Modeste - zurück aus der Versenkung:
24. Oktober 2021Die Glückwünsche wollten gar nicht mehr aufhören. Um Kölns Anthony Modeste bildete sich nach dem Schlusspfiff eine Traube aus Mitspielern, dem Trainerteam und der Kölner Chefetage - alle umarmten und drückten den Franzosen, der mit seinen zwei Toren die Kölner Derbyniederlage gegen Bayer Leverkusen gerade noch abwenden konnte. Modeste hatte mit seinem Doppelpack einen 0:2-Rückstand in ein 2:2-Unentschieden verwandelt.
"Wir haben das Spiel umgedreht, das ist unsere Stärke in dieser Saison. Das ist unser Wohnzimmer, da kann man eben nicht so einfach gewinnen", sagte Torjäger Modeste, der auf seiner Ehrenrunde mit Standing Ovations und Sprechchören gefeiert wurde, bei DAZN: "Wenn du viel investierst, kriegst du eben viel zurück."
Das zum ersten Mal nach mehr als 600 Tagen wieder vollbesetzte Kölner Stadion stand Kopf und feierte seinen Derbyhelden. Der 33-Jährige bedankte sich und verschenkte sein Trikot an einen kleinen Fan, der auf der Tribüne auf sein Idol gewartet hatte, bevor Modeste seinen wohlverdienten Feierabend antreten konnte. Die Kölner holten in dieser Saison sieben Zähler nach Rückstand und sind vor eigenem Publikum weiter unbesiegt. Zudem knackte Modeste erst als zweiter ausländischer FC-Profi nach dem Österreicher Toni Polster die 50-Tore-Marke in der Bundesliga.
Modeste: "Ich lieb‘ den"
Modeste, der in dieser Saison bereits sechs Mal getroffen hat, ist nach sportlich schweren Jahren wieder voll da. In den vergangenen drei Spielzeiten hatte der 33-Jährige gerade einmal zehn Tore für die Kölner in der ersten und zweiten Bundesliga erzielen können. Nach seinem verkorksten Ausflug in die chinesische Liga und der Rückkehr an den Rhein hatte Modeste viele Probleme, an seine alten Leistungen anzuknüpfen. "Ich habe mich konstant analysiert", betonte Modeste zuletzt, "wenn es zwei Jahre lang nicht läuft, musst du dich hinterfragen. Ich investiere viel in mich selbst. Wer viel arbeitet, wird belohnt."
Mit ein Grund für die Renaissance von Modeste ist Kölns neuer Trainer Steffen Baumgart. Seitdem er beim "Effzeh" das Sagen an der Seitenlinie hat, blüht auch "Tony" wieder auf. "Ich lieb‘ den", erklärte Modeste vor einigen Wochen im ZDF-Sportstudio. "Wir haben einen geilen Trainer." Baumgart hat den Kölnern eine neue, mutige und offensiv ausgerichtete Spielidee vermittelt, die dem Franzosen sehr zu Gute kommt. Dazu kommt der Stürmer mit der offenen Art des Trainers gut klar.
Erinnerungen an 2017 werden wach
"Er sagt einem die Dinge ins Gesicht und redet nicht hinter dem Rücken. Ich fühle, dass der Trainer auf mich setzt. Das ist richtig, richtig gut." Der Trainer findet ebenfalls lobende Worte für seinen wieder erstarkten Knipser. "Er hat seit Langem mal wieder eine komplette Vorbereitung mitgemacht, fehlt in keinem Training. Deswegen ist er in einem guten körperlichen Zustand und hat sich das Quäntchen erarbeitet", erklärte Baumgart. "Dass Tony die Qualität hat, wenn wir ihn in die Abschlussposition kriegen, wissen wir."
Modeste ist wieder da und nach seinen durchwachsenen letzten Jahren auch beim Publikum wieder akzeptiert und beliebt. Die FC-Fans glauben, dass ihr "Tony" wieder so stark ist wie in der Spielzeit 2016/17, als er die Kölner mit 25 Treffern in die Europa League geschossen hatte. "Wir gehen jedes Spiel mit voller Kraft an, da der Trainer das so verlangt", berichtete Modeste. Und tut der Franzose das auch in den kommenden Monaten, ist viel möglich in dieser Saison.