aufgaben – die sie besser drinnen erledigen sollten. In den Wintermonaten weht ein eisiger Wind um Halley VI und die Temperaturen fallen auf -20 Grad Celsius, manchmal sogar bis auf -55 Grad Celsius.